- Eine neue Brücke zwischen Godorf und Langel könnte die Verkehrsprobleme im Kölner Süden drastisch reduzieren.
- Die Idee hat offenbar gute Chancen. Voraussetzung ist allerings eine schnelle Planung.
Köln – Die Verkehrsprobleme im Kölner Süden und rund um Porz könnten mit einem Schlag erheblich reduziert werden, sollte zwischen Godorf und Langel tatsächlich eine neue Rheinbrücke mit Anschlüssen an die Autobahnen 555 und 59 gebaut werden. Nachdem jetzt der erste Entwurf für den Bundesverkehrswegeplan 2030 veröffentlicht wurde, ist klar, dass auch das Bundesverkehrsministerium das Vorhaben als wichtig bewertet. Das Projekt wurde dennoch lediglich als „neues Vorhaben mit weiterem Planungsbedarf“ eingestuft. Auf der Liste der Vorhaben mit einem vordringlichen Bedarf taucht es nicht auf. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis wird aber als überdurchschnittlich gut angesehen.
Woran liegt es, dass ein offensichtlich sinnvolles Projekt zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur, dessen Umsetzung zudem von Politik und Wirtschaft gefordert wird, auf der Prioritätenliste nicht weiter vorne landet? Das hat vor allem damit zu tun, dass nur solche Maßnahmen als vorrangig bewertet werden, deren Planung auch tatsächlich bis 2030 abgeschlossen sein wird.
Ein Vorlauf von 14 Jahren gilt aber beim Neubau einer Autobahnbrücke, über die möglicherweise auch Eisenbahngleise führen könnten, als relativ geringer Zeitraum. Das wird im Fall des Gebiets zwischen Godorf und Wesseling auf der einen sowie Lind und Niederkassel auf der anderen Rheinseite noch durch das Gelände erschwert. Die mögliche Trasse verläuft durch Wasserschutz-, Naturschutz-, Vogelschutz- und Überschwemmungsgebiete, so dass juristische Einsprüche von Anwohnern und Naturschützern zu erwarten sind. Angesichts der komplexen Gemengelage dürfte deutlich werden, dass ein Planungsprozess aufwendig sein und sehr viel Zeit verschlingen wird.
Engpassbeseitigung als Argument
Genau an dieser Stelle will der Kölner SPD-Chef und Landtagsabgeordnete Jochen Ott ansetzen. „Die gute Nachricht ist erst mal, dass der Bund nicht bezweifelt, dass die Straße und die Brücke gebaut werden sollen“, sagt er. Jetzt gehe es darum, das Projekt für die endgültige Fassung des Bundesverkehrswegeplans in der Priorität weiter nach vorne rücken zu lassen. „Wir müssen die Frage beantworten, ob die Verwaltungen der verschiedenen Ebenen die Planung bis zum Jahr 2030 vollständig fertig bekommen“, so Ott. Er hoffe darauf, den Neubau von Straße und Brücke – auch aufgrund des für Köln prognostizierten Bevölkerungswachstums – als Engpassbeseitigung anerkannt zu bekommen. Ott sieht den Landesbetrieb Straßen.NRW personell mittlerweile sehr gut gerüstet, um schnell und effizient zu planen.
Aus Sicht des Kölner CDU-Bundestagsabgeordneten Karsten Möring liegt der Ball beim Land Nordrhein-Westfalen. „Es ist entscheidend, wie schnell Straßen.NRW die Brücke baureif machen kann“, sagt er. Es gebe einen Wettlauf zwischen den Bundesländern um die Mittel, die der Bund zur Verfügung stelle. So habe Bayern zum Beispiel immer sehr viele durchgeplante und baureife Projekte in der Hinterhand. Müssten andere Länder aufgrund fehlender eigener Planungen Bundesmittel zurückgeben, profitiere deshalb oft die Landesregierung in München. „Ich fordere NRW-Bauminister Michael Groschek deshalb auf, zügig die entsprechenden Planungskapazitäten zur Verfügung zu stellen“, sagt Möring.
In den kommenden sechs Wochen kann sich die Öffentlichkeit im Internet über alle Projekte im Bundesverkehrswegeplan informieren. Die Bürger können zwar nicht darüber abstimmen, aber prüfen, welche Belange eventuell nicht berücksichtigt wurden. Im Dezember wird der Bundestag einen endgültigen Beschluss fassen.
www.bvwp-projekte.de