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Reaktion auf AfD-ParteitagTodesdrohungen gegen Mitarbeiter des Kölner Maritim-Hotels

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Köln – Der Betriebsrat des Maritim Köln beklagt massive Anfeindungen der Belegschaft seit bekannt wurde, dass der AfD-Bundesparteitag Ende April in dem Hotel stattfindet. Die 260 Mitarbeiter würden in sozialen Medien und anonymen Anrufen diffamiert und teils „mit dem Tode bedroht“, heißt es in einer Pressemitteilung des Betriebsrats, der dafür vor allem die Veröffentlichungen der Kölner Karnevalskünstler und der Medien verantwortlich macht.

„Wir sind weltoffen, tolerant und bunt“

Die Mitarbeitervertretung nehme „keine moralische und politische Beurteilung von Parteien vor, die unsere Räumlichkeiten nutzen.(...) Bei uns arbeiten Menschen aus 30 Nationen. Wir sind schwarz, braun, gelb und weiß. Wir sind weltoffen, tolerant und bunt“, betont der Betriebsrat und verweist darauf, dass die Arbeitsverträge die Angestellten verpflichteten, auch während des Parteitags Dienst zu tun.

Jegliche Anfeindungen der Hotel-Belegschaft verurteilen die Karnevalskünstler aufs Schärfste, wie ihr Sprecher Christoph Gros betont. Größen wie Bläck Fööss, Brings, Höhner, Kasalla und weitere Künstler hatten, nach den Äußerungen des thüringischen AfD-Chefs Björn Höcke zum Holocaust-Denkmal, dessen Nichtausschluss durch die AfD in einem gemeinsamen Aufruf kritisiert und sich gegen den Parteitag auf „ihrer Bühne“ solidarisiert.

Alles zum Thema Henriette Reker

Bündnisse distanzieren sich

Auch die Bündnisse Köln gegen Rechts und Kein Veedel für Rassismus distanzieren sich von den Angriffen gegen die Hotelbediensteten. Die Proteste richteten sich „gegen die Politik der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates des Maritimkonzerns, Rassisten und Rechtspopulisten regelmäßig eine Bühne zu bieten“ sowie gegen den Parteitag in Köln selbst.

Kölns FDP-Fraktionsgeschäftsführer Ulrich Breite verurteilt eine Bedrohung der Mitarbeiter „aufs Schärfste“. Verantwortlich für den Parteitag seien weder Angestellte noch das Hotel, „sondern ganz allein die AfD“. Der Parteitag sei „reine Provokation“. Die Freidemokraten würden öffentlich gegen die „wirren und widerlichen Thesen“ Björn Höcke demonstrieren, kündigt Breite an.

Höcke hatte bei einer Veranstaltung der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative in Dresden unter anderem das Holocaust-Mahnmal in Berlin als „Mahnmal der Schande“ bezeichnet und in Hinblick auf die deutsche Geschichte eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ gefordert.

Die Linke: Protest gegen Rechtsextreme – nicht gegen Mitarbeiter

Jörg Detjen, Fraktionsvorsitzender der Linken im Stadtrat, appelliert, „den Protest gegen die Rechtsextremisten und die Verantwortlichen des Maritimkonzerns zu richten, nicht aber gegen die Mitarbeiter des Hotels“. Angriffe auf die Angestellten dürften keinesfalls passieren.

Bei der ersten Aufzeichnung der ARD-Fernsehsitzung im Gürzenich wurde der gerade zurückgetretene Redner Jupp Menth („Ne kölsche Schutzmann“) für sein Lebenswerk geehrt – und hat die Auszeichnung sofort weitergereicht. „Ich möchte die Ehrung gleich symbolisch an die Aktion »Karnevalisten gegen rechts« weitergeben“, sagte Jupp Menth. „Das ist doch ein deutliches Zeichen, dass wir als Karnevalisten nicht blöd durch Kölle laufen, sondern uns einmischen. Es geht darum, mit viel Zivilcourage diese rechte Geschichte aus der Stadt herauszukriegen.“

Instrumentalisierung der Silvesternacht?

Damit reiht Menth sich ein in die beständig größer werdende Schar der Gegner des AfD-Parteitags. Neben den Karnevals-Stars und dem Festkomitee hatten etwa die Bündnisse „Köln gegen Rechts“ und „Köln stellt sich quer“ sowie OB Henriette Reker und SPD-Chef Jochen Ott die Veranstaltung kritisiert.

Am Donnerstag schlossen sich auch die Kölner Grünen an: Es sei „inakzeptabel, dass das Maritim weiter an dem Vertrag mit der AfD festhält“. Die Grünen gingen davon aus, dass die AfD Köln als Ort gewählt habe, „um die sexuellen Übergriffe am Silvesterabend 2015 erneut zu instrumentalisieren und im Diskurs über Geflüchtete und die Willkommenskultur weiter zu hetzen“.

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