Köln – Es ist nicht nur ein riesengroßer Schritt für die Skateboard-Szene der Region, sondern auch ein Ausrufezeichen für Kölns Selbstverständnis als Sportstadt – darin waren sich alle Gäste einig: Mit dem neu eröffneten „Köllefornia-Skatepark“ auf dem Gelände des Skatervereins Northbrigade e.V. in Weidenpesch ist Köln endgültig zurück im Kreis der Boarder-Metropolen Europas.
Rund 2500 Besucher kamen am Samstag zur Feier des „Grand Re-Opening“ – und bekamen bei den Shows und Wettbewerben spektakuläre Tricks von internationalen Profi-Skatern zu sehen: Etwa einen waghalsigen Sprung über zehn Treppenstufen hinab – mit Drehung um die eigene Achse während der Flugphase. Nicht wenige scheitern an der spektakulären Figur; doch auch das Stürzen haben die Skater gelernt, und so passiert ihnen nichts weiter. Diejenigen dagegen, die den Sprung sicher auf ihrem Brett landen, werden umso lauter gefeiert – ein Jubelsturm schwappt dann jedes Mal über die Anlage.
Skater haben imposante Anlage selbst mitfinanziert
Der 1988 gegründete Skate- und BMX-Rad-Park, der 1991 auf sein heutiges Gelände an der Bezirkssportanlage Weidenpesch hinter dem Feuerwehr-Hauptquartier umzog und 1994 die BMX-Weltmeisterschaft ausrichtete, hatte sich noch vor einigen Jahren in recht veraltetem Zustand präsentiert.
Nach einer jahrelangen Planungsphase und hartnäckigem Ringen um die Realisierung wurde er in den vergangenen Monaten durch professionelle Anlagenbauer saniert, um Zusatz-Fahrattraktionen erweitert und landschaftsgärtnerisch gestaltet – auch mit ehrenamtlicher Hilfe der meist jungen Nutzer, die 1220 Stunden Arbeitszeit in den Umbau investierten. Bereits im Vorgriff auf die neue Anlage konnten 2011 und 2013 mit der „Bowl“ und der „Oyster“ zwei Einzel-Fahrelemente des heutigen Parks eröffnen.
Das Gesamtgelände umfasst nun 7400 Quadratmeter, wovon 3200 auf die reinen Fahrflächen entfallen. Von den Gesamt-Sanierungskosten in Höhe von rund 700.000 Euro trug zwei Drittel das Sportamt; den Rest trug der Verein über Eigenmittel bei, dabei half auch die Bezirksvertretung Nippes mit Zuwendungen aus ihrem Etat für das Stadtverschönerungs-Programm. Der Nippeser SPD-Bezirksvertreter Winfried Steinbach befand die Bezirksmittel als sehr gut angelegt. „Dieter Ortsiefer ist einfach ein Visionär“, bilanzierte er zufrieden mit Blick über die imposante Anlage.
Großes Ziel: Olympia-Leistungszentrum
Zur Eröffnung gratulierten unter anderem Ratsmitglied und OB-Kandidat Jochen Ott, Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, der Nippeser Bezirksbürgermeister Bernd Schößler sowie Bernd Neuendorf, Staatssekretär im NRW-Familien- und Sportministerium. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz übernahm die Schirmherrschaft über die Anlage – auf der Flagge des Köllefornia-Skateparks ist nun das Vereinslogo von gelben Europasternen umkreist.
„Wir haben unser Ziel erreicht“, bilanzierte der sichtlich erleichterte Northbrigade-Vorsitzende Dieter Ortsiefer gegen Ende der achtstündigen Feier. "Für uns war es heute eine riesige Chance, unser Anliegen, worum es uns hier geht, zu präsentieren – und eventuelle schiefe Bilder der Skaterszene zu korrigieren.“ Er lobte Verwaltung und Politik für ihre Unterstützung beim Umbau-Vorhaben – und erinnerte an die mitunter schwierige Zeit des Vereins. „Mehrmals in den vergangenen Jahren hat hier das Totenglöcklein geläutet. Umso mehr freuen wir uns heute, die Eröffnung zu feiern – doch angesichts unserer Geschichte feiern wir in Demut.“
Er freut sich über die stets entspannt-friedliche Atmosphäre auf der Anlage und den auch überregionalen Besucherzuspruch. „Wir sind hier eine klassenlose und multikulturelle Gesellschaft. Und wenn ich sehe, dass sogar Leute aus Lippstadt zweieinhalb Stunden Anreise per Zug auf sich nehmen, ist es für uns wie ein Ritterschlag.“ Falls – was wahrscheinlich ist – das Skateboarden in Zukunft olympisch wird, liebäugelt der Skatepark nun damit, nationales Olympia-Leistungszentrum zu werden.