Mit Eintreffen der Baugenehmigung sollen die Arbeiten zur Wiederbelebung des historischen Mühlenhofs in Longerich losgehen. Was geplant ist.
Baubeginn rückt näherMühlenhof in Longerich wird zum inklusiven Denkmal-Wohnprojekt
Den krönenden „Schlussstein“ seines Mammutprojekts hat Christian Best bereits fest vor Augen: Wenn das Bauvorhaben in der denkmalgeschützten Vierkanthof-Anlage aus dem 19. Jahrhundert beendet ist, soll eine Linde in der Mitte des Innenhofs gesetzt werden – als Mittelpunkt der Anlage, grüner Blickfang und Kraftzentrum. Doch zuvor wartet noch sehr, sehr viel Arbeit.
Best und seine Familie hatten die seit 1989 unter Denkmalschutz stehende Hofanlage 2022, die damals vor der Zwangsversteigerung stand, gekauft; seit 2010, als die letzte Bewohnerin im Alter von 92 Jahren verstorben war, hatte der Hof leer gestanden.
Entrümpelung und geplante Umgestaltung des Mühlenhofs
Erster Schritt nach dem Kauf war die Entrümpelung der Räumlichkeiten, in denen der Schrott und Müll sich mitunter bis an die Decken stapelte. Bei einem Konzert im August 2023 war die Anlage erstmals seit langem wieder öffentlich zugänglich gewesen; seitdem fanden mehrere Flohmärkte und eine Veranstaltung zum Tag des Offenen Denkmals im September 2024 statt.
Alles zum Thema Landschaftsverband Rheinland
- Naturschutzgebiet Der BUND schaltet sich in die Planung fürs Lemmerz-Freibad in Königswinter ein
- Abkehr von Plattform X LVR verlässt nach 13 Jahren Twitter-Ersatz
- Bodendenkmäler In Bad Münstereifel wurde durch die Flut Historie frei gespült
- Denkmalschutz Warum das Siegburger Stadtmuseum eingerüstet ist
- Neues Buch So spannend ist die Frechener Geschichte vom „Finchen“, der Straßenbahnlinie F
- „Ein gutes Signal“ Grabungen auf Kölner Museumsbaustelle sind gesichert
- Soziales Projekt In Mechernich mit Pflegekindern wie in einer Familie gelebt
Laut der Pläne sollen 15 Wohnungen mit 1440 Quadratmetern Gesamtfläche in dem aus sieben einzelnen Gebäuden bestehenden Ensemble an der Ecke Longericher Hauptstraße / Wirtsgasse entstehen, plus einem gemeinschaftlich genutzten „Infrastrukturraum“ mit Küche, in dem in- und externe Veranstaltungen möglich wären.
„Der rollstuhlgerechte Infrastrukturraum ist sozusagen der Gemeinschaftsraum oder die Kellerbar des Hofs, für alle im Veedel. Konzerte, Lesungen, Yoga, Versammlung oder einfach nur – ganz niederschwellig – Treffen und Kaffeetrinken.“ Gruppenübergreifendes, inklusives Leben und Wohnen im Mühlenhof zu ermöglichen und als Normalität für alle wahrnehmbar zu machen, sei Grundlage aller Planungen.
So soll auch ein soziokultureller Beitrag zur Quartiers-Transformation erbracht werden. „Das Ziel ist es, ein positiv-gesellschaftliches Projekt zu schaffen, obwohl es ein privates Vorhaben ist“, erläutert Best beim Treffen auf der Hofanlage.
Gespräche mit möglichen Förderern
Im Mai vorigen Jahres hat Best den Bauantrag für das Projekt gestellt, der sich anschließend in der Bearbeitung etwas verzögert hatte. In diesen Tagen und Wochen rechnet er jedoch mit der Baugenehmigung. Dann könnten die Gespräche mit den Finanzierern und Förderern des Projekts in die entscheidende Phase einbiegen.
Bereits Ende Juli 2024 hat sich der Verein „Der Mühlenhof Longerich“ gegründet, der den zukünftigen Infrastrukturraum betreiben und sich mit Inklusions- sowie Denkmalschutz-Themen auf der Anlage beschäftigen will. Gegen Ende des vergangenen Jahres hatte Best diverse Förderanträge gestellt und Gutachten erstellen lassen, die für das Projekt erforderlich sind.
Großer Knackpunkt beim Vorhaben ist die Finanzierung. Angesichts des geplanten sozialen Wohnungsbaus, des Inklusionsgedankens und der Denkmal-Eigenschaft der Hofanlage, laufen Gespräche unter anderem mit dem städtischen Wohnungsamt, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Landschaftsverband Rheinland (LVR).
„Nach wie vor erhalten wir viel Zuspruch und Unterstützung. Bei vielen Leuten, die auf die Hofanlage kommen, gibt es das Gefühl, dass sie ein Teil des Projekts sein wollen, und es gibt viele herzliche Kontakte in die Nachbarschaft“, so Best.
Unter den Interessenten sind viele Senioren und Menschen mit Behinderung, sowie deren Angehörige; auch eine Praxis für Logopädie könnte auf dem „neuen“ Mühlenhof Platz finden. Ein Nachbar habe unterdessen bereits angeboten, während der Sanierungszeit die erforderlichen Ausgleichsflächen für Nist-Tiere in dessen Garten zu schaffen.