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„Sind niedergeschmettert“Kölner Uni verliert wichtigen Exzellenz-Status

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Die Aula der Uni Köln (Symbolbild)

Bonn – Lange Gesichter in der Kölner Universität: Die Hochschule wird ab dem kommenden November nicht länger den Titel der Exzellenz-Universität tragen. Im Wettbewerb, dessen Sieger am Freitagnachmittag im Bonner Wissenschaftszentrum von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek präsentiert wurden, wurde die Universität nicht ausgezeichnet. Sie gehört damit nicht zu den elf besten deutschen Hochschulen, stattdessen sind die Universitäten in Aachen, Berlin, Bonn, Dresden, Hamburg, Heidelberg, Karlsruhe, Konstanz, München (2), und Tübingen geehrt.

„Wir sind niedergeschmettert“, sagte Patrick Honecker, Sprecher der Universität. „Wir sind enttäuscht, dass die Universität zu Köln trotz ihrer herausragenden Entwicklung in den vergangenen Jahren den Status als Exzellenz-Universität nicht weiterhin trägt“, teilte auch Uni-Rektor Axel Freimuth mit.

Der „Oscar“ in der Wissenschaftslandschaft

Die Enttäuschung ist verständlich, denn die Exzellenzinitiative ist das Top-Ereignis für die deutschen Universitäten in diesem Jahr. Die Förderung gilt als so etwas wie ein „Oscar“ in der Wissenschaftslandschaft. Zudem geht es um viel Geld: Bund und Länder stellen im Rahmen des Programms insgesamt 148 Millionen Euro an Fördergeld pro Jahr bereit. Die Förderung wird ab November für sieben Jahre bis 2026 gewährt.

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Noch ist unklar, warum es für die Kölner Hochschule nicht für die Auszeichnung gereicht hat. Die Gutachter werden den Hochschulen die Auswertung in den kommenden Tagen zusenden. Erst dann könnten mögliche Defizite aufgearbeitet werden. „Wir werden und müssen das analysieren“, so Honecker. Klar ist aber, dass die Hochschule nicht mit dem Preisgeld planen kann, dass bis 2026 insgesamt 70 bis 105 Millionen Euro betragen hätte. Honecker sagte, dass bestimmte Projekte wie ein Zentrum für Wissenschaftskommunikation nicht durchgeführt werden könnten. Auch andere Programme im Bereich Gleichstellung oder Internationalisierung bleiben nun wohl in der Schublade.Die Kölner Hochschule hatte den Exzellenzstatus seit dem Jahr 2012 inne. Der Verlust bedeutet auch einen Schaden für die Reputation. „Es macht uns ein Stück weit unsichtbarer“, räumt Honecker ein. „Wir gehören aber immer noch zu den Top 20.“ Und: Die Projekte Cecad (alters-assoziierte Erkrankungen) und Ceplas (Pflanzenzüchtungsforschung), „Econtribute“ (Märkte und Public Policy) und „Materie und Licht für Quanteninformation“, die zum Teil mit anderen Forschungseinrichtungen und Universitäten durchgeführt werden, erhalten ebenfalls Millionen-Zuschüssen aus dem Exzellenz-Topf von Bund und Ländern.

Bedauern auch bei OB Reker

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker bedauert die Entscheidung der Experten, betonte aber, die Hochschule sei auch ohne Titel hervorragend. „Köln ist stolz auf seine Universität. Die Uni wird sich bei der nächsten Ausschreibung um den Titel „Exzellenzuniversität“ erneut bewerben und hat dabei unsere volle Unterstützung“, so Reker. Der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) fordert nun die Universität auf, künftig exzellente Lehre zu etablieren. „Spitzenuniversitäten müssen sich sowohl durch herausragende Forschung als auch durch herausragende Lehre auszeichnen“, sagt Asta-Chef Jonas Günther. „Letztere suchen wir an der Universität Köln seit Jahren leider vergeblich.“ Der Asta fordert mehr Festverträge für wissenschaftlichen Mitarbeiter und mehr Seminarräume mit einer angemessenen Einrichtung.

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Große Freude gab es dagegen in Kölns Nachbarstadt Bonn. Erstmals ist die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Exzellenz-Hochschule geworden. „Der heutige Tag ist ein Meilenstein in der 200-jährigen Geschichte unserer Universität“, sagte Rektor Michael Hoch. Glückwünsche gab es auch von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet nach Bonn und Aachen: „Der Erfolg beider Universitäten und die Gesamtbilanz bei der Exzellenzstrategie belegen erneut die hohe Qualität von Wissenschaft und Forschung in unserem Land. Nordrhein-Westfalen ist als Wissenschafts- und Forschungsland hervorragend aufgestellt.“

Nicole Gohlke, wissenschaftspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, befürchtet nun Nachteile für Hochschulen, die keine Förderung erhalten. „Die große Stärke des deutschen Hochschulwesens war immer die hohe Qualität in der Breite“, so Gohlke. „Dieser große Vorteil des föderalen Hochschulsystems der Bundesrepublik wird durch die Exzellenzstrategie mit jeder neuen Förderrunde der Exzellenzstrategie weiter ausgehöhlt.“