Seit 40 JahrenTöpferwerkstatt in Köln macht Ehrenfelder Kinder fit
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Köln-Ehrenfeld – Es gibt wohl zwei Hobbys auf dieser Welt, bei denen man gespannt vor einem Ofen wartet: Das Backen und das Töpfern. Während Ersteres für das leibliche Wohl sorgt, kann sich das Töpfern positiv auf das geistige Wohlbefinden auswirken. Und das aus gutem Grund: „Beim Töpfern sind beide Hälften des Gehirns involviert, was eine sehr wohltuende und entspannende Wirkung hat“, erklärt Susanne Hanf. Die 57-Jährige ist freiberufliche Kunstpädagogin und leitet seit Anfang des Jahres die Töpferei des Jugendfreizeitwerks (JFW) in der Simrockstraße.
Gegründet wurde die Töpferei vor 40 Jahren von Barbara Deppner, welche die Werkstätte bis zum 31. Dezember auch leitete: „Damals war es in der Straße aber nicht immer einfach“, weiß die 75-Jährige zu berichten.
Rettung für die „Schlüsselkinder“
Oftmals nämlich mussten beide Elternteile der hier wohnenden Familien arbeiten, die „Schlüsselkinder“ blieben nach der Schule ohne Betreuung – bis ihnen Deppner und ihre Kollegen das Töpfern näherbrachten: „Die Kinder konnten so einfach Spaß und eine schöne Zeit haben, statt alleine zu sein“, so die Gründerin, die sich die Kunst der Töpferei zunächst auch selbst beibringen musste.
Wie sie erzählt, hätte sich das Angebot des JFW dann schnell rumgesprochen – schließlich kam die Töpferei nicht nur den Kindern, sondern auch den Eltern zugute: „Früher gab es im Nachbarhaus noch eine Kneipe und die Väter haben ihre Kinder dann oft bei uns geparkt, während sie selbst ein Bier trinken waren“, erzählt Deppner lachend. Aber damals war eben noch vieles etwas anders – heute würde ja auch kein Kind mehr Aschenbecher für seine Eltern töpfern. Aber einige, so sagt Deppner, erinnern sich daran mit Sicherheit.
Möglichst für alle Familien erschwinglich
Der Schwerpunkt der Töpferei liegt auch heute noch auf der Kinder- und Jugendarbeit, inzwischen wird sie für diese auch von der Stadt Köln gefördert. So kann gewährleistet werden, dass die Preise für die Kurse niedrigschwellig bleiben, erklärt Susanne Hanf: „Es ist uns sehr wichtig, dass sich alle Familien eine Teilnahme leisten können“, so die Kunstpädagogin. Auch kann man die Töpferei für Kindergeburtstage anbieten, strenge Vorgaben gibt es bei der Gestaltung des Tons keine – je vielfältiger desto besser, sagen Deppner und Hanf, das fördert die Kreativität.
Dass das Töpfern aber nicht nur bei Kindern und Heranwachsenden gut ankommt, weiß Susanne Hanf aus eigener Erfahrung. Wie sie erklärt, würden auch immer mehr Erwachsene ihre Freude am Formen, Brennen und Bemalen der Ton- und Keramikstücke entdecken, viele Nutzen das Handwerk neben Arbeit und Alltag zum Ausgleich: „Beim Töpfern kann man ganz bei sich selbst sein, seine Kreativität in Stille und Konzentration ausleben“, so Hanf, „außerdem ist es relativ leicht zu erlernen und man kann Fehler schnell korrigieren.“
Geburtstagsparty mit viel Musik
Das Jugendfreizeitwerk hat seine Zentrale in Chorweiler und wurde 1969 durch Betriebsräte von Ford ins Leben gerufen. Seitdem hat es zum Ziel, „das Demokratieverständnis und den interkulturellen Austausch von Kindern und Jugendlichen zu fördern.“
Zehn Jahre später wurde das JFW dann um eine Werkstatt erweitert, um Jugendlichen mit oder ohne Schulabschluss eine Orientierung zu bieten und sie auf das spätere Berufsleben vorzubereiten – seit 1982 gehört auch die Töpferei in der Simrockstraße zum Angebot des Vereins.
Um das 40-jährige Bestehen der Töpferei zu feiern, richtet das Jugendfreizeitwerk nun eine große Geburtstagsparty aus: An diesem Samstag, 21. Mai, lädt der Verband von 14 bis 18 Uhr zu einem umfangreichen Programm, das neben Töpfer-Workshops und Ausstellungen auch einen Flohmarkt und Konzerte umfasst.
Mit dabei sind das Rifa & Sava Quartett, der Ehrenfelder Musiker Albrecht Koch und Lydie Auvray, die französische Musette-Musik präsentieren wird. Weitere Informationen zum JFW, der Töpferei und dem Jubiläumsfest gibt es im Internet.