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Ein Tag am Fühlinger SeeSo gehen die Kölner nach Todesfällen mit dem Schwimmverbot um

Lesezeit 4 Minuten
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Am Fühlinger See ignorieren viele Kölnerinnen und Kölner das Badeverbot.

Köln – Marc zieht seinen Neoprenanzug zu und nimmt die Tauchflasche auf den Rücken. Dann setzt er seine Badekappe auf und schnappt sich seine Flossen: Für ihn und fünf weitere Taucher geht es in wenigen Minuten auf sechs Meter Tiefe. Der Feuerwehrmann will mehr über Tauchsicherheit und Rettung lernen und ist deshalb am Samstagmittag mit einer Wuppertaler Tauchschule an den Fühlinger See gefahren. Er darf dadurch offiziell im See schwimmen und tauchen. Dass das nicht für alle erlaubt ist, scheint auch nach mehreren Badeunfällen in der Vergangenheit nicht allen Kölnerinnen und Kölnern bewusst zu sein.

Auf der Regattainsel wurde für den Tauchkurs ein extra Einstiegspunkt eingerichtet, der auch für Menschen mit Behinderung geeignet ist.

„Schwimmt nicht so weit weg, da hinten ist das Niemandsland", sagt Kursleiterin Susanna zu der Gruppe. Bis zu 18 Meter tief ist der See im Kölner Norden, aber auch die Strömungen stellen eine potenzielle Gefahr dar. In den letzten Jahren hat es immer wieder Badeunfälle gegeben, weshalb das Baden und Schwimmen offiziell verboten ist. Anders verhält es sich mit den sportlichen Aktivitäten. Die Taucher haben beim Förderverein Fühlinger See gegen Gebühr eine Erlaubnis erworben.

Barsche, Hechte und Aale im Fühlinger See

Das Wasser ist recht warm, beim Tauchen kann man Barsche, Hechte und Aale bestaunen. Doch wie viel davon die Teilnehmer sehen werden, ist ungewiss: „Es warten genügend Szenarien auf sie", sagt die Tauchlehrerin. Dann sind nur noch Luftblasen zu sehen. Ein paar Minuten vergehen, bis sie wieder an der Oberfläche auftauchen und den Ernstfall simulieren.

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Taucher Marc übt im Fühlinger See für Notsituationen.

Der 54-jährige Uli muss Feuerwehrmann Marc schnell an den Steg bringen, er ist sichtlich außer Atem: „Es sieht so einfach aus, ist es aber nicht. Es ist total schwierig, alles im Auge zu behalten, wenn man so auf eine Sache fokussiert ist", sagt er, nachdem er wieder ins Wasser musste, um einen anderen Teilnehmer zu helfen – denn während er mit der Rettung seines „Tauchbuddys" beschäftigt war, drohte ein anderer Taucher zu ertrinken - zum Glück alles nur simuliert.

Fühlinger See: Kurse für Stand-Up-Paddling und Feuerwehrtaucher

Um nicht ins Wasser zu fallen, müssen sich auch die Teilnehmer des SUP-Kurses konzentrieren. Der Ruderverein RTHC, der am Landesleistungsstützpunkt Para-Rudern NRW trainiert hat diesen Kurs organisiert: „Es gab Diskrepanzen zwischen den Ruderern und den Freizeitsportlern, da haben wir uns gedacht, wir tauschen heute mal die Seiten", sagt Anna Rohde, die den Kurs leitet. Für Dominik, der eine Beinprothese trägt, und Miriam, die sehbehindert ist, ist es eine echte Gleichgewicht-Herausforderung, denn der Wind ist an diesem Tag ziemlich stark. Während sie zu paddeln beginnen, springen ein paar Mädchen vom Steg ins Wasser.

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Auf dem Fühlinger See findet immer wieder Stand-Up-Paddling-Kurse statt.

Was auffällt, denn am Samstag sind nur wenige Menschen im Fühlinger See schwimmen. Möglicherweise liegt es eher an den moderaten Temperaturen als an den Verbotsschildern. Eine Gruppe junger Leute, die sich im Wasser aufhält, hält jedenfalls nicht viel von dem Badeverbot. Das sei lächerlich, findet der 23-jährige Noah. „Wir sind hier schon immer schwimmen gegangen", sagt der Kölner. Dass das Verbot schon seit 35 Jahren gilt, überrascht die Studentin Antonia: „Ich dachte, das wäre neu", sagt die 23-Jährige.

Kölner gehen trotz Verbots im Fühlinger See schwimmen

Raffael und Alissa wollen einen entspannten Tag am See verbringen, ohne zu schwimmen. Das Paar ist sich des Verbots bewusst, komplett auf die Erfrischung verzichten will Raffael aber nicht. Nur kurz ist er im Wasser gewesen: „Solange ich nicht schwimme, denke ich, dass es im Rahmen des Vertretbarem ist.“

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Auf Nummer sichergehen wollen Ivon und Claudia, die das Strandbad aufsuchen. Heute haben sie Glück, es gibt keine langen Warteschlangen und der normalerweise überlaufene Strand ist nicht allzu voll. „Ich halte das Badeverbot an bestimmten Stellen der Sicherheit wegen für sinnvoll“, sagt Ivon. Der Sandstrand sei ohnehin schöner, fügt Claudia hinzu. „Dann muss man dafür halt eben zahlen“, sagt sie.

Die ganze Szenerie wirkt völlig friedvoll. Und auch wenn sich die Grünfläche rund um den See im Laufe des Tages immer mehr mit Familien füllt, die samt ausklappbaren Stühlen und Tischen grillen, bleibt das Treiben im Wasser überschaubar. Denn auch so lässt sich der Sommer in Köln am See genießen. (nbi)