In pandemischen Zeiten wird der Spaziergang zum Volkssport.
Unsere Stadtteil-Experten haben individuelle Routen durch die Veedel erkundet.
Die heutige Tour führt entlang vieler historischer Gebäude in Alt-Niehl.
Köln-Niehl – Dieses malerische Veedel ist einen Rundgang wert: Auf fast 1100 Jahre blickt Alt-Niehl, der Kern des 927 erstmals erwähnten heutigen Kölner Stadtteils, zurück. Dem kleinteiligen Viertel zwischen Industriestraße, Rhein und Ford merkt man die Historie als kleines Fischerdorf an.
Start an der Sebastianstraße
Los geht’s an der Sebastianstraße, wo die Bahnlinie 16 endet. Wir gehen, parallel zu den Gleisen, einige hundert Meter den Fuß- und Radweg in Richtung Osten, vorbei an Gärten und Plätzchen. An der Ecke Merkenicher Straße biegen wir nach links ab, dann direkt wieder nach rechts in die abgepollerte kleine Straße In der Maienkammer. Links und rechts stehen eine Reihe der hübschen kleinen Fischerhäuser, die in Alt-Niehl vielerorts zu sehen sind.
Am Ende der Straße, auf dem Niehler Damm, blicken wir zum Aufgang der Niehler Hafenbrücke, die seit 1986 besteht. Von der Brücke aus hat man eine gute Sicht auf das Containerpanorama des Hafens; auf der anderen Seite lässt sich bis Leverkusen schauen. Die Brücke landet am Molenkopf, wo es eine lange Rheinaue mit Sandstränden und dem Cranachwäldchen gibt. Drehen wir ruhig eine Runde, bevor wir über die Brücke zurückkehren.
Wir biegen nach der Brücke rechts ab und folgen dem Niehler Damm in Richtung Norden. Nach rund 350 Metern öffnet sich nach rechts eine Grünfläche: der Bürgerpark Niehler Damm. Mit neu gepflanzten Blumen und ersten Baumknospen zeigt er sich derzeit vorfrühlingshaft. Im Park wird seit einem Jahr Boule gespielt und auch der Spielplatz ist vor kurzem mit einem schönem Kletter-Piratenschiff aufgewertet worden. Hier ist außerdem ein Freiluft-Fitnesspark geplant.
Infos zur Tour
Anfahrt und Parken: Die Endstation der KVB-Bahnlinie 16 liegt direkt am Startpunkt, der Sebastianstraße. Auch der 147er-Bus hält dort. Reichlich Parkplätze gibt es (noch) entlang der Scheibenstraße, ein Stück um die Ecke, oder an der Rennbahn-Rückseite Niehler Straße. Der Rundgang umfasst exakt fünf Kilometer; bei schönem Wetter lässt er sich mit einem Strandtag an den Rheinauen am Molenkopf kombinieren.
Am Niehler Damm 179, auf Höhe Spielplatz, liegt eine der ältesten Gaststätten des Ortes in neuem Gewand: Im 18. Jahrhundert war hier die „Restauration zum Vater Rhein“, die auch einige Jahre als Schulhaus diente. Seit 2015 sitzt hier das „Gaffel im Linkewitz“, mit (außerhalb von Corona) schöner Terrasse und Kulturprogramm. Das Lokal bietet derzeit Speisen und Getränke zum Mitnehmen an.
Das „Niehler Dömchen“ aus dem 13. Jahrhundert
Wiederum knapp 400 Meter den Niehler Damm nordwärts liegt das historische Schmuckstück von Alt-Niehl: das „Niehler Dömchen“, Alt St. Katharina, neben dem links im Hintergrund zu sehenden Altbau der Grundschule Halfengasse von 1887. Noch heute wird die 1236 erstmals erwähnte kleine Kirche für Gottesdienste genutzt. Wiederum ein Stück weiter liegt – was man auch ganz leicht riechen kann – das Düker-Oberhauptgebäude, wo der Startpunkt zur großen Abwasserleitung unterm Rhein hindurch zum Klärwerk Stammheim liegt. Hier steht ab Mitte des Jahres ein Neubau der Leitung, verbunden mit einer Großbaustelle, an.
In Höhe der Bushaltestelle ein Stück weiter verlassen wir über das Treppchen den Niehler Damm und gehen hoch zur Straße Auf der Seekante. Halbrechts in den Flittarder Weg abbiegend, gelangen wir zur Merkenicher Straße. Rechts liegt, mit markantem geschwungenem Dach das Hofgut Villa, eines der ältesten Wohngebäude mit Ursprüngen im 12. Jahrhundert.
Wir gehen die Merkenicher Straße links herunter; dort wo der Kiosk an der Ecke steht, kann man einen Abstecher ins Viertel Pastor-Wolff-Straße/Im Grund machen. Hier ist in den vergangenen Jahren viel passiert: Eine Wohnsiedlung, eine Kita und ein Flüchtlingsheim wurden gebaut; auch die zwei Kunstrasenplätze des CfB Ford Niehl liegen hier.
Das „Niehler Brauhaus“ — eine traditionsreiche Adresse
Der Merkenicher Straße nach Süden folgend, sehen wir nach kurzer Zeit das Bunneplätzche vor dem Lokal „Bei d’r Bunn“. Hier ist eine der früher zahlreichen Wasserpumpen des Veedels, die „Krakels Pump“, originalgetreu restauriert; gegenüber liegt das „Niehler Brauhaus“ mit bemalter Fassade – eine weitere Traditions-Adresse.
Die Sebastianstraße hinab gelangen wir zur neuen Kirche St. Katharina und ein Stück weiter an der Ecke Feldgärtenstraße zum 1905 eröffneten St.-Agatha-Krankenhaus.Die Tour endet am Ausgangspunkt – wo sich in jüngerer Zeit Einiges verändert hat: Der Dorfplatz am Ortseingang und das Gebäude mit Bäckerei im Erdgeschoss entstanden erst vor wenigen Jahren. Zuvor befand sich hier ein schmuckloser Parkplatz mit zwei Ruinen im Hintergrund. Auch wenn es nach Meinung vieler Niehler gern noch grüner gegangen wäre, hat sich das Bild nun doch deutlich verbessert.
Ein Extra-Tipp zum Spaziergang: Seit einigen Monaten gibt es den Alt-Niehler Kulturpfad des Niehler Bürgervereins, der momentan 17 Stationen umfasst und demnächst um fünf weitere ergänzt wird. Mittels QR-Code fürs Smartphone, der auf den weißen Schildern abgedruckt ist, lässt sich noch mehr über die Geschichte der jeweiligen Häuser, Objekte oder Plätze lernen.