Für den Klimaschutz soll der Anteil der Fernwärme an der Wärmeversorgung in Köln steigen. Das macht viele Baustellen in der Innenstadt notwendig. Die Pläne im Überblick.
„Umsetzung wird kein Spaziergang“Was der Ausbau der Fernwärme für die Menschen in Köln bedeutet
Die Vorarbeiten für die Wärmewende sind erledigt, jetzt soll der Stadtrat in der Sitzung am 21. März grünes Licht zur Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung geben. Sie ist das wohl aufwendigste Projekt auf dem langen Weg, Köln bis 2035 in eine klimaneutrale Millionenstadt zu verwandeln.
„Die Wärmewende ist ein umfassendes Transformationsprojekt, das unsere Stadt verändern wird und gleichzeitig zukunftsfähig macht“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei der Vorstellung der Pläne am Dienstag im Historischen Rathaus. „Die großen koordinativen Herausforderungen werden wir gemeinsam mit der Rhein-Energie stemmen.“
Der Energieversorger sieht im Ausbau der Fernwärme das zentrale Element der kommunalen Wärmeplanung. Ihr Anteil an der Wärmeversorgung soll bis 2045 von derzeit 18 Prozent auf rund ein Drittel steigen. Die Rhein-Energie will das Netz, das derzeit 380 Kilometer umfasst, um 200 Kilometer erweitern. Der Transformationsplan für das größte Fernwärmenetz in der Innenstadt steht, die Pläne für die Netze im Kölner Norden und im Rechtsrheinischen sind in Arbeit.
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In Niehl entsteht Europas größtes Wärmepumpenkraftwerk
„Eines der wichtigsten Elemente für unsere Wärmetransformation wird Europas größtes Wärmepumpenkraftwerk in Niehl sein“, sagte Andreas Feicht, Vorstandschef der Rhein-Energie. Die Gesamtleistung von 150 Megawatt reiche aus, um 50.000 Haushalte in der Innenstadt und den angrenzenden Stadtteilen mit klimaneutraler Fernwärme zu beliefern. Die Kosten für den Bau werden rund 200 Millionen Euro betragen.
„In der Innenstadt wird damit auf einen Schlag ein Drittel grüne Wärmeerzeugung möglich, je nach Marktkonstellation auch mehr“, so Feicht. In städtischen Ballungsräumen mit einem hohen Anteil an Geschosswohnungsbau seien Fernwärmenetze in Zukunft „das Rückgrat der kommunalen Wärmeplanung.“ Auch die Strominfrastruktur werde an Bedeutung für das Heizen gewinnen. Deshalb müsse die Rhein-Energie auch in diese Netze und die Versorgungssicherheit investieren.
Der Vorstandschef der Rhein-Energie warnt aber vor übertriebenen Erwartungen. Neben dem Ausbau der Leitungsnetze und der Erzeugungskapazitäten „müssen wir weg vom Erdgas hin zu grüner Wärme kommen, seien es grüner Wasserstoff oder neue Quellen wie Großwärmepumpen“, sagte Feicht. Auch Hauseigentümer müssten mit energetischen Sanierungen ihren Beitrag leisten, „damit wir die vorhandenen Fernwärmemengen auf möglichst viele Objekte verteilen können“.
In einzelnen Stadtquartieren oder Siedlungen sei es auch denkbar, neben der Fernwärme aus zentraler Produktion auch sogenannte Nahwärme-Zentralen einzurichten. „Eins kann ich aber klar und deutlich sagen. Fernwärme wird es nicht überall und flächendeckend geben. Dafür reichen weder die Erzeugungskapazitäten noch die Leitungssysteme aus“, sagte der Chef der Rhein-Energie. Eine 100-Prozent-Versorgung sei auch wirtschaftlich unsinnig.
Ein Meter Fernwärmeleitung in der Innenstadt kostet bis zu 5000 Euro
Die Kosten für den Bau von einem Meter Fernwärmeleitung in Ballungsgebieten liegen zwischen 3000 und 5000 Euro. In der Innenstadt werde es nach dem Ausbau Bereiche geben, „in denen wir 80 Prozent des Raumwärmebedarfs über Fernwärme decken“, so Feicht. „Das bedeutet aber nicht, dass wir auch 80 Prozent aller Gebäude versorgen. Wenn mehrere Großobjekte angeschlossen sind, kann die Quote schon erfüllt sein. Auch in Fernwärmegebieten wird also nicht jedes Haus angeschlossen werden. Wir brauchen einen Mix der Systeme, der dem Zielkonflikt zwischen Ökologie und Ökonomie gleichermaßen Rechnung trägt.“
Der Ausbau des Fernwärmenetzes in der Innenstadt wird über Jahre mit vielen Bautätigkeiten verbunden sein. „Die konkrete Umsetzung wird kein Spaziergang“, sagte Feicht. „Sie kann nur gelingen, wenn Stadt, Rhein-Energie und weitere Akteure der Stadtgesellschaft wie die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft eng zusammenarbeiten.“ Der Leitungsbau sei sehr aufwendig. „Wir benötigen stets dick isolierte Doppelrohre für Vor- und Rücklauf.“ Bei den Transport- und Erschließungsleitungen seien die Dimensionen noch größer.
Was sind die nächsten Schritte?
Nach der Entscheidung des Stadtrats wird die Verwaltung zunächst eine Bestands- und Potenzialanalyse erarbeiten. Sie soll im zweiten Halbjahr fertig sein und Aufschluss darüber geben, welche Art der Wärmeversorgung in welchen Gebieten möglich ist und auch Aufschluss darüber geben, ob die verfügbaren Wärmequellen ausreichen, um den Wärmebedarf beim aktuellen Zustand der Gebäude zu decken. Auf dieser Grundlage werden die Wärmepläne bis ins Jahr 2045 fortgeschrieben.
Anschließend werden die vorgeschriebenen Beteiligungsverfahren gestartet, sodass die fachlichen Arbeiten bis Ende 2025 abgeschlossen sind. Im ersten Halbjahr 2026 steht die Prüfung der kommunalen Wärmeplanung durch das Land an. Auch der Stadtrat muss darüber beschließen.
Köln ist Pilot-Kommune des Landes bei der Wärmeplanung
Der Zeitplan ist eng, aber machbar. „Wir haben uns in den vergangenen Jahren schon intensiv mit der Wärmewende befasst“, sagte William Wolfgramm, Beigeordneter für Klima, Umwelt, Grün und Liegenschaften. „Diese Vorarbeiten können jetzt in die kommunale Wärmeplanung einfließen.“ Köln habe sich wegen dieser Vorarbeiten als Pilot-Kommune für Wärmeplanung der Landesagentur „NRW.Energy4Climate“ qualifiziert, werde von deren Fachkräften kontinuierlich unterstützt.
Eigentümer von Immobilien können sich über Förderprogramme zum Beispiel für Wärmepumpen, Photovoltaik und energetische Gebäudesanierungen bei der Stadt Köln, der Rhein-Energie und der Verbraucherzentrale NRW beraten lassen.