Ein 54-jähriger Kölner verbreitete mit einer Bombendrohung Angst und Schrecken in einer Kita. Beim Prozess wurde sein Motiv offenbart.
Neun Kinder anwesendMann droht in Kölner Kita mit Bombe – das war sein Motiv

Bombendrohung in Kölner Kita: Der Beschuldigte im Landgericht mit Anwalt Ingo Lindemann
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Neun Kinder, sechs Erzieherinnen und drei Elternteile waren anwesend, als ein Mann in einer Kindertagesstätte in Riehl mit der Zündung einer Bombe drohte. Beim Prozessauftakt vor dem Kölner Landgericht am Montag wurde das wirre Motiv des Beschuldigten bekannt. Dem 54-Jährigen droht die dauerhafte Einweisung in die geschlossene Psychiatrie – derzeit ist er allerdings auf freiem Fuß.
Köln-Riehl: Hinter Elternteil in Kita geschlichen
Im November des Jahres 2021 hatte der Mann sich hinter einem Elternteil durch die noch geöffnete Tür in die Kita geschlichen. In einem Rucksack und einer Plastiktüte führte er einen weißen Stabmixer und einen schwarzen Radiowecker mit Kabeln mit sich, die offenbar als Bombenattrappen dienen sollten. „Ich sprenge hier alles in die Luft“, drohte der Eindringling den anwesenden Personen.

Polizei überwacht den Bereich rund um die betroffene Kita am Tattag.
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Nachdem eine Erzieherin den Beschuldigten zunächst für einen verwirrten Obdachlosen gehalten hatte, brach nach der Drohung Panik aus. Mitarbeiterinnen und Eltern packten die Kinder und flohen aus dem Gebäude. Die Anweisung des Beschuldigten, dass eine Pflegekraft in der Kita verbleiben sollte, wurde ignoriert. Handgreiflich wurde der Mann laut Staatsanwaltschaft jedoch nicht.
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Köln: Beschuldigter kam schnell auf freien Fuß
Die Polizei riegelte nach einem Notruf die Umgebung ab und konnte den Mann letztlich nach einem Telefonanruf in der Kita zum Aufgeben bewegen. Der unter einer akuten paranoiden Schizophrenie leidende Mann wurde zunächst in einer Tagesklinik in der Kölner Südstadt untergebracht. Knapp zwei Wochen später wurde er entlassen – laut einer Ärztin ginge keine konkrete Gefahr mehr von ihm aus.
Verteidiger Ingo Lindemann erklärte in Saal 2 des Landgerichts, dass sein Mandant, der zum Tatzeitpunkt schuldunfähig gewesen sei, nun regelmäßige Depotspritzen bekäme und seine Krankheit im Griff habe. „Es tut ihm unglaublich leid, welchen Schrecken er da verbreitet hat“, sagte der Anwalt. Der Mandant hoffe, dass alle Betroffenen den Vorfall gut verarbeitet hätten.
Kölner wollte Aufmerksamkeit der Polizei
Als Motiv hatte der Beschuldigte später angegeben, dass er die Aufmerksamkeit von Polizei und Staatsanwaltschaft auf sich lenken wollte. Er fühlte sich nicht ernst genommen, nachdem er Übergriffe einer Rocker-Gruppierung gemeldet hatte. Offenbar hatte der Mann sich durch seine Krankheit bedingt eingebildet, mehrfach betäubt und vergewaltigt worden zu sein.
Das Landgericht muss nun entscheiden, ob der Beschuldigte nun doch wieder zwangseingewiesen werden muss. Ein Urteil ist für den 10. März vorgesehen.