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Ideen für FinkenbergWunschkatalog soll das Veedel aufblühen lassen

Lesezeit 3 Minuten

Hochhäuser und Beton prägen das Ortsbild. Nicht alle Eigentümer kümmern sich gut um die Wohnungen und die dort lebenden Menschen.

Finkenberg – Dieser Ortsteil steht bei vielen Menschen in schlechtem Ruf. Das Viertel gilt als sozialer Brennpunkt. Besonders die Hochhaustürme an der Brüsseler Straße werden oft genannt, wenn es um die negativen Seiten im Viertel geht.

Dabei gibt es auch positive Entwicklungen. Etwa die Kita und das Bürgerzentrum an der Stresemannstraße sowie das Jugendzentrum OT Arche Nova in direkter Nachbarschaft.

Damit in Zukunft die guten Seiten weiter gestärkt werden und die schlechten möglichst verschwinden, hat die Bezirksvertretung Porz einen ganzen Katalog an Maßnahmen für Finkenberg beschlossen. Dazu zählen unter anderem eine verstärkte Präsenz der Polizei, um Straftaten zu vermeiden, ein stärkeres Engagement des Grünflächenamtes, um das Erscheinungsbild des Viertels zu verbessern und der Einsatz von mehr Streetworkern, um die Arbeit mit den Jugendlichen zu intensivieren.

Alles zum Thema Jochen Ott

Verwahrlosung von Wohnungen soll bekämpft werden

„Das ist ein gutes Zeichen für Finkenberg“, ist sich Werner Marx, Fraktionsvorsitzender der CDU, sicher. SPD-Ratsmitglied Jochen Ott begrüßte das gemeinsame Engagement aller Parteien für das Veedel: Es freue ihn „ganz besonders für die Bewohner in Finkenberg, dass es über die Fraktionsgrenzen hinaus gelungen ist, ein breites Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Wohnungs- und Wohnumfeldsituation“ zu beschließen.

Die „Arche Nova“ als Treffpunkt für die Jugend gehört zu den schon verwirklichten Verbesserungen in Finkenberg

Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen zählt auch die konsequente Anwendung des Wohnungsaufsichtsgesetzes (WAG). Das Gesetz ist ein Instrument, um der Verwahrlosung von Wohnungen im Stadtteil zu begegnen. Das WAG gibt den Aufsichtsämtern mehr Rechte im Kampf gegen unzumutbare Wohnumstände. Verschimmelte Wände, defekte Heizungsanlagen und Wohnungen, in den Dutzende Menschen auf Matratzen nächtigen müssen – bei solchen Zuständen kann die Verwaltung gegen verantwortungslose Hausbesitzer etwa Bußgelder verhängen.

Ein Beirat soll Probleme im Veedel analysieren und Lösungsvorschläge erarbeiten

Auch soll die Bauaufsicht verstärkt unter anderem die Brandschutzbestimmungen in den problematischen Wohnanlagen kontrollieren und auf deren Einhaltung achten. „Der Maßnahmenkatalog kann eine Chance sein, die Lebensbedingungen der Menschen in Finkenberg zu verbessern“, findet Sozialraumkoordinator Jochen Schäfer. Er ist seit acht Jahren im Stadtteil als Sozialarbeiter tätig. „Finkenberg ist ein Stadtteil mit vielfältigen Problemen, aber wir sind auch schon seit Jahren sehr aktiv.“

Den Austausch zwischen allen Akteuren vor Ort soll in Zukunft auch ein Beirat stärken. Das Gremium soll ähnlich wie in Porz-Mitte die Problemlagen im Veedel analysieren, Lösungsvorschläge erarbeiten und die Umsetzung der Maßnahmen begleiten. Die genaue Besetzung des Beirates muss aber noch erarbeitet werden. Die Verwaltung soll für die kommende Bezirksvertretungssitzung am 28. März Vorschläge für die Mitglieder im Beirat machen.

Finkenberg als Vorbild für Städtebau geplant

Finkenberg ist der jüngste Stadtteil Kölns. Mitte der 1960er Jahre als Demonstrativbauvorhaben unter dem Motto „Menschenfreundliche Stadt“ konzipiert und von 1972 an auf früheren Ackerflächen verwirklicht, sollte hier eine Mischung aus bis zu 20 Etagen hohen Wohnblöcken, Ein- und Zweifamilienhäusern, Geschäftszentrum und Spiel- und Erholungsangeboten zum Vorbild für Städtebau in rasch wachsenden Kommunen werden.

Die früher gebräuchliche Bezeichnung „Demo“ für den 2007 in „Finkenberg“ benannten Ortsteil erinnert an das Demonstrativbauvorhaben.

Viele Migranten und Arbeitslose im Ortsteil Finkenberg

Die Hochhäuser sind in Finkenberg nicht in der Mehrheit, prägen aber das Bild. Nach Eigentümerwechseln und aufgrund mangelnden Investitionswillens weisen diverse Hochhäuser erhebliche Mängel auf.

Im Ortsteil leben viele Migranten und arbeitslose Menschen. Um Integration und soziale Versorgung bemühen sich städtische, kirchliche und freie Organisationen und viele Ehrenamtler. Sie kümmern sich besonders um Kinder und Jugendliche, die einen sehr großen Anteil an der Finkenberger Bevölkerung haben. Mehr als jeder fünfte Bewohner ist unter 18 Jahre alt. (bl)