Der Tarifdschungel bei Bahnen und Bussen soll sich lichten. Die beiden Verbünde wollen ab Januar 2026 einheitliche Tickets einführen.
Verkehrsverbünde Rhein-Sieg und AachenEin Tarif für 4,6 Millionen Menschen – In Köln wird es teurer als auf dem Land
Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) und der Aachener Verkehrsverbund (AVV) wollen im kommenden Jahr einheitliches gemeinsames Tarifsystem entwickeln, das zum 1. Januar 2026 eingeführt werden soll. Gleichzeitig soll das Fahrkartensortiment kräftig entrümpelt werden.
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ist das der erste Schritt auf dem Weg zu einer engen Kooperation. Von einer Fusion beider Verbünde ist bisher noch nicht die Rede, sie sollen aber stärker kooperieren. Weniger Preisstufen, weniger Produkte – das ist das gemeinsame Ziel.
Deutschlandticket macht viele Tarife überflüssig
Am Freitag wurden die politischen Gremien im AVV über die Pläne informiert, am Montag wird sich die Verbandsversammlung des VRS damit befassen. Eine Zustimmung beim VRS gilt als sicher, das Gremium hatte die Geschäftsführung bereits ermuntert, bei den komplizierten Tarifen zu einer Verschlankung zu kommen, weil seit der Einführung des Deutschlandtickets im Mai 2023 viele der alten Angebote kaum noch genutzt werden. Der Umsatz außerhalb des Deutschlandtickets macht beim VRS mit 150 Millionen Euro nur noch ein Viertel aus.
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Zum VRS gehören die Städte Köln, Bonn, Leverkusen und Monheim sowie der Rhein-Erft-Kreis, der Rhein-Sieg-Kreis, der Rheinisch-Bergische Kreis, der Kreis Euskirchen und der Oberbergische Kreis. Zum AVV haben sich die Stadt und die Städteregion Aachen sowie die Kreise Düren und Heinsberg zusammengeschlossen.
Neuerung betrifft auch Köln, Bonn und Leverkusen – Einzugsgebiet mit 4,6 Millionen Einwohnern
Der neue gemeinsame Tarif, der in einem Einzugsgebiet mit insgesamt knapp 4,6 Millionen Einwohnern gelten wird, soll erheblich vereinfacht werden. Unter dem Motto „Eine Stadt, ein Preis“ will man sich in beiden Verbünden zunächst an den Städten orientieren. Dort soll der Fahrpreis nach der Einwohnerzahl gestaffelt werden. Tickets für das Kölner Stadtgebiet dürften also mehr kosten als für Bonn und Aachen. Leverkusen und Bergisch Gladbach könnten in einer dritten Kategorie liegen.
Darüber hinaus wird es einen Tarif für eine Stadt plus Umland geben und Großraumtarife für die gesamte Region. Die Fahrscheine der Preisstufen 6 und 7, die heute für Fahrten zwischen dem AVV und dem VRS nötig sind, entfallen. Man werde für den gesamten Verbundraum einen einheitlichen Tarif schaffen, für den die gleichen Grundsätze gelten, heißt es.
Digitalticket „eezy“ soll ausgebaut werden
Als Basis sollen das Deutschlandticket und das Digitalangebot „eezy“ dienen, das Fahrten durch bloßes Ein- und Auschecken ohne jede Tarifkenntnis schon seit längerem ermöglicht. Abgerechnet wird via Luftlinien-Entfernung zwischen Start und Ziel. Dieses Angebot ist in NRW analog zum Deutschlandticket auf 49 Euro im Monat gedeckelt, wird sich ab Januar 2025 aber auch an der neuen 58-Euro-Marke orientieren.
VRS und AVV wollen durch ein gemeinsames Tarifgebiet auch ihr Profil gegenüber dem weitaus größeren Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) schärfen, der zum 1. März 2025 den Tarifdschungel lichten und auf ein „kundenfreundliches Basissortiment“ verringern will. Insgesamt sollen von den aktuell 650 Tickettypen 500 entfallen, die Preisstufen von sieben auf drei reduziert werden.
Auch der VRR will das Digitalangebot „eezy“ ausbauen. Beim VRR sind mehr als 95 Prozent der Stammkunden aus bestehenden Abonnements zum Deutschlandticket gewechselt. Der Verkauf von Tickets an Gelegenheitskunden ist seit dessen Einführung um 35 Prozent gesunken. Bei den Verkehrsunternehmen im Ruhrgebiet verteilen sich 90 Prozent des Umsatzes auf nur noch fünf Tickets: das Deutschlandticket, den Einzelfahrschein, das Vierer-Ticket, das Semesterticket und das Ticket 2000.