Köln – Die Hohe Straße an einem Montag im September vergangenen Jahres zur Mittagszeit: Der übliche Trubel, in der Bäckerei Merzenich stand die Kundschaft Schlange. Bei all dem Gewusel zog plötzlich ein junger Mann die Aufmerksamkeit auf sich, der sich ungeduldig nach vorne an die Theke drängte – eine Waffe in der Hand.
Vor dem Laden hatte er sich ein Tuch als Maske vors Gesicht gebunden. An der Waffe – einer Spielzeugpistole – hatte er das Emblem mit schwarzem Filzstift übermalt, um sie echter aussehen zu lassen.
Kölner Merzenich-Mitarbeiterin erkennt Spielzeugpistole
Die Waffe hielt er den beiden Verkäuferinnen mit den Worten entgegen: „Mach die Kasse auf, rück die Kohle raus“. Doch eine Verkäuferin sah sofort, dass es eine Spielzeugpistole war und reagierte prompt: „Die ist doch nicht echt“. Die Kasse blieb jedenfalls zu und der Täter flüchtete, um wenig später von der Polizei in der Nähe des Doms festgenommen zu werden. „Ich bin kein Mensch, der anderen weh tut“, sagt er zum Motiv seiner Flucht.
Seit Mittwoch muss sich Daniel G. (22) vor dem Landgericht wegen versuchter Nötigung, Bedrohung und diverser Körperverletzungsdelikte vor dem Landgericht verantworten. In Handschellen wird er aus der Haft vorgeführt. In der Vorführstelle war er wiederholt ausgerastet und hatte sich daneben benommen.
Angeklagter besteht vor Kölner Gericht auf Befreiung von Fesseln
Er grinst und lacht und besteht immer wieder darauf, von den Fesseln befreit zu werden. „Handschellen ab gegen eine Aussage“, schlägt er dem Richter vor, doch der will erst einmal sehen, ob sich der Angeklagte vernünftig verhalten wird.
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Nach Überzeugung seines Anwaltes hat er eine Drogen induzierte Psychose, gehört in eine Klinik, das vorläufige psychiatrische Gutachten hingegen hat dem Angeklagten strafrechtlich volle Verantwortlichkeit attestiert. Deshalb hat die Anklage auch keine Unterbringung beantragt.
Angeklagter stammt aus problematischem Elternhaus
G. stammt aus einem problematischen Elternhaus, wuchs in Heimen und Jugendeinrichtungen auf, brach Schule und Ausbildung immer wieder ab und hatte erhebliche psychische Probleme. Auch eine einjährige Maßnahme in einer Jugendeinrichtung in der Türkei und Kirgistan brachten ihn nicht auf den richtigen Weg.
Bei Merzenich habe er sich 200 Euro Beute erhofft. Mit dem Geld wollte er nach Amsterdam, um sich „ganz entspannt von dem Geld Drogen reinziehen“. Am Hauptbahnhof war er verhaftet worden. Die Spielzeugpistole hatte er sich zuvor bei einem Karnevalsausstatter besorgt. Der Prozess ist auf 3 Tage terminiert.