Köln – Es ist gut, dass das „Isi“-Fahrzeug eine auffällige weiß-rote Lackierung hat und überhaupt ein auf deutschen Straßen ungewöhnliches Auto-Modell ist. So ist der neue, taxiartige Fahrdienst der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) leicht zu erkennen – denn zu hören ist er kaum, der Elektroantrieb lässt ihn fast geräuschlos heransurren. Einen Wagen bestellen, wenige Minuten warten, einsteigen, am Wunschort ankommen, das verspricht das auf vier Jahre angelegte Pilotprojekt „Isi“ (hier lesen Sie mehr). Und das zu ÖPNV- statt zu Taxipreisen. Kann das funktionieren? Wir haben es getestet.
Man kann sich einen Isi-Wagen telefonisch bestellen (0221/5473333) oder sich die Isi-KVB-App aufs Smartphone laden. Wir wählen die App, die es für iPhones und Android-Geräte gibt. Schöner wäre es, wenn Isi in der herkömmlichen KVB-App integriert wäre. So hat man eine weitere Anwendung auf dem Telefon. Die Registrierung geht schnell und unkompliziert, wer älter ist als 101 Jahre darf nicht mitmachen, weil 1919 das höchste einstellbare Geburtsjahr ist.
Zwei Testregionen in der Isi-Pilotphase
Wir bestellen einen Wagen von Neuehrenfeld nach Weidenpesch. Das ist einmal quer durch eine der zwei Testregionen der Pilotphase: Linksrheinisch in Nippes, Bilderstöckchen, Mauenheim, Weidenpesch und Neuehrenfeld; rechtsrheinisch in Poll, Westhoven, Ensen, Gremberghoven, Porz, Finkenberg, Urbach, Grengel und Elsdorf. Die Innenstadt haben die KVB wegen der Corona-Pandemie vorerst aus dem Programm genommen.
Nachdem wir die Startadresse eingegeben haben, schickt uns die App zum wenige Meter entfernten Abholpunkt – die KVB haben insgesamt 3000 virtuelle Haltestellen für Isi eingerichtet. Nach zehn Minuten – die App zeigt die Wartezeit an – hält vor uns ein LEVC TX. Das steht für London Electric Vehicle Company Taxi. Genau solche Modelle fahren als Taxis durch die britische Hauptstadt, die Autos sind auf Kölner Straßen also fraglos eine Ausnahmeerscheinung.
Auch Rollstühle passen in das Kölner London-Cab
Auf der Rückbank finden drei Personen Platz, ihnen gegenüber sind noch drei Klappsitze. Hochgeklappt ist der Platz riesig. Auch Rollstühle passen dann in das Kölner London-Cab, an dessen großer Eingangstür eigens dafür eine Rampe ausgefahren werden kann.
Wegen Corona dürfen zurzeit maximal drei Personen gleichzeitig mitfahren. Fahrer und Passagier trennt eine Plexiglasscheibe, man kommuniziert über eine Lausprecheranlage, die der Fahrgast ausschalten kann, wenn er nicht gehört werden möchte. Oder man redet einfach etwas lauter.
Man zeigt dem Fahrer auf seinem Smartphone das per Paypal oder Kreditkarte bezahlte Ticket und schon setzt sich das Elektro-Taxi leise aber mit mächtiger Beschleunigung in Bewegung.
Auf der App kann die Route in Echtzeit verfolgt werden, auch eine erwartete Ankunftszeit wird mitgeteilt. Die KVB setzen Busfahrer für die Isi-Wagen ein, was per se Vertrauen schafft: Wer einen ganzen Linienbus samt Fahrgäste unbeschadet durch die Großstadt bringt, für den dürfte ein Pkw kein Problem sein.
KVB-Angebot fährt jedoch nur montags bis freitags
Entspannt kommen wir an der Zieladresse in Weidenpesch an. Die Fahrt kostete für zwei Erwachsene insgesamt 5,40 Euro, ein Rechnungsbeleg kommt per E-Mail. Wir unternehmen noch zwei weitere Testfahrten. Sie verlaufen genauso reibungslos wie die erste.
Fazit: Isi ist einfach zu buchen, schnell vor Ort, komfortabel, günstig und der Elektroantrieb umweltfreundlich. Man fragt sich tatsächlich, warum man für die meist kurzen Fahrten innerhalb der Stadt ein herkömmliches Taxi nehmen soll. Das KVB-Angebot fährt jedoch nur montags bis freitags von 8 bis 15 Uhr. Wenn nach der Corona-Pandemie freitags, samstags und vor Feiertagen das Gebiet der erweiterten Innenstadt, Ehrenfeld und Mülheim hinzukommt, dürfte sich jedoch der ein oder andere Taxifahrer Gedanken machen.
KVB setzten bislang nur zehn Wagen ein
Auch wenn die KVB bislang nur zehn Wagen einsetzen und es deshalb in Hochphasen am Wochenende sicherlich etwas länger dauern kann, bis ein bestellter Isi-Wagen seine Passagiere aufnehmen kann. Noch nutzen wenige Isi. Sollten es indes mehr Kunden werden, können auch Fahrten mit ähnlichen Zielen gebündelt werden und weitere Passagiere hinzusteigen. Das wird die Fahrtzeit etwas verlängern.
Die Preise sind für einen Fahrdienst On-Demand, also auf Anforderung, unschlagbar: Eine Einzelfahrt im Tarif 1b kostet 2,70 Euro (Kinder von sechs bis 14 Jahre 1,44 Euro). Das Ticket gilt 90 Minuten, sollte noch Zeit übrig sein, kann man damit in Bus oder Bahn umsteigen. Wer kein Ticket hat, kann es beim Fahrer kaufen. Dann kostet es drei Euro, für Kinder 1,60 Euro, gezahlt werden kann ausschließlich bargeldlos.