Köln – Der Jahreswechsel ist rund um den Dom und in der Altstadt ausgesprochen friedlich verlaufen, was allerdings angesichts des massiven Aufgebots von 1400 Polizisten sowie Hunderten von Ordnungs- und Sicherheitskräften nicht überraschen kann. Polizei, Stadtverwaltung und Politik zeigen sich angesichts der bisherigen Bilanz sehr zufrieden mit dem Sicherheitskonzept und dem kulturellen Rahmenprogramm auf dem Roncalliplatz. Es gibt jedoch unterschiedliche Auffassungen darüber, ob die Polizeipräsenz dauerhaft so hoch bleiben soll, obwohl die massenhaften sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht 2015 Ende 2019 bereits vier Jahre zurückliegen werden.
„Es ist noch zu früh, um sagen zu können, wie die nächste Silvesternacht aussehen wird“, sagt Polizeisprecher Ralf Remmert. Zunächst müsse die Nachbereitung des aktuellen Jahreswechsels abgeschlossen sein. Darüber hinaus hänge viel davon ab, wie sich die allgemeine Sicherheitslage in den kommenden zwölf Monaten entwickele. „Die Innenstadt und der Dom werden aber mit Sicherheit immer im Fokus stehen“, so Remmert. Da es sich bei den Tätern aus dem Jahr 2015 nach Erkenntnissen der Polizei nicht um eine geschlossene und verabredete Gruppe handelte, lässt sich offenbar nicht klären, an welchen Orten sich diese Personen aufhalten und wo sie Silvester verbringen.
„Die erste vorläufige Bilanz der Stadt als auch der Polizeibehörden ist weitgehend positiv“, sagt Stadtsprecher Alexander Vogel. Heute aber bereits Aussagen für den Jahreswechsel 2019/2020 treffen zu könne, sei noch zu früh. „Sicherlich wird man über den Umfang des Kulturprogramms oder auch der böllerfreien Zone zu gegebener Zeit diskutieren“, so Vogel. Insbesondere die Verbotszone für Feuerwerk sei sehr gut angenommen worden, und es gebe zahlreiche positive Rückmeldungen wegen der als sehr angenehm und entspannt empfundenen Atmosphäre.
Keine vollständige Normalität
„Leider ist es nach wie vor notwendig, dass so viele Sicherheitskräfte vor Ort sind – so lange das so bleibt, haben wir die vollständige Normalität noch nicht wieder erreicht“, sagt SPD-Fraktionschef Christian Joisten. Gerade deshalb sei es umso wichtiger, dass es ein Kulturprogramm als Gegengewicht und kein menschenleeres Stadtzentrum gegeben habe.
„Wir werden diesen massiven Polizeieinsatz auch weiterhin benötigen, zumal Köln ein Magnet und eine Feier-Metropole für die Region ist“, sagt CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau. Auch ein maßvolles Rahmenprogramm am Dom sei dauerhaft sinnvoll.
„Wir sollten zum kommenden Jahreswechsel prüfen, ob wir die Sicherheit am Dom wieder etwas herunterfahren können“, sagt hingegen Manfred Richter (Grüne). Immerhin seien dann bereits vier Jahre nach den sexuellen Übergriffen auf dem Bahnhofsvorplatz vergangen. Auch Jörg Detjen, Fraktionschef der Linken, hält mehr als 1000 Polizisten für nicht verhältnismäßig. „Wir brauchen einen Einsatz wie bei anderen Großveranstaltungen“, sagt er. Ein Musikangebot müsse jedoch am Dom in jeder Silvesternacht vorhanden sein.
„Die Stadt scheint in diesem Jahr genau das richtige Maß getroffen zu haben“, sagt FDP-Fraktionschef Ralph Sterck. Er plädiert dafür, kontinuierlich wieder ein Normalmaß zu erreichen. Wie viele Einsatzkräfte vor Ort sinnvoll seien, müsse aber die Polizei entscheiden.