Köln – Die Veranstalter des Cologne Pride-Festivals wollen in diesem Jahr ein Stück Normalität für das Fest zurückholen. Nachdem das Festival im vergangenen Jahr nur mit zwei Shows in der Lanxess-Arena und einer Fahrradsternfahrt gefeiert werden konnte, soll es 2021 ein zweiwöchiges Festival-Programm (21. August bis 5. September), ein CSD-Veedel (27. bis 29. August) an der Arena sowie als Höhepunkt die CSD-Parade (29. August) geben. Weil die Stadt erst Ende vergangener Woche grünes Licht für das Festival gegeben habe, werde am Programm noch gefeilt, sagte Uwe Weiler, Geschäftsführer des Veranstalters Kölner Lesben- und Schwulentag (Klust) am Mittwoch.
Klar sei aber, dass auf einer Bühne an der Arena „Heute-Show“-Star Lutz van der Horst (alias Tippy Toppy) sowie die Kölner Sängerin Cassy Carrington auftreten werden. Im Gespräch sei man auch mit internationalen Stars wie Marc Almond und Limahl, die in den 1980er Jahren ihre größte Zeit hatten.
Regenbogenflaggen wehen auf den Brücken
Die CSD-Parade, die an den Widerstand von Lesben, Schwulen und anderen sexuellen Minderheiten in der New Yorker Christopher Street gegen Polizeigewalt im Jahr 1969 erinnert, findet erstmals nicht als Abschluss des Cologne-Pride-Festivals, sondern mittendrin, am 29. August, statt.
In der seit Samstag geltenden Coronaschutzverordnung des Landes heißt es, dass ab 27. August „bei Veranstaltungen außerhalb von Sportanlagen ... das Erfordernis eines Negativtestnachweises für Zuschauerinnen und Zuschauer“ entfällt – das macht den Weg frei für die CSD-Parade zwei Tage später.
Start ist um 12 Uhr an der Ecke Bayenstraße/Ubierring. Anschließend folgen die Teilnehmer dem Rheinufer bis zum Heumarkt, überqueren die Deutzer Brücke und laufen bis zum Deutzer Bahnhof, wo die Demonstration endet. Klust-Sprecher Hugo Winkels rechnet mit einigen Zehntausend Besuchern und einigen Tausend Teilnehmern.
Neben der Deutzer Brücke werde auch die Zoobrücke mit Regenbogenflaggen versehen. Die Strecke am Rhein mit ihren breiten Straßen sei hervorragend geeignet, um in der Pandemie die Hygieneregeln unter den Besuchenden zu einzuhalten. Die Teilnehmer der Parade können sich ab Donnerstag, 8. Juli, im Internet anmelden, müssen aber zur Parade genesen, getestet oder geimpft sein.
Freilich hängt viel von der Pandemie-Lage im August ab. Das gelte auch für das CSD-Veedel, das auf 25.000 Quadratmetern an der Lanxess-Arena entstehen und ein Ersatz für das Straßenfest bietet soll. „Ein Straßenfest in der Altstadt war leider nicht realisierbar“, sagt Martin Hummel vom Klust. In Deutz soll es vier große Eingänge geben, an denen die Besucher auf Tests, Impfungen oder Genesungen kontrolliert werden. Ohne Nachweis gibt es keinen Eintritt. Im CSD-Veedel soll es drei Bühnen geben, eine Kultur- und Tanzbühne, eine Hauptbühne und eine Politurbühne. An letzterer informieren Vereine wie Rubicon oder das Jugendzentrum Anyway zu Sachthemen, zudem soll es politische Gespräche geben.
Angefragt sind ein Bundeskanzlerkandidat oder -kandidatin sowie Bundestagsabgeordnete aus der Region. Auftreten sollen neben den Stars auch regionale Bands und Musiker aus der queeren Community. Queere Aktivisten aus den Kölner Partnerstädten Lille (Frankreich) und Kattowitz (Polen) sollen über die Lage der Community in ihrer Heimat berichten. Zudem soll es neben den Ständen einen vom Anyway ausgerichteten Jugendbereich, einen Biergarten, eine Picknickwiese, eine Infomeile und ein Corona-Testzentrum geben. Der Eintritt ist kostenlos, die Veranstaltung finanziert sich durch Werbepartner und die Erlöse aus den Verkaufsständen. Hummel hofft auf 15.000 bis 18.000 Besucher, wenn die Pandemie-Lage es erlaubt.
„Der Ton ist rauer geworden”
Das Motto „Für Menschenrechte. Viele. Gemeinsam. Stark!“ haben die Veranstalter aus dem vergangenen Jahr übernommen. Dieses sei zeitlos, sagte Sprecher Winkels. Ebenso die 14 politischen Forderungen, die der Klust 2020 gestellt hatte. Unter anderem wird gefordert, dass der Artikel 3 des Grundgesetzes um die Punkte der sexuellen und geschlechtlichen Identität erweitert wird, Sanktionen gegen EU-Staaten, die die Rechte von Menschen der LGBTIQ-Szene verletzen, verhängt werden. Weiter sollen bundesweite Aktionspläne gegen Homo-, Bi, Trans- und Interphobie ausgearbeitet werden. Winkels sagte, die Situation sei für Menschen aus der Szene durch den sich in der Gesellschaft ausbreitenden Rechtspopulismus angespannter als in den 1990er Jahren. „Damals konnte ich mit meinem Freund Hand in Hand über die Ringe gehen. Heute würde ich mir das überlegen.“ Auch Uwe Weiler sagt: „Der Ton ist rauer geworden.“ Man müsse Rechte wie die Ehe für alle gegen Parteien wie die AfD verteidigen.