Die Räuber in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gingen auffallend ähnlich vor wie in Köln.
Überfall auf Geldtransporter in MarienburgPolizei Köln prüft Verbindung zu zwei Taten in Ostdeutschland
Etwas mehr als ein Jahr nach dem spektakulären Überfall auf einen Geldtransporter in Köln-Marienburg fehlt von den Räubern weiterhin jede Spur. Der Coup auf der Ecke Militärring/Leyboldstraße ging schief, die Männer flüchteten ohne Beute. Aber möglicherweise war die Tat nur das Vorspiel für zwei weitere Überfälle auf Geldtransporter im Januar dieses Jahres in Potsdam (Brandenburg) und im März in Gützkow (Mecklenburg-Vorpommern). Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ haben die Kölner Ermittler alle drei Taten miteinander verglichen. Es gibt auffällige Ähnlichkeiten.
In allen drei Fällen gingen die jeweils maskierten und schwer bewaffneten Täter brutal vor und gaben Schüsse aus Schnellfeuerwaffen ab, Maschinenpistolen oder Sturmgewehren. Vor ihrer Flucht zündeten sie jeweils selbst mitgebrachte Fahrzeuge an, um Spuren zu verwischen. In allen drei Fällen fuhren sie dunkle Kastenwagen.
Köln: Erste Spuren führen nach Belgien
Sowohl in Köln als auch in Potsdam und in Gützkow bremsten die Räuber früh morgens einen Geldtransporter aus, indem sie ihn zwischen zwei eigenen Fahrzeugen einkeilten. Während die Angreifer am 25. Januar in Potsdam wie im Juli 2022 in Köln ohne Geld die Flucht ergriffen, erbeuteten die Täter am 2. März in Gützkow 3,1 Millionen Euro. Waren es immer dieselben Männer?
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„Zu möglichen Parallelen möchte ich mich nicht konkret äußern“, sagt der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer auf Anfrage. Nur so viel: „Wir prüfen generell immer, ob es Übereinstimmungen zu ähnlich gelagerten Taten in Deutschland gibt.“
Zumindest im Kölner Fall scheinen darüber hinaus Bezüge nach Belgien zu bestehen. Ein vermutlich bei der Tat in Marienburg eingesetztes Auto soll im Vorfeld die belgisch-deutsche Grenze passiert haben. Dieser Spur werde auch weiterhin nachgegangen, sagte Bremer. Die Kölner Staatsanwaltschaft habe Rechtshilfeersuchen an die belgischen Behörden gestellt, die derzeit abgearbeitet würden. Auf Details will Bremer „aus ermittlungstaktischen Gründen“ nicht eingehen.
In Köln hatten die Täter schnell von ihrem Vorhaben abgelassen, weil die Wachleute sich weigerten, den Geldraum zu öffnen und weil 30 Schüsse auf die Windschutzscheibe des Geldtransporters wirkungslos blieben – das Sicherheitsglas hielt den Kugeln stand. Erfolglos blieb auch der Überfall in Potsdam sechs Monate später. Beim Ausbremsversuch der Täter gaben die Wachleute einfach Gas und entkamen.
„Es stellt sich hier die Frage, ob die Täter aus dieser Sache womöglich gelernt haben“, sagt Antje Schulz, Sprecherin des Polizeipräsidiums Neubrandenburg – denn nur weitere sechs Wochen später waren Geldtransporter-Räuber in Gützkow erfolgreich, knapp 300 Kilometer von Potsdam und 700 Kilometer von Köln entfernt.
Beim Überfall in Gützkow erbeuteten die Täter 3,1 Millionen Euro
Diesen Überfall nannte sogar die Polizei in einer Pressemitteilung „sensationell“. Die Täter hatten sich sehr genau vorbereitet, sie bremsten den Transporter in einer Engstelle in einer fingierten Baustelle aus, um ihn an der Flucht zu hindern, schossen auf das Fahrzeug, öffneten es mit speziellem Werkzeug, griffen sich die 3,1 Millionen Euro und zündeten den Geldtransporter an, obwohl die beiden Fahrer noch drin saßen.
Kurz nach der Tat in Gützkow am 2. März verhinderte die Polizei in Niedersachsen einen weiteren Raubüberfall – und es gelang ihr die Identifizierung eines Verdächtigen, der wegen einer anderen Tat bereits in Haft saß. Nach Berichten der „Bild“-Zeitung soll es sich bei dem Mann um ein Mitglied aus dem Berliner Clanmilieu handeln. Die Staatsanwaltschaft hat dies allerdings dementiert.
Ob es sich bei den Fällen in Köln, Potsdam und Gützkow um verschiedene Täter handelt oder ob zwei oder sogar alle drei Taten zusammenhängen, kann die Polizei noch nicht sicher sagen. Sprecherin Schulz zufolge setzen Überfälle auf Geldtransporter allgemein „sehr gut organisierte, hochkriminelle Strukturen“ voraus. Die Drahtzieher handelten „eher aus dem Hintergrund“, während die ausführenden Männer am Tatort ein hohes Festnahmerisiko eingingen. Auf sie könnten die Hintermänner im Falle einer Verhaftung auch „eher einmal verzichten“.