Pfarrer Christoph Hittmeyer steht vor einer Herausforderung. Weil Pfarrer und Kirchenmitglieder immer weniger werden, muss er mehr Aufgaben übernehmen.
Gemeindefusion im Kölner SüdenPfarrer jetzt für 17.000 Katholiken zuständig – und bald noch mehr
Pfarrer Christoph Hittmeyer geht jeden Tag mit Mischlingshündin Suzi spazieren. Eine wichtige Routine, nicht nur für Suzi, sondern auch für den Pfarrer. „Das hindert mich daran, durchzuarbeiten. Ich komme runter, kann nachdenken, überlege, was steht an, was kommt in die nächste Predigt und ähnliches – alles in Ruhe“, erzählt der 60-Jährige.
Ruhe hat der katholische Pfarrer im Moment nicht viel, denn seit September ist er aufgrund der Gemeindefusionen im Erzbistum Köln nicht mehr „nur“ Pfarrer für die Gemeinde Heilige Drei Könige, die Rondorf, Meschenich, Immendorf und Godorf umfasst, sondern auch für die Gemeinde Köln Am Südkreuz. Zu ihr gehören Zollstock, Raderberg-Raderthal, Bayenthal und Marienburg. „Ich bin jetzt Pfarrer für neun Kirchtürme und 17.000 Katholiken, vorher waren es 7.000“, berichtet Hittmeyer. Die Zusammenlegung von Gemeinden erfolgt wegen der schrumpfenden Zahlen von Kirchenmitgliedern und Pfarrern.
Das Kölner Erzbistum entwickelte in den vergangenen Jahren neue Zuschnitte für seine Gemeinden. Die Zahl von derzeit 177 Seelsorgebereichen soll auf 65 verringert werden. Das bedeutet, dass die einzelnen Pfarrverbünde deutlich größer werden. „Bereits seit 2015 hat Erzbischof Woelki mit Blick auf die abnehmende Katholikenzahl, die weniger werdenden Engagierten, den Rückgang der Finanzkraft und auch den Rückgang des pastoralen Personals tiefgreifende Veränderungen im kirchlichen Leben und daraus neue Wege für einen pastoralen Neuaufbruch in Aussicht gestellt“, erklärt das Erzbistum zu der Zusammenfassung zu größeren pastoralen Einheiten.
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Nach der Mitte Januar veröffentlichten amtlichen Statistik des Amtsgerichts Köln wurde für 2022 die Rekordzahl von 20.331 Kirchenaustritten in Köln vermeldet, wobei die Statistik nicht nach Konfessionen differenziert. Auch in den Pfarrgemeinden Am Südkreuz nahm in den vergangenen Jahren die Anzahl der Mitglieder kontinuierlich ab. Zählten sie 2019 noch 17.337 Mitglieder, waren es 2021 noch 15.675.
Größere Seelsorgebereiche – andere Aufgaben
Eine Herausforderung, wie Hittmeyer zugibt. „Ich bin noch am Anfang, lerne gerade viele Menschen kennen und bin viel unterwegs“, erzählt er. Seine Aufgaben verändern sich. „Ich werde nicht mehr jedes Pfarrfest besuchen können und werde mehr mit Koordination beschäftigt sein und mit den Kirchenvorständen zu tun haben“, berichtet der Kölner. „Noch fehlt uns die Erfahrung, wie sich die größeren pastoralen Einheiten auswirken werden. Aber ich bin zuversichtlich, dass es gelingen kann, wenn man ein gutes und waches Team hat“, so der Pfarrer.
Das habe er. Zu seinem Team gehören rund zwölf Menschen, Kapläne, Subsidiäre, Gemeindereferenten. Die Gottesdienste in den einzelnen Kirchen werden sie abwechselnd halten. Der Pfarrer selbst will in jeder Kirche zweimal im Monat predigen. Wichtig sei, dass die Gläubigen in ihren Gemeinden konstante Ansprechpartner hätten, ist er überzeugt.
Hittmeyer kam vor gut zwei Jahren nach Köln, zuvor war er in Pulheim im Einsatz. Seinen Wohnsitz im Pfarrhaus in Rondorf wird er behalten.
Offen sein für neue Wege
Um die Leute, die noch in der Kirche sind, hier auch zu halten, müsse man nah an den Menschen sein, meint Hittmeyer. „Wir müssen mit den Menschen reden und ihnen zuhören. Wir müssen offen sein für neue Wege. Wenn jemand bei einer Trauerfeier sich ‚Niemals geht man so ganz‘ wünscht, sollte man das nicht ablehnen, nur weil es keine kirchliche Musik ist“, findet der Pfarrer.
Die Beichte könne man auch in einer Gesprächssituation am Tisch und nicht nur im Beichtstuhl abnehmen. „Aber das Interesse ist hier schon seit vielen Jahren eher gering.“
Wie die Anzahl der Kirchenmitglieder hat auch die Anzahl der Messdiener abgenommen. „In Zollstock und in Rondorf sind wir gut aufgestellt. Wenn es aber erst einmal einbricht, ist es schwer, das wieder aufzubauen“, erklärt Hittmeyer. Auch den Kindern müsse man auf Augenhöhe begegnen. Auch die Eltern seien gefordert. „Es funktioniert nur, wenn sie die Kinder begleiten“, meint er. „Wir in der Kirche müssen nach neuen Formen suchen und auch Neues ausprobieren.“
Im kommenden September soll er noch den Seelsorgebereich Rodenkirchen, Weiß und Sürth dazubekommen. Dann hat er insgesamt 35.000 Katholiken zu betreuen. „Bis dahin habe ich Zeit, in meine neue Aufgabe hineinzuwachsen. Und so verkehrt ist es nicht, wenn man sich mit 60 noch einmal neuen Herausforderung stellt. Das kann auch neue Horizonte öffnen“, so der Pfarrer zuversichtlich.