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Richtfest beim StadtarchivNeubeginn nach der Einsturz-Katastrophe

Lesezeit 3 Minuten

Der Neubau befindet sich ganz in der Nähe des Justizzentrums, das links im Bild aufragt.

KölnWährend in der Nähe im Justizzentrum der Prozess um den Einsturz des Vorgängerbaus weiterlief, wurde am Freitag Richtfest für den Neubau des Stadtarchivs gefeiert, der zugleich das Rheinische Bildarchiv beherbergen wird. „Zwei für Köln bedeutende Gedächtnisinstitutionen erhalten eine neue Heimat“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker, nachdem sie kurz an die „schrecklichen Ereignisse von neun Jahren“ erinnert hatte, Ereignisse, die wegen des Strafprozesses „noch einmal besonders präsent“ würden.

Richtfest mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker ( 4. v l.)

Doch das Richtfest sei Anlass, in die Zukunft zu blicken. Auf dem Gelände am Eifelwall, Ecke Luxemburger Straße entstehe bis 2020 „Europas modernstes und Stadt- und Bildarchiv“ mit „besten Bedingungen“ für das Bewahren und Nutzen aller Arten von Archivgut und Fotomaterial. Entworfen hat es das Büro Waechter + Waechter aus Darmstadt.

Herzstück des Gebäudes ist das sogenannte Schatzhaus, ein sechsgeschossiger, kubischer Magazinbau für das Kulturgut aus über 1000 Jahren rheinischer Geschichte . Umgeben wird es von einem etwa halb so hohen Flachbau. „In Erinnerung an das Geschehene scheint der dreigeschossige Mantelbau das kostbare Archivgut gleichsam schützend zu umarmen“, sagte Architekt Felix Waechter.

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Das fensterlose Magazin „überragt entsprechend seiner Bedeutung die Mantelbebauung um drei Geschosse und ist damit auch aus der Ferne sichtbar“. Der gesamte Komplex bietet rund 22 500 Quadratmeter Bruttogeschossfläche, davon 10 600 Quadratmeter für das Magazin. 50 Regalkilometer und 46 Planschränke werden für das Archivgut zur Verfügung stehen; das Rheinische Bildarchiv bekommt 2,2 Regalkilometer.

Sechs Monate nach dem Einsturz hatte der Stadtrat beschlossen, dass am Eifelwall, Ecke Luxemburger Straße ein Neubau entstehen soll.

Der illuminierte Magazinbau, „Schatzhaus“ genannt

Die Entscheidung für den Standort „im Grüngürtel und nicht versteckt am Stadtrand entspricht dem urväterlichen Verständnis für die Bedeutung des Stadtgedächtnisses, gerade auch in einer modernen Stadtgesellschaft“, sagte Waechter. Zum öffentlichen Bereich zählen das Foyer, der Ausstellungs- und der Vortragssaum sowie der Lesesaal. Eingeschränkt öffentlich sind die Verwaltungsbüros. Der internen Nutzung dienen neben dem Magazin unter anderem Werkstätten und Labore. 150 Menschen werden in dem Gebäude arbeiten, in das viel Tageslicht hineinkommt, sowohl von den Straßen her und als auch aus Innenhöfen.

„Ohne modische Attitüten“

Die Fassade des Mantelbaus wird gleichmäßig mit vertikalen Lamellen aus bräunlicher Baubronze bekleidet. Die tiefen Laibungen der Fenster sorgten für ein „schönes und ständig wechselndes Schattenspiel“, sagte der Architekt, und die „changierende Farbigkeit der Baubronze erzeuge eine „lebendige und mit schöner Patina alternde Anmutung“. Insgesamt charakterisierte er den Neubau als zurückhaltend zeitlos, ohne modische Attitüden“.

Unter den zahlreichen Teilnehmern des Fests, bei dem Polier Semir Husic vom Dach den Richtspruch vortrug, durften die Leiterinnen der beiden Archive nicht fehlen. Bettina Schmidt-Czaia, Chefin des Stadtarchivs. sprach von einem „Riesenmeilenstein“ und einem „Tag der Freude“

Anlässlich des Richtfests wird das Schatzhaus so wie bereits am Freitag am heutigen Samstag vom Einbruch der Dunkelheit bis zur Morgendämmerung illuminiert. Lichtkünstler Ingo Dietzel projiziert mit drei großen Diaprojektoren Motive von Archivalien und Porträts berühmter Nachlassgeber auf die Rohbaufassade.