Köln – Wer denkt sich denn so etwas aus? Das kölsche Grundgesetz wird aus einem Tresor im Rathaus geklaut und soll von den Dieben verkauft werden – nach Düsseldorf. Genau davon und wie dieser unlautere Handel auf den letzten Drücker verhindert werden kann, handelt das neuen Familienstück im Hänneschen. „Et kölsche Jrundjesetz“, gespickt mit vielen kölschen Liedern, feierte jetzt vor ausverkauftem Haus im Theater am Eisenmarkt Premiere.
Ausgedacht hat sich diesen kölschen Krimi für kleine und große Pänz Puppenspielerin Silke Essert, die auch Regie führt. „Im dritten Akt darf ich dann auch mitspielen, als kleines Vögelchen“, sagte Essert kurz vor der Premiere. „Ein paar Sätze wollte ich im eigenen Stück ja dann doch sagen.“
Täter mit schälen Augen und Knollennase
Es ist die siebte Produktion aus ihrer Feder („Ich habe Ideen für sieben weitere...“), und diesmal wollte sie vor allem den Kindern im Publikum das kölsche Grundgesetz näherbringen. „Die können sich die einzelnen Artikel gut merken, wenn sie oft genug wiederholt werden. Und manche Sätze sollen im Laufe der Handlung laut reingerufen werden.“ Den Zuschauern sind die Täter, die nachts ins Rathaus einbrechen und die historische Papyrusrolle entwenden, auch von Anfang an bekannt. Denn trotz schwarzer Kleidung und Sturmhauben erkennt man den einen an den schälen Augen, den anderen an der markanten Knollennase.
Dass dann so ziemlich als erstes Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Puppenformat auftaucht, um den Knollendorfer Polizisten Schnäuzerkowski mit den Ermittlungen zu beauftragen, wundert im Publikum kaum jemanden. „Die Reker taucht doch gefühlt gegenwärtig überall auf“, war man sich in der Pause im Foyer einig.
Vergessene Weisheiten
Doch mit dem Diebstahl des Grundgesetzes verschwindet auch ein Teil der Magie der Stadt, die Kölner vergessen Weisheiten wie „Et es, wie et es“, „Et kütt, wie et kütt“ oder „Et hätt noch immer jot jejange“ und – noch viel schlimmer – die kölsche Seele hat sich gleich mit verabschiedet. Die Umsetzung dieser „Seele“ als Stockpuppe war dabei eine Herausforderung. Doch da Essert vor ihrem Einstieg ins Hänneschen-Ensemble vor sieben Jahren in Kölsch-AGs an Grundschulen arbeitete und mit den Kindern Theaterstücke entwickelte, wusste sie, wie sich Pänz die „kölsche Seele“ vorstellten. Und so entstand eine Art riesige Kamelle in Regenbogen-Farben, mit Pappnase und rosaroter Brille. Gespielt wird diese Figur, die Werkstattleiter Ralf Bungarten umgesetzt hat, von Stefan Mertens, der auch mal ganz traurig singen darf – eine umgetextete Version des Cat-Ballou-Hits „Et jitt kei Woot“.
Doch da ist man schon im dritten Akt und kurz davor, dass Hänneschen und Bärbelchen als Kinder-Detektive „Die zwei Fragezeichen“ Tünnes und Schäl als Täter entlarven und das Grundgesetz zurück nach Kölle bringen. Diese finalen Szenen spielen im Wald, am Knollenbach, kurz vor dessen Mündung in den Rhein. Und so bietet sich eine wunderbare Gelegenheit, so ziemlich alle Tierfiguren zu zeigen, die sich derzeit im Hänneschen-Fundus befinden. Das reicht von Bienen, Mücken und Vögeln über Frösche und Bieber bis zu allerlei Fischen, einem Pinguin und einem gewaltigen Tintenfisch. Unterstützung gibt es für die kleinen Detektive noch vom Vater Rhein und seinen beiden Töchtern, denn der kann es nicht ertragen, dass das kölsche Grundgesetz in den Besitz der Düsseldorfer übergehen soll. Recht hat er.
„Et kölsche Jrundjesetz“ wird vom 25. September bis 27. Oktober 2019 sowie vom 25. April bis 18. Juni 2020 gespielt. Vorstellungen Mi-Sa 16.30 Uhr, So 14.30 Uhr. Karten kosten 13 Euro, für Kinder 8,50 Euro.