Köln – Wenn es warm ist, würde er jeden Tag im Fühlinger See schwimmen, sagt Felix Scherf. „Und ich möchte das auch weiter tun.“ Damit dies, mit Ausnahme der Regattastrecke, an vielen Stellen des Sees auch geht, hat der 22-jährige Kölner eine Petition ins Leben gerufen. Er sammelt Unterschriften gegen ein Verbot, das das Kölner Sportamt vor einigen Wochen noch einmal bekräftigt hat.
Demnach darf nicht mehr überall geschwommen werden, wie in den letzten Jahren trotz Verboten üblich, sondern nur noch am Blackfoot Beach, wo es eine Aufsicht durch Rettungsschwimmer gebe. „Verstöße werden mit einem Bußgeld bis zu 1000 Euro geahndet“, heißt es auf Zetteln, die vor etwa zwei Monaten am See verteilt wurden. Zwei Menschen, die in diesem Jahr bei Badeunfällen bereits ums Leben gekommen sind, seien „genug“.
Fast 1700 Unterstützer haben unterschrieben
„Wir verbieten doch auch keine Autos, weil Menschen im Straßenverkehr sterben“, argumentiert Scherf. Die Stadt solle halt „anständige Bäder bauen und guten Unterricht anbieten, damit die Leute wissen, ob sie schwimmen können, bevor sie in den See springen.“ Seine Petition auf der Internetplattform openpetition hat fast 1700 Unterstützer gefunden, hunderte davon haben auch einen Kommentar hinterlassen. Einer der User schreibt: „Es ist ein Unding, dass der einzige Freizeitbadesee im weiten Umkreis für mehrere hundert tausend Menschen wegen zweier Unglücksfälle gesperrt werden soll. Es gibt nicht genug Schwimmbäder, immer weniger Freizeitmöglichkeiten in Köln. Es ist absurd, dass sich alle Badegäste am bezahlten und sehr engen Blackfootbeach tummeln sollen und das gerade in Corona Zeiten.“
Sagen Sie uns Ihre Meinung!
Wie ist Ihre Meinung zur Petition gegen das Badeverbot? Soll an den Kölner Badeseen weiterhin stillschweigend mehr oder weniger geduldet werden, dass dort an nicht genehmigten Stellen geschwommen wird? Oder soll die Verwaltung ab dem nächsten Sommen hart gegen „Wildschwimmer“ vorgehen? Schreiben Sie uns eine E-Mail an: ksta-community@dumont.de
Eine andere ergänzt: „Die bewachten, zu bezahlenden Strände an den Kölner Seen kann ich mir zum einen wie viele andere Kölner auch nicht oft leisten, und manchmal möchte man ja einfach nur schnell reinhüpfen, sich abkühlen und eine Runde schwimmen. Dafür den vollen Eintritt zahlen tut weh. Zum anderen, und das ist eigentlich viel wichtiger, ist mir da oft zu viel Trubel. Ich mag es lieber ruhig, keine Musik und das ganze Tamtam.“ Und eine Dritte schreibt: „Hier wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Mit dem Verbot werden auch geübte Schwimmer*innen von ihrem geliebten Sport ausgeschlossen. Ehrlich gesagt, ist der Weg mit dem Fahrrad zum Fühlinger gefährlicher als das Schwimmen als geübte Schwimmerin.“
Ordnungsamt patrouilliert regelmäßig
Da der Blackfoot Beach seit dem 30. September geschlossen ist und erst am 1. Mai 2022 wieder öffnet, darf derzeit überhaupt nicht am Fühlinger See geschwommen werden. „Abgesehen davon, dass einige wenige Schimmer den See auch bei schlechtem Wetter nutzen, geht es uns ja vor allem auch um die kommende Sommersaison“, so Scherf. „Deshalb haben wir jetzt auch schon einmal angefangen, Unterschriften zu sammeln.“
Das Schwimmverbot im Fühlinger See bestehe bereits seit mehr als 35 Jahren, entgegnet Stadtsprecher Robert Baumanns. In diesem Jahr habe das Sportamt die Thematik nach einigen Badeunfällen nur noch einmal bewusst in den Fokus gestellt. Im Zuge dessen seien die vorhandenen Beschilderungen ergänzt und Informationszettel verteilt worden.
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Es gebe im See gefährliche Strömungen und Untiefen, die selbst für geübte Schwimmerinnen und Schwimmer schnell zur Gefahr werden könnten. Der Ordnungsdienst der Stadt patrouilliere regelmäßig in dem Gebiet und ahnde „Verstöße jedweder Art“, so Baumanns: „Es gibt darüber hinaus aber keine zielgerichteten Einsätze mit ausschließlichem Blick auf das Schwimmverbot.“
Kritiker will OB Henriette Reker einschalten
Spätestens wenn er für seine Petition 5000 Unterschriften bekommen habe, werde er sich mit seinem Anliegen an Oberbürgermeisterin Henriette Reker wenden, sagt Scherf. „Und wir werden dann, in Absprache mit dem Antragsteller, die Politiker im Kölner Rat um eine Stellungnahme zu diesem Thema bitten – und diese dann auf unserer Homepage veröffentlichen“, so Anna Frey von openpetition.
Die Höhe des Quorums von 5000 Unterschriften orientiere sich an der Anzahl der Stimmen, die ein Abgeordneter durchschnittlich benötige, um in den Stadtrat gewählt zu werden.
Fast 31 Millionen Unterschriften gesammelt
Seitdem die gemeinnützige Homepage im Jahr 2010 online gegangen ist wurden bundesweit 22.151 Petitionen veröffentlicht und fast 31 Millionen Unterschriften gesammelt. Für saubere Schultoiletten in Frankfurt beispielweise oder für einen Campingplatz in Ahrweiler und das Verbot von Baumfällungen in einem Berliner Ortsteil, aber auch für grundlegendere Anliegen wie etwa ein höheres Gehalt für Grundschullehrkräfte oder einen schnelleren Familiennachzug im Asylverfahren.
Eine Petition kann zwar bereits mit einer einzigen Unterschrift erfolgreich sein. Denn egal, wie viele Unterschriften zustande kommen, die Petitionsausschüsse der Kommunen, Länder oder des Bundes müssen sich mit den Eingaben beschäftigen. Doch viele Unterschriften erhöhen natürlich den Druck.