Nippes – Während die Auswirkungen der Pandemie auf den Schulbetrieb viel Aufmerksamkeit erfahren, fallen die Schwierigkeiten von Betreuungseinrichtungen für Kinder im Vorschulalter oft ein wenig unter den Tisch. „Dabei sind die Bedingungen dort sogar noch erschwert, denn Abstand halten und Masken tragen sind im Umgang mit Kleinkindern schlicht nicht durchzuhalten“, findet Thomas Jung.
Eltern wollen Raumluftfilter
Er ist Vorsitzender des Elternbeirats der Städtischen Kindertageseinrichtung Neusser Straße, der sich schon im vergangenen Sommer, nach dem ersten Lockdown, mit diesem Problem auseinandergesetzt hat. „Da wir einige im medizinischen Bereich Tätige und Fachleute aus der Forschung im Bekanntenkreis haben, kamen wir auf eine mögliche technische Lösung, nämlich mobile H14-HEPA-Raumluftfilter, die Viren, Pilze und andere Mikroben aus der Atemluft filtern können. Wir fragten uns, warum nicht unseren Kindergarten mit so einem Filtersystem ausstatten?“Die Eltern nahmen daraufhin einerseits sowohl mit den Verantwortlichen der Kita-Leitung und den jeweils zuständigen Abteilungen des Jugend-, und des Gesundheitsamtes, als auch mit Herstellern von Luftfilteranlagen auf.
Hersteller bot gute Konditionen
Bei letzteren stießen sie mit ihrem Anliegen auf weit geöffnete Ohren: Mehr als eine Firma bot dem Beirat ihre Geräte – deren Listenpreise sich zwischen 1000 und 4000 Euro bewegen – zu sehr günstigen Konditionen an, auch um von den dabei gewonnenen Erfahrungen profitieren zu können. „Um mehr über die Wirksamkeit der in Frage kommenden Geräte in Erfahrung zu bringen, hatten wir außerdem Kontakt zu einem Professor vom Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik der Universität der Bundeswehr in München aufgenommen“, so Jung weiter. „Dieser sagte uns, dass jedes Gerät mit einem Filter der Klasse H14 sowie einem ausreichenden Volumenstrom geeignet sei.“
Bei den Verantwortlichen der Stadt wurde die Initiative der Eltern hingegen verhalten aufgenommen. „Während die Leitung der Kita uns auf ihre Vorgesetzten verwies, erhielten wir von den Ämtern zunächst keine Rückmeldung“, so Jung. So schilderte er sein Anliegen noch einmal in einem Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die daraufhin die Kontaktaufnahme mit den zuständigen Abteilungsleitern des Jugendamtes in die Wege leitete. „Die hielten unseren Vorschlag zunächst für schwer umsetzbar, wir boten hingegen an, dass unser Kindergarten als Pilotprojekt für Köln betrachtet werden könne, das neue Handlungsspielräume für den Infektionsschutz aufzeigen werde“, berichtet Jung.
Bei einer Vorführung eines von einem der Hersteller zur Verfügung gestellten Gerätes im Oktober konnten aus Jungs Sicht einige Bedenken aus dem Weg geräumt werden. „Es war im Betrieb weder zu laut, noch besteht eine Verletzungsgefahr für die Kinder durch bewegliche Teile“, meint er. Die abschließende Stellungnahme, die Robert Voigtsberger, der Beigeordnete des Dezernats für Bildung Jugend und Sport, dem Elternbeirat im Dezember zukommen ließ, enttäuschte diesen jedoch: So habe man sich zwar entschlossen, den Einsatz von Luftfiltern in Schulen und Kitas zusammen mit der Technischen Hochschule Köln zu erproben, jedoch nicht in der Kita Neusser Straße, da diese die Anforderungen der Erprobung nicht erfülle. Stattdessen soll die Erprobung in sieben Räumen „mit ungünstigen Lüftungsmöglichkeiten“ verschiedener Schulen und Kitas erfolgen. Dort sollen die Geräte mittels Partikelmessgeräten bis zur Wiederaufnahme des Betriebes getestet werden.
Corona-Fall vor Weihnachten
Seit dem Lockdown Mitte Dezember erhält auch die Kita Neusser Straße nur eine Notbetreuung aufrecht. „In der Woche vor Weihnachten kam es unter den dort Anwesenden dann zu einem Corona-Fall, weshalb fünf Kinder in Quarantäne mussten – es hat sich zwar keines angesteckt, aber es zeigt doch, dass unsere Sorgen berechtigt waren“, sagt Jung. „Diejenigen von uns, die auf die Betreuung angewiesen sind, bringen ihre Kinder mit einem sehr unguten Gefühl in die Einrichtung“, sagt er, stellt jedoch klar, dass die Arbeit der Erzieher von den Eltern sehr geschätzt wird. „Aber beim Krisenmanagement auf der Leitungsebene vermissen wir Führung, weil jeder die Verantwortung an den anderen abgibt. Wir wünschen uns einfach eine Lösung und eine breitere Diskussion des Themas.“