Bürger diskutieren mit Autofahrern, die verbotenerweise über die Kölner Brücke an der Kempener Straße fahren. Demonstranten stellen Autofahrer zur Rede, die mit Unverständnis reagieren. Die Kölner Polizei überwacht die Neuregelung.
Demo vor OrtAlle 20 Sekunden fährt ein Auto trotz Verbots auf Kölner Brücke
Und schon wieder war es passiert. Ein weiterer Autofahrer hatte sich angeschickt, trotz des seit einigen Wochen geltenden Verbots auf der Kempener Straße nach halblinks auf die Brücke über den Gürtel zu fahren – wurde dann jedoch von den sieben Demonstranten angehalten, die ihn zur Rede stellten und ihm die neue Verkehrsregelung erklärten. In diesem Fall reagierte der Fahrer wenig verständig: Das „A-Wort“ fiel in Richtung der Gruppe.
An der Gruppe und den auf der Mittellinie abgestellten Rädern vorbei wollte er dennoch auf die Brücken-Schleife in Richtung Mauenheimer Gürtel fahren. Bis ihm in letzter Sekunde der auf der Brücke postierte Polizist auffiel: Dann überlegte er es sich blitzschnell anders, und fuhr nach rechts in Richtung der Merheimer Straße ab - so, wie es seit kurzem vorgeschrieben ist. Immer wieder bildeten sich auf der Kempener Straße Schlangen und Rückstaus, wenn eine Diskussion mit einem weiteren Autofahrer anstand. Gehupe und Aufregung waren die Folge.
Radfahrer stellen Zufahrt zu Kölner Brücke zu
„Wir haben mitbekommen, dass es hier große Probleme gibt“, erläuterte Jörg Steinhaus, der Initiator der Kundgebung. Eine Stunde lang postierten sich die sieben Männer vor der Brückenauffahrt auf der Kempener Straße. Nur Fahrräder und Busse ließen sie passieren. Der Rest wurde gestoppt und zum Gespräch gebeten.
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Mit ihren Rädern stellten sie die Mittellinie zwischen Brückenauffahrt und der Abfahrt nach rechts zum Mauenheimer Gürtel weitgehend zu, um Autofahrern das regelwidrige Abbiegen auf die Brücke zu erschweren.
„Es ist nun mal ein politischer Beschluss, den die Verwaltung umgesetzt hat. Zudem ist die Strecke eine wichtige Verbindung für Schülerinnen und Schüler in Richtung der Gesamtschule in Longerich.“ Ab August hatte die Verwaltung, in Reaktion auf den einstimmigen Beschluss in der Bezirksvertretung Nippes, die Brückenschleife von der Kempener Straße auf den Mauenheimer Gürtel, mit roter Farbe und Rad-Piktogramm als Fahrradspur markiert und seit Ende Oktober per Schild für den Kraftverkehr gesperrt. Nur noch Busse und Einsatzfahrzeuge können sie weiterhin nutzen.
45 „Falschfahrer“ in Viertelstunde in Köln
In Gegenrichtung, vom Mauenheimer Gürtel aus in Richtung Kempener Straße, ist die Strecke nach wie vor für alle freigegeben. Die Neuregelung soll die Bedingungen für Radler verbessern, für mehr Komfort und Sicherheit sorgen. Von der Kempener Straße auf den Gürtel in Richtung Bilderstöckchen / Ehrenfeld kann der Kraftverkehr seitdem nur noch über die Wendeschleife kurz vor der Merheimer Straße gelangen.
Doch das Verbot wird weitestgehend ignoriert: Eine Beobachtung dieser Zeitung an einem Nachmittag brachte innerhalb einer Viertelstunde 45 „Falschfahrer“ zutage. Also im Schnitt ein Verstoß alle 20 Sekunden – darunter auch Lkw.
In einem Fall fuhr ein Pkw rechts an einem Radler vorbei, um im letzten Moment nach links auf die Brücke zu biegen, den Radfahrer dabei schneidend. Das neue Verbot für den Kraftverkehr ist kurz nach dem Kreisel zur Lokomotivstraße ausgeschildert; das Schild ist jedoch nicht besonders auffällig. „Heute hätten unzählige Verwarnungen ausgesprochen werden müssen“, bestätigte der Polizist, der die Kundgebung begleitet hatte und auf der Brücke stand. „Dadurch, dass die Demonstranten dort standen, gelangte jedoch niemand auf die Brücke. Ich bin heute nur für den Schutz der Veranstaltung hier, nicht um den Verkehr zu kontrollieren.“
Kölner Stadtverwaltung will Schilder ersetzen
„Rechtlich ist die neue Markierung unstrittig“, betonte Steinhaus. „Auf einem rot gekennzeichneten Radweg dürfen keine Autos fahren. Und nach dem Ende der roten Markierung beginnt die durchgezogene Linie, die auch nicht überfahren werden darf.“ Jedoch vermutet er, dass bei vielen Autofahrern Kenntnislücken bestehen. Auch das Schild sei nicht deutlich genug und würde wohl oft übersehen.
Er bekomme die Zustände mit, da er in der Nähe wohne und seine Partnerin im St.-Vinzenz-Krankenhaus arbeite, so Steinhaus. In nächster Zeit, etwa zwei Wochen später, wolle man die Kundgebung wiederholen. Inzwischen hat die Stadt angekündigt, die Ausschilderung zu verbessern. „Die Stadtverwaltung wird so schnell wie möglich die Beschilderung durch größere Schilder auf beiden Seiten der Kempener Straße ersetzen“, sagt Pressesprecher Robert Baumanns. Die neuen Schilder würden mit etwa 1,20 mal 1,60 Metern deutlich größer.