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Wohnungsloser angezündetKölner Ermittler gehen von Tötungsdelikt aus

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Toilettenhäuschen severinswall

In diesem Toilettenhäuschen ist der Obdachlose angezündet und schwer verletzt worden.

Köln-Innenstadt – Im Fall des mit lebensgefährlichen Brandwunden verletzten Obdachlosen aus der Südstadt gehen die Ermittler weiter von einem versuchten Tötungsdelikt aus. Der Schwerpunkt der Ermittlungen liegt im Starktrinkermilieu vom Chlodwigplatz, weiterhin kommen aber auch Täter außerhalb der Szene in Frage. Hinweise auf einen politischen Hintergrund gibt es nicht, sagte ein Polizeisprecher. Der 44-jährige Osteuropäer schwebt immer noch in Lebensgefahr und ist noch nicht vernehmungsfähig.

Das Opfer war in der Nacht auf Samstag offenbar während des Schlafs in einem Toilettenhäuschen am Chlodwigplatz angezündet worden. Die Art der Brandverletzungen – unter anderem am Rücken – spricht für die Ermittler dafür, dass er sie sich nicht selbst beigebracht hat. Zum Zeitpunkt der Tat war er offenbar stark alkoholisiert. Ob es zuvor Streit um den Schlafplatz in dem Urinal gegeben hat, wird nun ermittelt. Unklar ist noch, ob es sich bei der Tatwaffe zum Beispiel um einen Gaskocher gehandelt hat. Eine Bekannte des 44-Jährigen hatte die Rettung alarmiert.

Verrohung in der Szene

Pfarrer Hans Mörtter hat in der Südstadt Kontakte zu Wohnungslosen und beobachtet eine zunehmende Aggressivität in der Szene. „Da findet eine Verrohung statt.“ Viele der Obdachlosen etwa im Volksgarten kämen aus Osteuropa. Diese seien mit Versprechungen in den Westen gelockt worden, seien oft betrogen worden und hätten nun keine Perspektive. Alkohol sei in diesem Milieu oft im Spiel. „Die befinden sich im Bereich der Endstation, in einem Strudel, der sie herunterzieht.“ Thore Klahr, Sozialpädagoge in der Notaufnahme Johanneshaus an der Annostraße, sieht einen stärkeren Verdrängungswettbewerb unter den Wohnungslosen. „Es gibt einfach viel mehr Arme in der Stadt."

Alles zum Thema Chlodwigplatz

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Stella Brückner, Sozialarbeiterin bei der Überlebensstation Gulliver am Hauptbahnhof, kennt Geschichten von Gewalt. 2016 war ein Obdachloser in der Nachbarschaft des Gulliver zu Tode getreten und anschließend ebenfalls in Brand gesteckt worden. Die Täter waren zwei Wohnungslose, die später zu mehr als sieben Jahren Haft verurteilt worden waren. „Das hat uns damals geschockt, da ging Angst unter den Obdachlosen um“, so Brückner.

Zielscheibe von Gewalt

Oft würden wohnungslose Menschen aber auch zur Zielscheibe von Tätern außerhalb der Szene. Mitunter beobachtet Brückner im Gulliver obdachlose Menschen mit blauen Flecken. „Die meisten sprechen aber nicht gerne über Gewalt. Das ist sehr mit Scham behaftet.“ Sie kenne aber Geschichten, in denen Jugendliche Wohnungslosen Turnschuhe stehlen oder auf die schlafenden Obdachlosen urinieren. Generell sei die Innenstadt ein eher gefährlicher Ort für Obdachlose. Viele zögen es daher vor, ihr Zelt am Stadtrand aufzuschlagen. Wer in der City bleibe, bilde Gruppen oder verstecke sich gut.

Auch Linda Rennings, Leiterin des Vereins Heimatlos in Köln, sagt, die Aggressivität gegenüber Obdachlosen habe in den vergangenen Jahren zugenommen. Wohnungslose Menschen würden beschimpft, bespuckt und geschlagen. „Es gibt Leute, die machen sich einen Spaß daraus, einen Obdachlosen zu verprügeln.“