AboAbonnieren

Sexismus an der Uni?Kölner Rektor: „Gibt keine Anzeichen für ein MeToo-Problem“

Lesezeit 3 Minuten

Mehrere Frauen berichten über einen Professor, der sich nicht im Griff haben soll. 250 Menschen demonstrieren, die Uni weist Vorwürfe zurück.

Nach schweren Vorwürfen der sexualisierten Belästigung und Machtmissbrauch gegen einen Kölner Universitätsprofessor hat die Uni-Leitung Kritik an strukturellen Problemen und Intransparenz zurückgewiesen. Die Universität gehe „entschieden gegen Machtmissbrauch, Diskriminierung aller Art und Belästigungen vor“, sagte Rektor Axel Freimuth am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Fälle von Sexismus und sexualisiertem Machtmissbrauch seien „im Moment eher Einzelfälle“, sagte Freimuth und verwies auf sechs abgeschlossene Disziplinarverfahren in den vergangenen acht Jahren. „Daraus ergeben sich für mich keine Anhaltspunkte, dass wir ein ausgeprägtes ‚MeToo-Problem‘ haben.“ Die Uni fördere „seit vielen Jahren eine ‚Kultur des Hinschauens‘ und ermutige dazu, Probleme anzusprechen“. Er sei über „jeden Fall glücklich, der gemeldet wird“, sagte Freimuth.

Fälle von Sexismus und sexualisiertem Machtmissbrauch sind im Moment eher Einzelfälle
Axel Freimuth, Rektor der Universität zu Köln

Für den Mittwochnachmittag hatte der Studierendenausschuss Asta schon länger eine Demonstration auf dem Hochschulgelände angekündigt, die Probleme im Umgang mit Sexismus-Vorfällen an der Universität anprangerte. Die Hochschulleitung habe „schwerwiegende Fehler“ in der Aufarbeitung des kurz vor Weihnachten öffentlich gewordenen Falls mutmaßlichen sexualisierten Machtmissbrauchs gemacht, sagte Clara Schüssler vom Asta. So habe die Uni zu lange mit der Aufklärung gezögert und die mutmaßlichen Opfer eher als Angeklagte behandelt und ihre Glaubwürdigkeit infrage gestellt. Etwa 250 Menschen nahmen an der Demo teil.

Im Vorfeld hatte Uni-Rektor Freimuth, „großes Verständnis und Sympathie“ für die Demonstrierenden geäußert. „In der Sache stehen wir zu ihren Forderungen.“ Die Aufarbeitung in dem konkreten Fall müsse rechtssicher verlaufen, betonte Freimuth. Das schließe Verschwiegenheit, Anonymität und zumindest zu Beginn des Verfahrens eine „gewisse Intransparenz“ ein. Diese Intransparenz war für die Demonstrierenden am Mittwochnachmittag ein Zeichen strukturellen Versagens der Universität, die es nicht schaffe, Fälle von Sexismus schnell und konsequent aufzuklären und zu verfolgen, um allen ein sicheres Studieren zu ermöglichen.

Alles zum Thema Universität zu Köln

Uni Köln: Sexuelle Andeutungen sollen allgegenwärtig gewesen sein

Freimuth betonte, dass die Uni in dem Verfahren kein Interesse habe, einzelne Professoren zu schützen oder Verfahren zur Aufklärung der Vorfälle zu verschleppen. Sowohl die Beschuldigten, als auch die mutmaßlichen Opfer müssten „in gleicher Weise fair behandelt werden“. Dennoch sei die Uni mit den Abläufen der Verfahren äußerst unzufrieden. Diese dauerten „in der Regel zu lang und können für Betroffene intransparent sein“.

Mehrere ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterinnen hatten im Dezember Nachrichtenmagazin „Spiegel“ von sexuellen Übergriffen, Machtmissbrauch, Erniedrigung, permanenten Grenzüberschreitungen und Wutausbrüchen des Professors berichtet. Er soll durch „allgegenwärtige sexuelle Andeutungen“ und „rassistische Äußerungen“ aufgefallen sein und eine Atmosphäre von „Angst und Paranoia“ geschaffen haben. Der Anwalt des Professors weist die Anschuldigungen gegenüber dem „Spiegel“ zurück. Die Universität leitete eigenen Angaben zufolge 2019 ein Verfahren ein. Über die Art und den Stand des Verfahrens gebe man keine Auskünfte, sagte Freimuth am Mittwoch. Der Asta forderte die Entlassung des Professors.