Brandgutachter vom Landeskriminalamt haben im laufenden Prozess ihre Gutachten erstattet.
Brandanschlag auf SEK-BeamteGutachten belastet Kölner nur teilweise – Rede von Reichsbürgerjargon
Nach dem Großbrand in einem Mehrfamilienhaus neben dem Görlinger Zentrum mit einem beinahe erstickten SEK-Beamten haben beim laufenden Prozess im Landgericht nun die Brandgutachter des Landeskriminalamts ausgesagt. Ursächlich als Brandstifter sei demnach der beschuldigte Bewohner der Wohnung in Bocklemünd. Der 57-Jährige wurde aber auch in einem wichtigen Punkt entlastet.
Köln: Couch im Wohnzimmer angezündet
Laut Gutachter hat sich das Feuer von der Couch im Wohnzimmer aus ausgebreitet. Hier hatte sich der Bewohner aufgehalten und laut Anklage mit einer Gasflasche hantiert. SEK-Beamte trafen bei der Erstürmung auf eine Feuerwand. Es brauchte nur Sekunden, bis sich riesige Rauchschwaden ihren Weg in den Flur der Wohnung und das Treppenhaus bahnten, wo die Elitepolizisten postiert waren.
Aufgrund der schnellen Ausbreitung des Rauches tauchte in den Gerichtsakten die Vermutung auf, dass Brandbeschleuniger im Spiel gewesen sein könnte. Dem sei laut Gutachter aber nicht so. Damit wurde der Angeklagte zumindest dahingehend entlastet, dass es sich offenbar nicht um eine akribisch vorbereitete Tat gehandelt hat, die einen möglichst großen Schaden anrichten sollte.
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Kölner Bewohner wird versuchter Mord vorgeworfen
Dem Bewohner wird versuchter Mord vorgeworfen. Ein SEK-Beamter war nach Feuerausbruch im Treppenhaus gefangen, sprach von Atemnot. In Todesangst sei er beinahe aus einem Fenster gesprungen, das er noch habe erreichen können. Die Feuerwehr rettete den Mann. Der Brandstifter sprang seinerseits vom Balkon. Er brach sich den Unterschenkel, der amputiert werden musste.
Der SEK-Leiter, der von der Gasflasche wusste, muss sich die Frage gefallen lassen, warum er ohne Atemschutzmasken die Wohnung stürmen ließ und auch nicht alle übrigen Bewohner zuvor in Sicherheit gebracht wurden. Zum Einsatzkonzept wollte sich der verantwortliche SEK-Mann, der Monate zuvor beim verheerenden Brandanaschlag auf Polizisten in Ratingen dabei war, nicht äußern.
Köln: Hass auf Polizisten gilt als ein mögliches Motiv
Am Mittwoch ging es in Saal 13 des Justizgebäudes auch um die Frage, inwieweit ein möglicher Hass auf Polizisten die Tat in Bocklemünd bedingt haben könnte und ob wirklich gezielt Beamte getroffen werden sollten. Eine „Polizistenallergie“, wie es die Vorsitzende Richterin Sabine Kretzschmar ausdrückte, könnte der Angeklagte bei vorherigen Einsätzen in der Wohnung entwickelt haben.
Ein Beamter sagte im Zeugenstand, der 57-Jährige habe im Rahmen eines Einsatzes wegen häuslicher Gewalt – der Mann soll seine Lebensgefährtin geschlagen haben – Jargon der Reichsbürger genutzt. Die Bundesrepublik Deutschland existiere nicht und die Polizisten arbeiteten bei einer Firma, ihnen ginge es nur ums Geld. In der Reichsbürgerszene selbst soll der Mann aber nicht verkehrt haben.