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„Eine Katastrophe”Politiker wehren sich gegen neuen Discounter in Porzer Mitte

Lesezeit 3 Minuten

Die Baustelle in Porz-Mitte

  1. Auf der Baustelle im Schatten von St. Josef wird unaufhörlich am neuen Gesicht der Porzer Mitte gearbeitet.
  2. Nun sorgt eine Information der „Modernen Stadt“ für Aufregung. Ursprünglich sollte ein Vollversorger in das Haus 1 einziehen, der als Ankermieter die Umgebung aufwerten und weitere Einzelhändler in die Porzer Innenstadt ziehen sollte.
  3. Die Nachricht, ein Discounter ziehe dort ein, sorgt für Enttäuschung und Aufregung. Die Reaktionen lesen Sie hier.

Porz – Mit Enttäuschung reagierten die Bezirksvertreter auf die Information der „Modernen Stadt“, dass voraussichtlich ein Discounter als Hauptmieter in das Haus 1 in der neuen Porzer Mitte ziehen wird. Die Stadtentwicklungsgesellschaft, die das erste der drei neuen Gebäude am Friedrich-Ebert-Platz baut, hatte ursprünglich versprochen, einen Vollversorger dort anzusiedeln.

Dieser sollte als sogenannter Ankermieter die Umgebung aufwerten und weiteren Einzelhandel in die Porzer Innenstadt locken. Im Gespräch war vor allem die Supermarkt-Kette Rewe. Nun scheint es aber auf das Unternehmen Lidl hinauszulaufen.

„Ich bin sprachlos“, sagte Bezirksbürgermeister Henk van Benthem. CDU-Fraktionschef Werner Marx äußerte sich unmissverständlich: „Einen Discounter wollen wir nicht.“ Davon seien in der näheren Umgebung bereits genug.

Eine Visualisierung zeigt das Haus 1 mit dem geplanten Supermarkt im Erdgeschoss. (Grafik)

Auch Dieter Redlin sparte nicht mit deutlichen Worten. „Was wir hier hören, ist eine Katastrophe“, befand der Grünen-Fraktionschef. Lediglich die SPD-Fraktion urteilte etwas zurückhaltender. „Wir haben grundsätzlich nichts gegen die genannte Firma, aber sie haben uns einen Vollversorger versprochen, und nun ist die Aufregung groß“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Simon Bujanowski. Er ergänzte aber auch, dass er sich eine Kombination aus Vollversorger und Discounter vorstellen könne, aber ein Zentrum nur mit Discountern bringe Porz nicht weiter.

Porz-Mitte: Verhandlungen mit Rewe geführt

Thomas Scheitza, Geschäftsführer der „Modernen Stadt“ erklärte, dass man gut anderthalb Jahre mit Rewe verhandelt habe. „Das vorgelegte Mietangebot konnten wir aber nicht annehmen“, so Scheitza. Aus wirtschaftlichen Gründen, wie er andeutete. Daraufhin habe man sich entschieden, auch mit anderen Interessenten zu sprechen. „Wir haben einen Fehler gemacht“, gestand Scheitza. Es seien Erwartungen entstanden, die nicht zu erfüllen waren. „Das hätten wir vorher einfangen müssen“, so der „Moderne-Stadt“-Geschäftsführer. Eine Erklärung, die den Politikern nicht ausreicht.

Mit einem gemeinschaftlich verfassten und einstimmig verabschiedeten Antrag fordern die Bezirksvertreter Einsicht in die Verhandlungsprotokolle mit den Interessenten für den Supermarktstandort von der „Modernen Stadt“. Zudem wollen sie den Bebauungsplan für das Areal der Neuen Porzer Mitte dahingehend ändern, dass nur ein Vollversorger angesiedelt werden darf.

Lidl: Sortiment unterscheide sich nicht groß von dem der Mitbewerber

Erstaunt und auch etwas fassungslos reagierte Kolja Kolander auf die Diskussion in der Bezirksvertretung. Er ist Prokurist der Firma Lidl und führt die Verhandlungen mit der Stadt. „Wir wollen einen hochwertigen Standort entwickeln, der durchaus nichts mit den Anfängen des Discounts zu tun hat“, so Kolander. Er hätte in der Sitzung der Bezirksvertretung gerne das Wort ergriffen, durfte aber nicht sprechen. „Gerne hätten wir mit belastbaren Fakten zu einer sachlichen Diskussion beigetragen“, so der Geschäftsmann.

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Das Sortiment seines Unternehmens unterscheide sich in der Auswahl nicht groß vom genannten Mitbewerber und biete eine hervorragende Qualität. Auch die Gestaltung der Ladenfläche sei ansprechend und hochwertig. Einzig eine Frischetheke für Wurst und Käse gebe es im Lidl-Markt nicht. „Ein Vollversorger sind wir aber ebenfalls“, versicherte Kolander.

Ziel sei es immer gewesen, eine belebte Innenstadt zu entwickeln, versuchte Scheitza noch zu erklären. „Ein Lebensmittelmarkt bringt 1000 bis 1200 Kunden pro Tag“. Das würde auch mit einem Lidl funktionieren, ist sich „Moderne Stadt“ sicher.