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Experten geben Tipps für den GartenWie man Bienen in Köln helfen kann

Lesezeit 3 Minuten

Caroline Michel (Mitte) und Karin Lamsfuß (r.) beim Vortrag.

Nippes – Für Kleingärtner, die den Kölner Bienen, anderen Nutzinsekten und Tieren generell etwas Gutes tun wollen, haben Caroline Michel und Karin Lamsfuß drei klare Tipps. Erstens: ein kompletter Verzicht auf Chemie – auch wenn es bei akutem Schädlingsbefall noch so schwer fällt. „Sie sollten alle Gifte komplett verbannen, ohne Wenn und Aber. Auch wenn noch so nette Bilder mit Bienen auf der Packung sind“, so Michel. So schädige etwa Schneckenkorn auch Eichhörnchen; unter Läuseschutzmitteln an Obstbäumen litten die Bienen. Zweitens: eine Mischung zwischen blühenden Pflanzen und Obst schaffen; Nutzinsekten mögen etwa Apfelbäume, Kornblumen, Mohn, Malven und Wilde Möhre.

Wackeliger Start

Drittens: Den Garten als solchen belassen – und nicht in eine Steinwüste umwandeln. „Es gibt einen fatalen Baumarkt-Stil, den Trend zu Schottergärten mit Gestein.“ Man habe wohl nicht mehr viel Zeit, die seit Jahren schwächelnde Bienen-Population zu retten. „Vielleicht kriegen wir noch die Kurve, aber wir haben nur noch ein paar Jahre – einige sagen sieben, andere zehn.“

Michel und Lamsfuß bildeten den Auftakt zum ersten, für alle Interessierten offenen „Science Green Slam“ zum Thema Bienen und Naturschutz im Vereinsheim des Kleingartenvereins Flora e.V. an der Krüthstraße 1. Die Resonanz war mit rund 70 Besuchern – nicht nur Kleingärtner, sondern auch viele Externe – erfreulich.

Bienen sind gefährdet.

Das Prinzip des Abends „mit allem Drum und Summ“: Die Referenten wechselten sich im zehn- bis 15-minütigen Rhythmus ab. Die Veranstaltung war Teil der Reihe „Grünsystem Köln“, initiiert von der Bürgerinitiative „Grüne Lunge Köln“ mit regelmäßigen Vorträgen und Spaziergängen.

Einer, der sich mit Bienen aus nächster Nähe auskennt, ist Volker Neu, einer der Kleingärtner des Flora e.V. Vor zehn Jahren war er auch aus pragmatischen Gründen zum Imker geworden. „Meinen Birnenbäumen fehlten damals die Bestäuber.“ Nach einem wackligen Start mit einem wahren Behördenmarathon – er brauchte etwa für den Transport seiner ersten Bienen von Bonn nach Köln ein Veterinär-Zeugnis – läuft es bei ihm mittlerweile sehr gut. „Imker sein ist ein Spiel mit der Natur.“ Aus einem Bienenstock brachte er ein Wabenbrett mit, das man auch anfassen und beschnuppern konnte. „In Nippes sind die Bedingungen für Bienen recht gut, viel besser als auf dem Land. Wir haben viele Kleingärten und viele Bäume in unserer Umgebung.“

Die „süßeste Fluggesellschaft der Welt“ wiederum leiten Iris Pinkepank und Stephanie Breil von der „Honig-Connection“, einem Verein, der sich für Wildbienen einsetzt. Am Flughafen Köln/Bonn, einem Kooperationspartner, haben sie einen „Check-In-Schalter“ – und zum Vortrag kamen sie in lustigen Stewardessen-Uniformen. Von ihnen erfuhr man, dass die Bestäubungs-Leistung der Bienen in Deutschland pro Jahr einen wirtschaftlichen Wert von rund zwei Milliarden Euro habe. „Die Wildbienen können letztlich jedoch nur auf dem Land gerettet werden, indem man auf Gifte und Monokulturen in der Landwirtschaft verzichtet. Unsere Aktionen in der Stadt haben bloß symbolischen Wert.“