Weil der Luftraum für russische Maschinen gesperrt ist, darf der Frachtflieger nicht abheben. Das Abholen wird nicht billig.
Flughafen Köln/BonnRussisches Flugzeug sitzt fest und kostet Betreiber viel Geld
Es dürfte schon jetzt das teuerste Parkticket in der Stadt aller Zeiten sein: Seit dem 28. Februar hängt eine Boeing 737-400 F der russischen Frachtairline Atran auf dem Flughafen Köln-Bonn fest. Zwangsweise. Denn an jenem Tag vor einem Jahr hatte die Europäische Union als Reaktion auf den Angriff Russlands auf die Ukraine alle Flüge von Luftfahrzeugen verboten, „die von russischen Luftfahrtunternehmen betrieben werden“. Dazu zählt auch die Maschine von Atran, die in Köln seit Monaten auf einem Parkplatz in der hintersten Ecke des Geländes steht.
Pro Tag berechnet der Flughafen grundsätzlich zwischen 150 und 180 Euro Abstellgebühr für eine Maschine – auch für den Atran-Frachter. Und das ist noch günstig im Vergleich zu vielen anderen deutschen und europäischen Flughäfen. Am Flughafen Haan beispielsweise kostet ein Stellplatz ungefähr 1000 Euro pro Tag. Trotzdem ist für Atran in Köln bislang schon eine Summe von ca. 60.000 Euro zusammengekommen. Und ein Ende des Krieges und somit der EU-Sanktionen ist nicht absehbar.
Köln: Vor dem Abheben müssten Techniker die Maschine warten
Moosbewuchs sei noch nicht zu erkennen, sagt ein Flughafenmitarbeiter scherzhaft, „aber da müsste auf jeden Fall nochmal jemand ran, bevor die wieder fliegen kann“. In der Tat müssen nach einer so langen Standzeit erst Technik und Bordelektronik überprüft werden. Andernfalls würde das Luftfahrtbundesamt die Maschine nicht freigeben.
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Üblicherweise stellt der Flughafen dem Eigentümer eine Standgebühr in Rechnung, nachdem der Flieger abgehoben hat. Aber hier? Alles völlig unklar, denn einen solchen Fall hat man in Köln-Bonn auch noch nicht erlebt. Bevor jemand die Boeing abholt, müsste derjenige laut Bundesverkehrsministerium ohnehin erst einmal „sanktionskonforme Eigentumsverhältnisse“ nachweisen. Das heißt: Selbst wenn Atran die Maschine verkaufen sollte, würde vor der Abflugerlaubnis genau geprüft, welche Beziehungen der neue Besitzer zu den früheren russischen Eigentümern hätte.
Köln: Wo die Crew des Frachtfliegers abgeblieben ist, ist unklar
Aber während auf dem Münchner Flughafen seit dem 28. Februar ein Airbus A320 der russischen Fluggesellschaft Aeroflot herumsteht, den der Eigentümer – eine chinesische Leasinggesellschaft – wohl demnächst abholen lassen will, tue sich in Köln nichts, sagt Flughafensprecher Lukas Weinberger auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Der Eigentümer Atran mit Sitz in Moskau habe bislang nichts von sich hören lassen. „Es hat sich niemand gemeldet“, sagt Weinberger. Und so läuft die Parkuhr vorerst weiter.
Die Boeing war am 27. Februar 2022 in Köln-Bonn gelandet. Sie sollte tags darauf nach Lüttich in Belgien weiterfliegen. Doch dazu kam es nicht mehr. Was mit der Crew geschah, ob und auf welchem Wege die Besatzung es zurück nach Russland geschafft hat, ist unklar. Immerhin: Die Maschine steht offenbar niemandem im Weg. „Sie ist auf einer Außenposition geparkt und tangiert die täglichen Abläufe nicht“, sagt Weinberger.
Ganz anders etwa als die Aeroflot-Maschine in München: Die musste schon ein paar Mal umgeparkt werden, zum Beispiel im Sommer 2022, als die Staats- und Regierungschefs zum G-7-Gipfel einschwebten und der Airbus wichtige Wege blockierte. Für das Umsetzen eines Flugzeugs muss niemand ins Cockpit steigen, das funktioniert mit modernen Schleppern, die an den Flieger andocken und ihn bewegen können.
Auch die Boeing in Köln musste schon umgesetzt werden: allerdings nur von der Parkposition im hinteren Frachtbereich, wo sie direkt nach ihrer Landung abgestellt worden war, bis zu ihrem jetzigen Stellplatz. Und dort wird sie wohl auch erst einmal bleiben.