Die Vorsitzende Richterin bezog im Landgericht Köln klar Stellung zu den Vorwürfen.
Prozess um Rocker-SchießereiAufruhr im Gerichtssaal – Kölner Anwalt spricht von Todesdrohungen
Hitzig wurde es am Donnerstag beim Strafprozess im Landgericht um die tödliche Schießerei in der Nippeser Kneipe „No Name“. Im Zeugenstand sagte ein ehemaliges Mitglied einer Diebesbande aus, das durch Rocker-Schüsse schwer verletzt worden war. Der Zorn des Mannes richtete sich gegen einen der Angeklagten, einen früheren Bekannten. Dieser soll die späteren Täter informiert haben.
Köln: Schussopfer streitet Einbruch in „Hells Angels“-Bar ab
Laut Anklage soll der 45-jährige Zeuge mit Komplizen mehrere Spielautomaten aus der von „Hells Angels“- Mitgliedern betriebenen Bar „Hangover“ in der Südstadt gestohlen haben. Ein Mitglied der Bande kannte auch die Rocker, soll diesen das Versteck der Diebe genannt und sich dann in Sicherheit gebracht haben. Die Rocker hatten zuvor 5000 Euro für Hinweise auf die Diebe ausgelobt.
Im Zeugenstand echauffierte sich der Dieb, dass er noch immer mit dem Einbruch in das „Hangover“ in Verbindung gebracht werde. Dort sei er nie gewesen. Vielmehr sei er mit seinen Komplizen in eine Bar in Bilderstöckchen eingestiegen und habe dort drei große Spielautomaten geklaut. Diese habe man dann ins „No Name“ in Nippes geschafft, das damals im November 2015 renoviert wurde.
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Köln: Rocker hätten sofort das Feuer eröffnet
„Der war bei dem Einbruch in Bilderstöckchen dabei“, sagte der 45-Jährige und zeigte in Saal 7 auf den ihm gut bekannten Angeklagten. Er könne sich nicht erklären, warum dieser seine eigenen Leute an die „Hells Angels“ verraten habe und das auch noch mit einer glatten Lüge. Tatsächlich ist bis heute ungeklärt, wer genau damals in das „Hangover“ eingestiegen war und wo die Beute verblieb.
Führende Hells-Angel-Rocker sollen dann das „No Name“ aufgesucht und sofort geschossen haben. Ein Mann fiel tödlich getroffen vom Barhocker. „Mir wurde in die Brust geschossen“, sagte der Zeuge, auch Armdurchschüsse habe er erlitten. Bis heute plagten ihn Alpträume – vor allem vergesse er den Anblick des toten Freundes nicht. Die mutmaßlichen Schützen waren danach in die Türkei geflohen.
Kölner Anwalt spricht von Todesdrohungen
Der „Verräter“ habe ihn damals noch im Krankenhaus besucht und völlig unwissend getan. Zu diesem gewandt sagte der Zeuge, dass dieser jetzt nicht im Gerichtssaal sitzen würde, hätte er ihn damals zu fassen bekommen. Verteidiger Claus Eßer verlangte eine Protokollierung, er fasste diese und weitere Äußerungen als Todesdrohungen auf. Das sah die Vorsitzende Richterin Sabine Kretzschmar nicht so.
„Sie lassen Bedrohungen zu, dann fange ich auch gleich damit an“, mischte sich nun der zweite Angeklagte ein. „Ja, super Idee“, konterte die Richterin trocken. Als der Beschuldigte die Richterin danach aufforderte, sie solle ihren Job richtig machen, meinte diese nur: „Jetzt ist auch mal gut.“ Der Prozess wird fortgesetzt, ein Urteil will die Schwurgerichtskammer frühestens Ende Oktober fällen.