Köln – Wann wird endlich mal ein Mädchen Prinz im Kölner Karneval? Mit dieser Frage – für die es vom Premierenpublikum bei den neuen Ausgabe der Puppensitzung viel Beifall gab – wurden die Zuschauer nach knapp drei Stunden Programm in die Nacht entlassen. Oder besser gesagt in die Open-Air-Premierenfeier auf dem Eisenmarkt mit Kölsch und Schnittchen. Und da war man sich einig, bei der wohl einzigen Sitzung der Session dabei gewesen zu sein. Schließlich gilt die Puppensitzung ja als Theateraufführung und darf somit stattfinden – mit reduzierten Zuschauerzahlen, keinem Verzehr im Saal und der 2G-plus-Regel, wie Intendantin Frauke Kemmerling bei der Begrüßung erläuterte.
Unter dem Motto „Dat wood och Zick!“ spielt das Stück in der Kulisse des Altermarkts am Tag vor Weiberfastnacht. Nachdem Schäls Tochter Röschen (gespielt von Heike Huhmann) schon zum Ende der Puppensitzung vor zwei Jahren im Traum ins Prinzen-Ornat geschlüpft war, war ihr inzwischen klar, dass sie auf dem Weg dorthin zunächst den Festkomitee-Präsidenten („Der entscheidet doch die Personalpolitik“) absägen müsse. „Auf dessen Stuhl sitzt die falsche Fott.“ Im Stil eines kleinen Mafia-Bosses und mit Unterstützung weiterer Knollendorfer Mafiosi will sie Christoph Kuckelkorn „ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann“.
Kölner Dreigestirn im Mini-Format
Doch bis tatsächlich einmal Prinz Röschen I. regiert, scheint noch ein langer Weg. Schließlich gibt es ja noch das aktuelle Dreigestirn, das im Mini-Format mit dem Tanzkorps der Altstädter aufmarschierte, aktuell zum zweiten Mal und danach vielleicht zum dritten, vierten, fünften Mal antreten wird. „Elfmal schaffen die mindestens“, hieß es. Und so wurde der Klassiker von Wicky Junggeburth umgedichtet zu „Zigmol Prinz zo sin“. Passend dazu stolperte ein deutlich gealterter Prinz über die Bühne – auf einen Rollator gestützt und von einem Spinnennetz halbwegs im Gleichgewicht gehalten.
Es waren die zahlreichen kleinen Details, die die Zuschauer begeisterten. Denn ansonsten nahm die Puppensitzung nach einem recht zähen und langatmigen Auftakt – so dem Prolog von Sitzungspräsident Schäng (Udo Müller) und einer ziemlich verunglückten Litsch-Rede – erst zur Pause hin und dann im zweiten Teil so richtig Fahrt auf.
Eine Hommage an die FC-Trainer
Wieder dabei waren liebgewordene Figuren wie das Gesangs-Quartett Papageie oder das Skelett Skully, die im Vorjahr, als die Veranstaltung ausschließlich als Stream im Internet zu sehen war, ausgesetzt hatten. Die Sänger überzeugten mit einer Hommage an die FC-Trainer und Skully (Silke Essert) begeisterte mit frechen Pointen und Gesang über ihre Depressiönchen und „dat ärme Dier“.
Besonders herrlich ist die Idee vom rassistischen AfD-Anhänger, der im Skeletthimmel das Feindbild nicht mehr an der Hautfarbe erkennen kann. Dafür gab es Sonderapplaus.
Für Stimmung auf den Holzbänken sorgten auch die drei Iesermaat-Sissis, die einen Hit von Elton John („I'm Still Standing“) eingekölscht hatten. Richtig gut ins Puppenformat übertragen waren die Rede von Volker Weiniger als besoffener Sitzungspräsident (Georg Lenzen) und die Urlaubsträume von Speimanes (Stefan Mertens), der auch fernab von Kölle stets einigen Karnevalisten begegnete. „Ejal wohin ich fahre, üvverall Fastelovends-Kraade“. So traf er in Kuba auf die Roten Funken oder in Texas auf Jan un Griet („Wir nehmen hier Reitstunden“).
Schön war es dann erst wieder zurück in Kölle, wo man sich auch von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach („So eine große Veranstaltung hier ist das falsche Signal“) nicht bremsen ließ und dem Virus ein Clownsgesicht verpasste. „Mer losse nit vum Fasteleer“ hieß es und besang zum Finale gemeinsam die „Hüsjer bunt om Aldermaat“.
Es gibt noch Karten für fast alle Vorstellungen der Puppensitzung im Hänneschen zum Motto „Dat wood och Zick“ (noch bis 26. Febuar). Eintrittskarten kosten 31 Euro). Gespielt wird jeweils von Mittwoch bis Sonntag. Ab dem 23. Februar ist die Show auch als Videostream beim Internetportal jeckstream.de zu sehen – für 11,11 Euro.