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„Situation ist schlimmer denn je“Kölner Kitas im Omikron-Ausnahmezustand

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Kind Lolli-Test Symbolbild

Ein Kita-Kind beim Coronatest (Symbolbild)

Köln – Die Kurve kennt nur eine Richtung: Sie steigt steil nach oben. Die Anzahl der mit Corona infizierten Kölner Kita-Kinder und Erzieherinnen wächst Woche für Woche. Nach Angaben der Stadt sind in den 686 Kitas mit rund 42.000 Kindern aktuell 410 Kita-Kinder infiziert sowie 159 Mitarbeitende. Zum Vergleich: Nach den Weihnachtsferien, am 5. Januar, waren es 112 Kinder und 54 Mitarbeitende, in der vergangenen Woche bereits 259 Kinder und 130 Erwachsene. Angesichts dieser Zahlen schicken viele Kölner Eltern ihre Kinder mit ungutem Gefühl in die Kita.

So geht es auch einer Mutter aus Ehrenfeld: „Man fragt sich, wie lange sich eine Infektion noch verhindern lässt und nimmt momentan eine Durchseuchung in Kauf.“ Bisher habe die Familie alles versucht, eine Ansteckung zu vermeiden. Vor Weihnachten sei die dreijährige Tochter zwei Wochen lang nicht in der Kita gewesen, um das Risiko zu minimieren. Seit dem Ferienende habe es nun durchgängig Corona-Infektionen in der Kita gegeben, teilweise seien es acht Fälle gleichzeitig gewesen. Da auch viele der Erzieherinnen betroffen waren, habe es eine Art Notbetreuung gegeben. „Man musste sich so schnell wie möglich in eine Liste eintragen, wenn man Betreuungsbedarf anmelden wollte. Wir waren leider zu langsam.“ Und so mussten die beiden berufstätigen Eltern ihre Tochter eine Woche lang zu Hause betreuen – wieder einmal. In diesem Jahr war die Dreijährige bisher mehr zu Hause als in der Kita.

Infektionen breiten sich ungebremst in den Kitas aus

„Die Situation ist schlimmer denn je“, sagt Constanze Moths, Geschäftsführerin des Evangelischen Kita-Verbandes Köln-Nord, zu dem 14 Kitas gehören. Aktuell gebe es in acht Einrichtungen mehr als 60 Corona-Infektionen. „Mittlerweile verhängt das Gesundheitsamt keine Clusterschließungen bei Fallhäufungen mehr. Für uns als Träger bedeutet das, hilflos zuschauen zu müssen, wie sich die Infektionen ungebremst ausbreiten“, beklagt Moths. Erst wenn so viele Mitarbeitende gleichzeitig infiziert seien, dass die Betreuung nicht mehr gewährleistet werden könne, komme es „notgedrungen zu Teilschließungen“.

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Ein Stadtsprecher bestätigt das auf Nachfrage dieser Zeitung: „Aktuell gibt es keine Verordnung der Stadt Köln, welche eine Clusterschließung von Kitas anordnet.“ Es gebe keine grundsätzlichen Regeln, ab wie vielen Infektionen Einrichtungen oder einzelne Gruppen vorübergehend geschlossen werden. Das Gesundheitsamt stimme bei Ausbrüchen das weitere Vorgehen im Einzelfall mit den Kita-Leitungen ab. Aufgrund von Infektionen könnten aber mitunter Engpässe beim Personal entstehen, so dass Betreuungsstätten schließen müssten. Aktuell wisse die Stadt von zehn geschlossenen Kitas. Constanze Moths beschreibt die Situation als „für alle belastend“. „Eltern haben keine Betreuungssicherheit, Mitarbeitende haben Angst um ihre Gesundheit.“ Ein „unbelasteter Kita-Alltag“ sei für die Kinder zumindest in den akut betroffenen Kitas kaum möglich.

In manchen Kitas sind sämtliche Gruppen betroffen

In den 18 von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) betriebenen Kitas gibt es derzeit in zwölf Einrichtungen Corona-Fälle: „In manchen gibt es nur einzelne Fälle, in anderen sind sämtliche Gruppen betroffen, fast immer sind auch geboosterte Mitarbeitende unter den Erkrankten“, sagt Silvia Empacher, Leiterin des Fachbereichs Kinder, Jugend und Familie der Awo. Seit vergangener Woche hätten zudem mehrmals Pooltests nicht aufgelöst werden können: Von einigen Kindern hätten keine Einzel-PCR-Testergebnisse vorgelegen. Normalerweise werden alle Kinder eines positiven Pools am folgenden Tag einzeln PCR-getestet. Offenbar habe es wegen der überlasteten Labore aber Verzögerungen gegeben.

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So erging es auch einer Mutter aus Mülheim. Nach einem positiven Pooltest ihres Sohnes erhielt sie zunächst kein Ergebnis des Einzeltests – genau wie ein Großteil der übrigen Kinder aus der Gruppe. „Nur fünf Eltern hatten morgens ein negatives Ergebnis und konnten ihre Kinder wieder in die Kita schicken, die anderen mussten zu Hause bleiben.“

Unterdessen sorgen sich Eltern und Kita-Beschäftigte, dass von der Stadt finanzierte Lolli-PCR-Test-Verfahren angesichts begrenzter Laborkapazitäten ändern oder einstellen könnte. Das Land hatte bereits veranlasst, die Lolli-PCR-Tests bei den Grundschulen einzuschränken. In einem Informationsschreiben der Stadt hieß es Anfang der Woche dazu: „Derzeit reichen die Testkapazitäten des Labors für die Kindertageseinrichtungen und Tagespflegen aus. Trotzdem möchten wir an dieser Stelle schon darauf hinweisen, dass sich das in der nächsten Zeit verändern kann und das Testverfahren dann eventuell umgestellt werden muss.“ Am Freitag beschloss der Krisenstab allerdings, das bisherige Testangebot aufrecht zu erhalten.