- Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
- In seiner satirischen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet.
- Diesmal geht es um die neue Stadtbahn und die Liebe der Kölner zu ihrer Sprache.
Köln – Also das hat Kölns Verkehrsdezernentin nun wirklich nicht verdient. Gut. Es mag vielleicht naiv gewesen sein, die Kölner von dem abbringen zu wollen, was sie am liebsten tun: de Mul schwade. Also unaufhörlich zu reden.Andrea Blome hat es doch nur gut gemeint mit ihrer Idee, ein Schweigegeld von 1,5 Millionen Euro für denjenigen auszuloben, dem es gelingt, die Planung der Ost-West-Stadtbahn möglichst ohne „Störfeuer“ über die Bühne zu bringen.
Am Ende kräht kein Riphahn mehr danach
Wo die Kölner doch noch nie etwas über die Bühne gebracht haben, ohne vorab eine große Oper zu inszenieren. Das gehört für sie einfach dazu. Und am Ende kräht doch kein Riphahn mehr danach, wer was wann wo und warum mal gesagt hat.
Auf diese Weise haben sie schon die Nord-Süd-Fahrt tiefergelegt, Seilbahnen gebaut, Wassertaxis auf den Rhein gesetzt und den Effzeh…
Okay. Lassen wir es gut sein.
Aber warum tun sie das? Weil sie die kölsche Sprache mit ihren wunderschönen Wortschöpfungen und Umschreibungen einfach lieben. „Schweigekartell“ zum Beispiel. Diesen Begriff mag es in Westfalen geben. In Kölle nicht.
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Das Wort klingt viel zu hart, fast schon brutal, als sei damit eine kriminelle Handlung verbunden. Nein. Dieser Begriff würde einem Kölner niemals über die Lippen kommen. Der Kölner drückt sich da wesentlich geschmeidiger aus. „Dä Dingens bruch net Bescheid ze wesse.“
Sag’ es durch die Blome. Das hätte die Verkehrsdezernentin doch wissen müssen. Gerade bei der Ost-West-Stadtbahn. Wo doch von Anfang an klar war, dass es da drunter oder drüber gehen muss. Die Dezernentin geht, nachdem die Sache aufgeflogen ist, in Sack und Asche. Es habe sich bei der Störfeuer-Formulierung um eine „teilweise missverständliche Textpassage“ gehandelt.
Diese Art des Zurückruderns ist dem Kölner übrigens auch wesensfremd, erinnert sie doch stark an das Ritual der Kritik und Selbstkritik, mit dem bei den kommunistischen Parteien in der Sowjetunion und der DDR missliebige Parteikader auf Linie gebracht wurden.
So etwas gibt in Köln selbstverständlich nicht. Nein. Der rhetorische Fehlgriff der Verkehrsdezernentin ist – da dürfen wir alle ganz sicher sein – auf kölsche Art eingefangen worden. „Die Dingens es bei uns em Stadtvörstand, dat kriejen ich der schon beijeboge!“
Schon ist das Kommunikationsproblem aus der Welt.
Bleibt noch die Frage, ob es sich eine Agentur findet, der es gelingt, die Kölner bis ins Jahr 2037 beim Bau der neuen Stadtbahn zum Schweigen zu bringen. Diesen Job kann die Verkehrsdezernentin ruhig weltweit ausschreiben. Vielleicht bekommt sie ja ein Angebot aus Nordkorea. Die DDR und die UdSSR gibt es ja nicht mehr. Dann sollten wir die Tunnelbohrer aber auch Lenin und Stalin nennen. Und nicht schon wieder Tosca, Rosa oder Carmen.