Streik-Bilanz in KölnWie geht es am Mittwoch weiter?
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Köln – 121 Flüge gestrichen, 14.500 Passagiere betroffen: So lautet die vorläufige Bilanz des Flughafens Köln/Bonn nach dem Warnstreik der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Vorläufig deshalb, weil der Warnstreik der Belegschaft noch andauert. Der Ausstand endet erst am Mittwochmorgen um 6 Uhr. Auch bei den Kölner Verkehrsbetrieben wird bis 3 Uhr gestreikt.
Neben Flugausfällen führten der Ausstand nach Angaben des Flughafens den gesamten Tag über auch zu erheblichen Verspätungen. Von 8 Uhr bis 11 Uhr haben sich auch die Flughafenfeuerwehr am Streik beteiligt. „In diesem Zeitraum waren keine Starts und Landungen möglich", teilte der Flughafen mit. Infolge des Streiks könne es auch am Mittwochvormittag noch zu einzelnen Problemen im Flugplan kommen.
Warnstreik auch am Mittwoch
Auch am Mittwoch geht der Arbeitskampf im Öffentlichen Dienst mit Streiks weiter. Der Beamtenbund dbb, der auch Angestellte vertritt, will am Mittwoch in Bonn mit 7000 Leuten auf die Straße gehen. In ganz NRW rechnet er mit etwa 10.000 Beschäftigten, die dem Warnstreik-Aufruf folgen werden. Verdi und der Beamtenbund dbb fordern für die bundesweit 2,3 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens aber 200 Euro pro Monat. An diesem Sonntag beginnt in Potsdam die dritte Verhandlungsrunde.
In Köln wird es am Mittwoch erneut eine Kundgebung Streikender geben. Dabei geht es allerdings nicht um den Öffentlichen Dienst, sondern um den Tarifkonflikt bei der Telekom AG. Zum Auftakt der vierten Verhandlungsrunde in Euskirchen sind rund 15.000 Beschäftigte des Bonner Konzerns aufgerufen, die Arbeit vorübergehend niederzulegen, wie die Arbeitnehmerseite am Dienstag mitteilte. Bei den größten Kundgebungen in Köln und Darmstadt erwartet Verdi nach eigenen Angaben jeweils mindestens 3000 Teilnehmer.
Erneute Staus im Feierabend-Verkehr
Nach dem Stau-Wahnsinn am Dienstagmorgen auf den Autobahnen rund um Köln und auf allen Zufahrtsstraßen in die Stadt, war im Feierabendverkehr das Szenario ähnlich – in die umgekehrte Richtung. Auf den Hauptverkehrsadern Innere Kanalstraße, Zoobrücke, Mülheimer Brücke, Deutzer Brücke und Severinsbrücke ins Rechtsrheinische, die Aachener Straße, Dürener Straße in Richtung Westen und die Luxemburger Straße, Bonner Straße und Rheinuferstraße in Richtung Süden ging es am Nachmittag und am frühen Abend auch nur äußerst langsam aus der Stadt heraus.
Auch Auszubildende fordern mehr Gehalt
Sören Hamacher (21), Mitglied der Verdi-Jugendtarifkommission, arbeitet bei der Kölner Stadtverwaltung und fordert für die Auszubildenden 100 Euro mehr Gehalt und 30 Urlaubstage statt wie bisher 29. „Nach der Arbeit müssen Auszubildende noch für Prüfungen lernen“, sagt Hamacher. „Sie sollten deswegen genauso viele Urlaubstage bekommen, wie alle anderen Tarifbeschäftigten.“
15.000 Demonstranten am Heumarkt angekommen
Am Dienstagnachmittag war der Demo-Zug über die Deutzer Brücke am Heumarkt angekommen. Dort demonstrierten rund 15.000 Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes für eine Lohnerhöhung. Der Arbeitskampf war laut und schrill, viele machten mit Trillerpfeifen Lärm, es lief Musik. Eine Rednerin begrüßte die Streikenden „in der schönsten Stadt Deutschlands“. „Wir sind viele, wir sind laut, wenn man uns die Prozente klaut“, war ihre Nachricht an die Arbeitgeber.
Deutzer Brücke gesperrt
Die Deutzer Brücke war zeitweise in Richtung Heumarkt gesperrt. Die Fahrbahn wurde erst nach Veranstaltungsende gegen 15 Uhr wieder freigegeben.
2500 Mitarbeiter der Rheinenergie im Streik
Rund 2500 Beschäftigte der Rheinenergie beteiligten sich ebenfalls am Warnstreik. Betroffen waren unter anderem die Hauptverwaltung des Energieversorgers, die Zweigstelle in Bergisch Gladbach und das Kraftwerk am Zugweg. Vor dem Kundenzentrum an der Deutzer Freiheit standen sechs Streikende in gelben Warnwesten. „Wir streiken, damit das Grundgehalt in den niedrigen Lohngruppen um 200 Euro erhöht wird“, sagte Andreas Mathes, Verdi-Fachbereichsvorsitzender Ver- und Entsorgung und Sprecher der Gewerkschafts-Vertrauensleute bei der Rheinenergie. Sämtliche Kundenzentren seien wegen des Streiks geschlossen, ebenso das Callcenter.
Viele Kölner auf Fahrrädern unterwegs
Es waren deutlich mehr Menschen mit Fahrrädern unterwegs als an anderen Tagen. Andere nutzten Tretroller, gingen zu Fuß und ließen sich auf ihrem Skateboard vom radfahrenden Kollegen mitziehen. Was auffiel, waren die vielen Menschen, die offensichtlich sonst nicht auf dem Rad unterwegs sind: Rad zu klein, Sattel offensichtlich zu hoch, Sattel kaputt unter Plastiktüte.
Auch im Nahverkehr der Städte in NRW wurden Verbindungen gestrichen. „Heute fahren keine Bahnen“, warnte etwa die KVB ihre Kunden per Laufband.
Städtische Einrichtungen waren für die Bürger zwar geöffnet, es konnte jedoch zu längeren Wartezeiten kommen. Schwimmbäder und die Mehrzahl der städtischen Kitas wurden ebenfalls bestreikt.
Daneben konnten etwa auch die Müllabfuhr, Sparkassen, Krankenhäuser und auch der Schiffsverkehr von dem Warnstreik betroffen sein. Zahlreiche Unternehmen haben sich auf den Streik mit Sondermaßnahmen eingestellt.