Köln – Sie pendeln aus Mönchengladbach oder Koblenz auf den Campus der Kölner Universität, zahlen extrem hohe Mieten oder übernachten schon mal bei Freunden auf der Couch. „Ich selbst bin zwei Jahre lang aus Wuppertal nach Köln gependelt“, sagt der Vorsitzende des Allgemeinen Studierenden Ausschusses (Asta) der Uni Köln, Theodor Jost. „Wenn ich eine Vorlesung um 8 Uhr hatte, musste ich um 5 Uhr aufstehen“, sagt er. Das sei zwar machbar, gehe auf Dauer aber an die Substanz. „Die Wohnungsnot ist eine Katastrophe.“
Jost ist kein Einzelfall. Wie das Moses-Mendelsohn-Institut in Berlin in einer neuen Studie herausgefunden hat, haben die Mietpreise in Köln erneut angezogen. Mussten Studierende im Durchschnitt 2017 noch 400 Euro für ein WG-Zimmer zahlen, sind es ein Jahr später bereits 420 Euro. In den vergangenen fünf Jahren sind damit die Mieten um 60 Euro oder knapp 17 Prozent gestiegen.
Damit belegt Köln in einem bundesweiten Vergleich der 96 größten Hochschulstädte mit mindestens 5000 Studenten den fünften Rang. Die Spitzenposition belegt München mit 79 von 100 möglichen Indexpunkten vor Hamburg und Stuttgart (beide 76) sowie Frankfurt (73,5). Köln liegt mit 73 Punkten deutlich vor Berlin mit 67. Bonn kommt auf Platz 13 mit 56,5 Punkten. Ausgewertet wurden Inserate des Internetportal WG-Gesucht.de, in den Index flossen aber auch Kriterien ein, etwa wie viele Studenten und junge Menschen in einer Stadt leben.
„Die Wohnsituation für Studierende in Deutschland hat sich 2018 weiter verschlechtert“, bilanzieren die Autoren des Berichtes. Vor allem in ohnehin begehrten Hochschulstädten sei es schwieriger geworden, eine bezahlbare Unterkunft zu finden. „Im Bundesschnitt stellten wir im sechsten Jahr der Untersuchung einen weiteren Anstieg des Index fest, von 37,7 auf 37,9 Punkte. Das ist ein neuer Höchstwert“, sagt Stefan Brauckmann, Direktor des Moses-Mendelssohn-Instituts: „Vor allem an Standorten, die ohnehin gefragt sind, spitzt sich die Lage zu.“ In München muss im Schnitt 600 Euro gezahlt werden, in Frankfurt, Stuttgart und Hamburg 450 Euro.
Wohnheime schaffen wenig Abhilfe
Am billigsten lebt es sich in Chemnitz, wo Studierende nur 230 Euro im Schnitt für ein WG-Zimmer zahlen. Laut Studie gibt es außer Chemnitz nur vier weitere Städte, in denen die durchschnittlichen WG-Mieten bei höchstens 250 Euro liegen. Dies ist die laut Bafög-Satz angesetzte offizielle Wohnkostenpauschale.
„Diese amtliche Zahl spiegelt die Situation gerade in nachgefragten Hochschulstädten in keiner Weise wider“, so Brauckmann. Auch Wohnheime der Studierendenwerke könnten nur wenig Abhilfe schaffen. Für nicht einmal jeden zehnten Studierenden (9,6 Prozent) stehe eine subventionierte Unterkunft zur Verfügung.
Großteil der Studierenden arbeiten nebenher
Weitere geförderte Wohnheimplätze täten not. Denn laut einer Studie des Kölner Studierendenwerks verfügen die knapp 100.000 Kölner Studierenden über 800 bis 900 Euro im Monat. Sie müssen also etwa 50 Prozent ihres Einkommens für ein Zimmer ausgeben. Dieser Trend begünstigt eine zweite Tendenz: Zwei Drittel der Kölner Studierenden gehen neben dem Studium einer Arbeit nach. Wer aber viele Tage im Monat arbeiten muss, hat weniger Zeit für das Studium. „Keiner muss sich wundern, wenn das Studium dann länger dauert“, so Asta-Chef Jost.