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„Alle atmen auf”Die Studierenden kehren auf den Campus der Kölner Universität zurück

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Studierende im Hörsaal

Köln – Vor der Skulptur des Albertus Magnus vor dem Hauptgebäude der Uni Köln trinken zwei Studentinnen Kaffee. Fachschaften führen Erstsemester und Erstsemesterinnen über den Campus, andere Studierende treffen sich an der Mensa, um essen zu gehen. All das wirkt wie ein Zeitsprung – in die Zeit vor der Pandemie. Corona scheint auf dem Campus der Hochschule weit weg. „Alle atmen an der Universität auf“, sagt Sprecherin der Universität, Elisabeth Hoffmann. Die Uni will nun das Sommersemester 2022 durchgehend in Präsenz durchführen.

Zwei Jahre lang konnten Studierende Seminare und Vorlesungen überwiegend nur virtuell besuchen. Sie konnten kaum Kommilitonen an der Uni treffen, mit Dozenten nur über Video sprechen, mussten ihre Klausuren online schreiben. Campus-Gefühl kam da so gut wie nicht auf. Immerhin konnten die Hochschüler im vergangenen Wintersemester ihr Studium zumindest hybrid, also teilweise in Präsenz, absolvieren.

Maskenpflicht und 3G-Regel

Ganz ist die Pandemie freilich nicht überwunden. In Vorlesungen und Seminaren gelten künftig Maskenpflicht und die 3G-Regel, die bei großen Vorlesungen vom Sicherheitspersonal kontrolliert wird, erläutert Hoffmann. In kleineren Veranstaltung soll der Impfstatus in Stichproben überprüft werden. Die Hörsäle sollen im neuen Semester voll ausgelastet werden. Zudem wird die Homeoffice-Pflicht für Mitarbeitende ausgesetzt. Diese können aber die Hälfte ihrer Arbeitszeit daheim absolvieren, wenn sie das wollen. Weiterhin soll es auf dem Campus eine Teststation geben, an der sich Studierende auf das Coronavirus untersuchen lassen können.

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Manche Neuerungen aus der Pandemiezeit, mit denen man positive Erfahrungen gemacht hat, will die Universität künftig beibehalten. So sollen innovative Lehrformate, die sich in der Pandemie bewährt haben, verstärkt eingesetzt werden. „Wir setzen auf digitale Formate, wo es sich anbietet“, sagt Hoffmann. Die Universität will beispielsweise Vorlesungen mit vielen Zuschauern künftig aufzeichnen und anschließend ins Internet stellen. Auch Angebote wie „Flipped Classrooms“ sollen häufiger als vor der Pandemie angeboten werden. Studierende informieren sich dabei in einer Video-Vorlesung über Inhalte und kommen anschließend in Präsenz zusammen, um zu diskutieren und Fragen zu stellen.

„Wissenschaft und Studium leben von der persönlichen Begegnung und dem spontanen Austausch“, sagt Prorektorin Professorin Beatrix Busse. „Bei der Gestaltung ihrer Lehrveranstaltungen werden Lehrende im kommenden Semester die Vorteile aller Formate – Präsenz, digital, hybrid – gezielt einsetzen können. Die Erfahrungen der vergangenen Semester werden genutzt, um Innovation zu generieren und das Lernen und Lehren weiterzuentwickeln.“

Isabel Pfeiffer-Pönsgen

Isabel Pfeiffer-Pönsgen (parteilos)

Mit der Aufhebung der bisherigen pandemiebedingten Einschränkungen im Hochschulbereich trügen Land und Hochschulen den Regelungen des neuen Infektionsschutzgesetzes des Bundes und den damit verbundenen bundesweiten Lockerungen der Corona-Regeln Rechnung, heißt es aus dem Landeswissenschaftsministerium. „Zum Start des Sommersemesters sind die Lehre, der Austausch und das Miteinander auf dem Campus für die Studierenden endlich wieder möglich“, sagt Wissenschaftsministerin Isabell Pfeiffer-Poensgen. „Klar ist aber auch: Die Pandemie ist noch nicht vorbei.“ Deshalb habe das Land die Corona-Epidemie-Hochschulverordnung so angepasst, dass die Hochschulen flexibel auf die jeweilige Lage reagieren können.

Studentin Isabell freut sich auf das neue Semester. Die 20-Jährige studiert im dritten Semester Deutsch und Pädagogik auf Lehramt an der Uni Köln. Die vergangenen Semester war sie kaum auf dem Campus. „Es war eine ziemlich einsame Zeit, man fühlt sich völlig anonym“, sagt sie. Ähnlich sieht das Erstsemesterin Kristina Macic (18): „Ich bin froh, dass ich nicht zuhause lernen muss. Da könnte ich mich nicht so gut konzentrieren.“

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Lena Grein (l.) und Ann-Sophie Baden vor der Mensa

Lena Grein und Ann-Sophie Baden (beide 21) kommen aus Luxemburg und studieren im vierten Semester Volkswirtschaft an der Uni Köln. Man trifft sie beim Rundgang auf dem Campus, den sie in den vergangenen anderthalb Jahren nicht kennengelernt haben. „Weil alle Vorlesungen und Seminare nur digital stattfanden, sind wir zurück nach Luxemburg gezogen und haben von dort aus gelernt“, sagt Grein. Dort habe man zumindest Kontakt zur Familie und Freunden gehabt, während man in Köln keine neuen Menschen kennenlernen konnte.

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Doktorand Kai Halbas

Auch Kai Halbas (28), Doktorand der Biologie an der Uni Köln und Tutor, hat die vergangenen zwei Jahre in wenig guter Erinnerung. „Unseren Studiengang kann man digital nicht so gut vermitteln“, sagt er. „Man muss viel Labor-Erfahrung sammeln.“ Gerade dies sei aber in der Vergangenheit nur eingeschränkt möglich gewesen. Freilich sei auch der soziale Kontakt zu Dozenten und anderen Studierenden in der Pandemie schwierig gewesen. Und Studierende, die in der Gastronomie gearbeitet haben, hätten teilweise ihren Job verloren und Probleme gehabt, sich finanziell über Wasser zu halten.

Studierende schalteten sich aus China zu

„Die Uni hat das Beste aus der Situation gemacht, aber es war schon chaotisch“, sagt Halbas. Als Tutor habe er internationale Studierende kennengelernt, die nicht wussten, ob und wann sie nach Köln hätten kommen können. „Wir hatten Leute, die haben sich per Video aus dem Iran oder China zugeschaltet.“ Zudem sei der Unterricht, den er als Tutor gegeben habe, per Video anstrengend. „Wenn man acht Stunden am Bildschirm sitzt, ist irgendwann die Konzentration weg.“

1200 Erstsemester

Am kommenden Montag laden Rektor Axel Freimuth und Prorektorin Busse die Erstsemester zur Begrüßung in die Aula der Universität ein. 1200 Studierende nehmen zum Sommersemester ihr Studium an der Universität zu Köln auf. Hinzu kommen 3300 Studierende, die ihr erstes Fachsemester beginnen. Insgesamt liegt die Studierendenzahl bei gut 45.000. Besonders beliebt sind bei den Studienanfänger und Studienanfängerinnen im Sommersemester die Studiengänge Physik (Ein-Fach-Bachelor), Rechtswissenschaften (Erstes Staatsexamen) und Geophysik/Meteorologie (Ein-Fach-Bachelor).