Eil – Geheimnisse des Waldes ergründen, Pflanzen und Tiere kennenlernen und durch die so erweckte Liebe zur Natur auch selbst für den Naturschutz eintreten– das lernen jährlich mehr als 7000 Kölner Grundschulkinder auf Gut Leidenhausen. Wenn sie für einen Tag klassenweise die Waldschule im ehemaligen Rittergut besuchen dürfen, öffnet sich Stadtkindern eine neue Welt. Diese Welt wird jetzt größer und noch schöner: Auf Gut Leidenhausen sind Aus- und Umbauarbeiten für 1,1 Millionen Euro vorgesehen, davon 800 000 Euro allein für die Waldschule. „Ein gutes Signal für Kinder, Haupt- und Ehrenamtler auf Gut Leidenhausen und für die hier tätigen Vereine“, kommentierte Jochen Ott das Vorhaben bei der Vorstellung der Baupläne im Haus des Waldes.
Drei Klassenzimmer für die Waldschule
Es gehe darum, mehr Platz für das Waldlernen zu schaffen, mehr Besuchern den Zugang zum ebenfalls auf Leidenhausen ansässigen Waldmuseum zu öffnen und den hier angesiedelten naturnahen Vereinen eine gute gemeinsame Zukunft zu bieten. Dafür setzten Politik und Stadtverwaltung in schönster Einigkeit lang gehegte Pläne zur Erweiterung und Renovierung um, sagte Ott.
Die Waldschule bekommt drei statt eines Klassenzimmers, der Eingang zum Waldmuseum wird in den schönen Innenhof des denkmalgeschützten Gutshofs verlegt und barrierefrei gestaltet. Die Sanitäranlagen werden verlegt und erneuert und die Dächer der gesamten Hofanlage werden renoviert.„Wir freuen uns sehr, dass die Baugenehmigung so rasch erteilt wurde“, sagte Ott. Der SPD-Landtagsabgeordnete ist Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald in Köln (SDW), die SDW betreibt mit Unterstützung der Stadt die Waldschule. Trotz aller Hürden, die bei einem solchen Vorhaben in alten Gemäuern unter anderem wegen des Denkmalschutzes und des Artenschutzes zu nehmen sind, habe die Abstimmung ämterübergreifend sehr gut geklappt.
Zudem seien sich bei der Zukunftssicherung für den Naturschutz auf Leidenhausen alle Parteien stets einig, bestätigte Jürgen Hollstein (CDU), der neue Vereinsvorsitzende des Freundeskreises Haus des Waldes (HDW). Der Verein betreibt das Naturmuseum „Haus des Waldes“.
Tatsächlich seien Baupläne im denkmalgeschützten Gut eine knifflige Angelegenheit, bestätigen Astrid Schüßler von der städtischen Gebäudewirtschaft und ihr Kollege Ralf Müller von der Abteilung Grünaufbau. „Da ist alles drin, was ein Bauwerk spannend macht“, verweist Schüßler beispielsweise auf die Herausforderung, heute selbstverständliche Barrierefreiheitsansprüche mit Denkmalschutzauflagen zu vereinbaren. Die städtische Gebäudewirtschaft betrachte das Umbauprojekt für Waldschule und Museum zudem nicht singulär.
Verantwortlicher Umgang mit der Umwelt
Vielmehr werde das gesamte Gut in den Blick genommen. „Außer der aufwändigen Dacherneuerung wird auch ein neues Nutzerkonzept angegangen“, erläutert Schüßler. Es solle dabei helfen, die durchweg ehrenamtliche Arbeit der vielen hier tätigen Vereine zu erleichtern. Naturschutzbund und Jägerschaft, der Kölner Eifelverein, der Bienenzuchtverein und weitere Vereine arbeiten unter dem Dach des 2018 ins Leben gerufenen Umweltbildungszentrums für Köln zusammen. Ziel ist, einen verantwortlichen Umgang mit der Umwelt praxisnah zu vermitteln und Besuchern jeden Alters dabei spannende Erfahrungen zu vermitteln.
Während das große Sanierungskonzept für die Hofanlage mit ihren zahlreichen Gebäuden wohl zehn bis 15 Jahre in Anspruch nehmen dürfte, sind für die jetzt genehmigten Bauarbeiten an Waldschule und -museum etwa anderthalb Jahre veranschlagt. „Immer unter der Voraussetzung, dass wir für die Ausschreibungen auch Angebote von Unternehmen bekommen“, verweist Astrid Schüßler auf die angespannte Arbeitssituation im Bausektor. Wenn alles klappt wie erwartet, sollen Museum und Schule von Mai kommenden Jahres an geschlossen sein, Ende 2023 könnte der Bau dann abgeschlossen werden.
Anfänge im 16. Jahrhundert
Florian Oswald leitet das Projekt als Architekt. Er hatte knifflige Lösungen bei der barrierefreien Anpassung zu planen. Bei einem Gebäude, dessen Anfänge auf das 16. Jahrhundert zurückgehen, sind die Böden bei einzelnen Hausteilen schon mal 40 Zentimeter höher als in benachbarten Räumen. Das gilt es zu überwinden, zudem Denkmalschutz und Artenschutz zu beachten. „In den Dächern nisten Vögel und leben Fledermäuse. Für sie müssen Ersatzquartiere geschaffen werden“, erläutert Oswald die Herausforderungen. Er freut sich auf die Neugestaltung und Erweiterung der Waldschul-Klassenräume. „Sie werden so offen und klar,dass sie sich auch zur Nutzung für Seminare oder Fortbildungen anbieten“, versichert er.Für die direkten Umbauarbeiten im Haus des Waldes und der Waldschule haben sich der Freundeskreis und die Schutzgemeinschaft verpflichtet, zehn Prozent der Kosten selbst aufzubringen. Jürgen Hollstein verweist auf eine Spendenaktion. Der Verein „Lachende Hätze“ trug schon 5000 Euro bei. Leidenhausen-Besucher und Naturschutzfreunde jeden Alters können mithelfen.http://www.gut-leidenhausen.de