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„NSU 2.0“Kölner Strafverteidiger erhält rechtsextreme Hassmail

Lesezeit 2 Minuten

Mustafa Kaplan

Köln, – Am Sonntagmorgen beim Frühstück sah der Kölner Strafverteidiger Mustafa Kaplan eine Mail mit dem Betreff „NSU 2.0“ in seinem Posteingang. Kaplan ist an aggressive und mitunter beleidigende Post gewöhnt: Er vertritt den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan im Streit um das Schmähgedicht von Jan Böhmermann, auch als Anwalt von Opfern der rechtsextremen Terrorgruppe NSU hat er viele böse Briefe erhalten. „Die Mail von Sonntag hatte allerdings eine Gewalt in der Sprache, eine Aggressivität, die so nicht hinnehmbar war“, sagt Kaplan dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Aggressive Drohung

In wirrer Sprache droht der Unbekannte in der Mail mit Kindesentführung, Vergewaltigungen und Morden. In dem Schreiben ist auch explizit von Mord an Juden die Rede, die Ermittlungsbehörden seien „zu dilettantisch“, beendet wird das Schreiben mit expliziten Nazi-Parolen.

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„Ich fand die Mail sehr beunruhigend“, sagt Kaplan, den der Duktus an das Drohschreiben erinnert, das seine Anwaltskollegin Seda Basay-Yildiz, ebenfalls NSU-Opfer-Anwältin, Anfang August erhalten hatte. Die Spur führte in diesem Fall zu einem mutmaßlichen rechtsextremen Netzwerk innerhalb der Frankfurter Polizei.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt unter anderem wegen Volksverhetzung und Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole. Möglich auch, dass die aktuelle, wahnwitzige Drohmail von einem Trittbrettfahrer geschrieben wurde. „Es geht auf jeden Fall darum, Angst zu verbreiten“, sagt Kaplan. Die Mail ging zeitgleich an zahlreiche Anwälte, die Menschen mit Migrationshintergrund vertreten.