Im vergangenen Jahr ereigneten sich in Köln mehr als 4000 Unfälle, bei denen Menschen verletzt wurden oder ums Leben kamen.
Verletzte und Tote im VerkehrHier passieren in Köln die meisten Unfälle
Die Bilder aufeinander gestapelter und ineinander verkeilter Autos in Deutz am vorigen Freitagabend ließen Schlimmes erahnen. Dass bei dem Unfall in Sichtweite der Lanxess-Arena, mutmaßlich verursacht durch einen 28 Jahre alten Mann aus Katar, niemand ums Leben kam, grenzt fast an ein Wunder. Zwölf Menschen kamen mit leichten Verletzungen davon, zwei – darunter der 28-Jährige – wurden schwer verletzt.
Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, soll sich der Mann wegen einer ärztlichen Behandlung in Bonn in Deutschland aufgehalten haben. Unter anderem prüfen die Ermittler auch, ob er wegen eines internistischen Vorfalls die Kontrolle über seinen Wagen verloren haben könnte und ob er möglicherweise unter Medikamenteneinfluss stand. Wegen Verdachts eines illegalen Kraftfahrzeugrennens und Fluchtgefahr befindet sich der 28-Jährige derzeit in Untersuchungshaft.
14 Verletzte – exakt so viele Menschen sind im Vorjahr durchschnittlich jeden Tag in Köln bei Verkehrsunfällen verunglückt. 13 starben. Insgesamt wurden 2022 mehr als 4500 Menschen leicht- und fast 700 schwer verletzt. Das ist die Bilanz der Polizeilichen Verkehrsunfallstatistik 2022 für das Kölner Stadtgebiet, die der „Kölner Stadt-Anzeiger“ ausgewertet hat.
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Im Kölner Stadtgebiet zeigen sich deutliche Unfallschwerpunkte
Insgesamt hat die Polizei im vergangenen Jahr in Köln demnach fast 36.000 Verkehrsunfälle erfasst. Nur bei einem Bruchteil davon kamen Menschen zu Schaden. Wo genau und unter welchen Umständen sich diese ereigneten, lässt sich bei insgesamt 4175 Unfällen rekonstruieren, wie Daten des Statistischen Bundesamts zeigen. Die Statistik basiert auf Meldungen der Polizeidienststellen.
Visualisiert man die jeweiligen Orte, an denen sich die Unfälle zugetragen haben, auf einer Karte, zeigen sich deutliche Schwerpunktgebiete im Kölner Stadtgebiet. Die meisten Unfälle, bei denen Menschen verletzt wurden, liegen im Bereich der Innenstadt sowie entlang der großen, stadtauswärts führenden Straßen wie Bonner, Luxemburger, Aachener, Venloer oder Neusser Straße. Hier ereigneten sich auch vier der insgesamt 13 tödlichen Unfälle im vergangenen Jahr: zwei auf der Neusser Straße, zwei auf der Aachener Straße.
Auch entlang der inneren Kanalstraße, dem Militärring sowie auf den an Köln vorbeiführenden Autobahnen kam es im vergangenen Jahr häufig zu Unfällen mit Personenschaden, in drei Fällen endeten diese tödlich. Besonders häufig krachte es auf der A3, die im Osten an Köln vorbeiführt. Aufgrund einer Dauerbaustelle ist dort die Fahrbahn auf zwei Fahrstreifen verengt. Auf der A1 im Westen, der A57 im Nordwesten sowie der A4, die südlich von Köln verläuft, war die Unfalldichte geringer.
Bei den tödlichen Unfällen waren in sechs Fällen Fußgänger betroffen, in fünf Fällen Radfahrer sowie jeweils ein Pedelec- und ein Kradfahrer. Für besonders große Betroffenheit sorgte im Vorjahr der Unfalltod einer 43 Jahre alten, gehörlosen Frau, die auf der Aachener Straße in Höhe der Haltestelle Melaten von einem Auto überrollt wurde. Die Fahrerin soll eine rot zeigende Ampel ignoriert haben.
Bei vielen Augenzeugen hatte der Unfall tiefe Spuren hinterlassen. Eine Frau habe minutenlang nur geschrien, schildert ein Zeuge später. Opferschützer der Polizei betreuten zwei geschockte Jugendliche, „die ihre Sprache verloren hatten“, hieß es. Die 43-Jährige Opfer hinterließ einen Sohn.
Bei drei Unfällen im Vorjahr war eine Straßenbahn beteiligt, in vier Fällen wurde eine rote Ampel missachtet. Zwei der tödlichen Unfälle geschahen beim Abbiegen, in einem Fall war überhöhte Geschwindigkeit eines Autos die Ursache.
Häufigste Unfallorte: Die gefährlichsten Straßen in Köln
Besonders häufig verunglückten im vergangenen Jahr Rad- und Pedelecfahrer in Köln – insgesamt 2357 (2081 Rad-, 276 Pedelecfahrer). Das bedeutet einen Zuwachs von mehr als 35 Prozent. Die meisten Fahrradunfälle ereigneten sich auf der Venloer Straße. Insgesamt verzeichnete die Polizei dort im vergangenen Jahr 89 Unfälle mit verletzten Radfahrerinnen und Radfahrern. Klar sei, dass die Venloer Straße als Einkaufsstraße besonders risikoträchtig sei, sagt Christoph Schmidt vom ADFC Köln: „Viele Menschen sind dort unterwegs, Radverkehr, Fußverkehr, Auto- und Lieferverkehr.“
Insgesamt ereigneten sich 2022 auf der Venloer Straße 136 Unfälle mit verletzten Personen. Mehr Unfälle mit Verunglückten geschahen nur auf der Aachener Straße mit insgesamt 144. Auf Platz drei liegt die Frankfurter Straße in Porz mit insgesamt 124 Unfällen mit Verletzten.