- Der Kauf und der Umbau des Bonotel in Marienburg zur Flüchtlingsunterkunft sollen insgesamt 9,2 Millionen Euro kosten.
- In der Immobilie können lediglich 150 bis 180 Menschen wohnen.
Marienburg – Das ehemalige Bonotel in Marienberg erweist sich für die Stadtverwaltung als ein Fass ohne Boden. Die Kosten für den Kauf des Hotelgebäudes und der Umbau zu einer Flüchtlingsunterkunft sollen insgesamt bei 9,2 Millionen Euro liegen. Dabei werden in der Immobilie lediglich 150 bis 180 Menschen wohnen können.
Das unverhältnismäßig wirkende Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen resultiert aus einer Verkettung immer weiterer Verteuerungen.
Die Stadt hatte das Hotelgebäude im Juni 2014 für 5,8 Millionen Euro bei einer Zwangsversteigerung erworben. Den Dringlichkeitsbescheid unterzeichneten der damalige Oberbürgermeister Jürgen Roters und Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Jörg Frank.
Die damalige Sozialdezernentin Henriette Reker als Hauptverantwortliche für die Flüchtlingsunterbringung wollte auf diese Weise möglichst schnell eine neue Unterkunft zur Verfügung stellen. Das sollte den Kaufpreis rechtfertigen.
Was den Umbau so teuer macht
Doch unmittelbar nach dem Kauf stellte sich heraus, dass der Hotelbetreiber das Bonotel nicht aufgeben wollte. Das zog ein Gerichtsverfahren nach sich, so dass von einer schnellen Umsetzung der Pläne keine Rede mehr sein konnte. Die Stadt zahlte dem Pächter schließlich 700.000 Euro, damit dieser das Haus räumte.
Im Zuge der Untersuchung der Bausubstanz stellte sich schließlich heraus, dass der Brandschutz nicht den gültigen Vorschriften entsprach. Der Standard, der für den Hotelbetrieb noch ausreichte, war nicht mit den Anforderungen einer Flüchtlingsunterkunft vereinbar. Das ließ die Sanierungskosten auf 1,2 Millionen Euro in die Höhe schießen.
Kurz vor der Eröffnung der nunmehr sanierten Unterkunft zeigte sich bei einem Wasserrohrbruch im April dieses Jahres dann, dass die Wasserleitungen der Immobilie von den Vorbesitzern mangelhaft instand gesetzt worden waren. Die bestehende Rohre wurden mit Epoxidharz belastet. Das zum Abdichten verwendete Harz gilt als gesundheitsgefährdend. Die Sanierung soll weitere 1,5 Millionen Euro kosten.
Die Stadtverwaltung will trotz aller Widrigkeiten und Kostensteigerungen an einer Umwandlung zu einer Flüchtlingsunterkunft festhalten. Dazu wird eine Wirtschaftlichkeitsrechnung angeführt, die eine Nutzung des Bonotels mit einer Anmietung eines fiktiven anderen Gebäudes vergleicht, das über eine gleich große Fläche verfügt. Ausgehend von einer Miete von 13 Euro pro Quadratmeter soll das ehemalige Hotelgebäude trotz der hohen Anschaffungskosten besser abschneiden.
Nach 15 Jahren würde das Bonotel demnach 6,7 Millionen Euro an Kosten verursachen, während die angemietete Immobilie auf 10,8 Millionen Euro käme. Um auf dieses Ergebnis zu kommen, hat die Stadt allerdings den Wert des unbebauten Grundstück abgezogen, der bei 4,1 Millionen Euro liegen soll.
„Die Entscheidung, das Bonotel zu ersteigern und selbst herzurichten, stellt trotz der zwischenzeitlich deutlich gestiegenen Kosten nach wie vor die wirtschaftlichste Variante dar“, heißt es in der Bewertung der Stadtverwaltung. Die Ratspolitiker haben bereits signalisiert, dem zustimmen zu wollen.