Köln – Die stolze Hahnentorburg sieht neben dem neuen Nachbarn ein wenig aus wie ein vergessenes Spielzeug. Die Wallarkaden am Rudolfplatz sind fertig und die ersten Mieter sind in das große Gebäude eingezogen, das nicht unumstritten ist.Seit 2017 wird am Rudolfplatz in dem Dreieck zwischen den KVB-Schienen und dem Ring abgerissen und gebaut. Vorher stand hier ein unansehnliches Sammelsurium aus 50er-Jahre-Bauten, unter anderem das Theater am Rudolfplatz mit einem ungepflegten Durchgang.
Das ist nun Geschichte. Die neuen Wallarkaden sind bezugsbereit, im Erdgeschoss präsentiert sich bereits die E-Automarke Polestar mit einem Showroom. Die Bäckerei Heinemann richtet sich ein, eine Salatbar soll noch folgen, möglicherweise auch noch ein Möbel- und ein Textilgeschäft.
Auch einige der acht Etagen, in denen sich ausschließlich Büros befinden, sind fertig. Hauptmieter ist Wework, ein Unternehmen, das Büroflächen und Coworking-Räume für Selbstständige und Unternehmen anbietet. Wework belegt 7000 der insgesamt 13.500 Quadratmeter. Eine Luxus-Etage mit Außenterrasse beherbergt das exklusive Collection Business Center, das ebenfalls Büros und Tagungsräume vermietet. Hier sieht es aus wie in einem sehr guten Hotel.
„Die Flächen sind zu 95 Prozent vermietet“, sagt Projektleiter Felix Weinmann vom Hamburger Immobilienentwickler Momeni. „Die Nachfrage nach hochwertigen und flexiblen Büroflächen in der Innenstadt mit direkter Nähe zu Geschäften und Restaurants ist sehr groß.“ Einige Mieter seien von anderen Kölner Standorten bewusst deshalb hierher umgezogen.
Teilweise noch eingerüstet ist der direkte Nachbar der Wallarkaden, das „Haus am Rudolfplatz“. Hier werden die Arbeiten in etwa einem halben Jahr abgeschlossen sein. Deshalb ist auch weiterhin eine Fahrspur des Rings gesperrt – hier stehen Container, Baumaterial, Kräne und Lastwagen fahren hier an. „Das ist für alle Beteiligten eine Herausforderung“, sagt Torsten Hönisch, Sprecher des Düsseldorfer Bauentwicklers Development Partner.
„Aber es gibt keine andere Möglichkeit, weil wir auf dem Grundstück selbst keinerlei Abstellflächen haben.“ Der Komplex, der sich mit den Wallarkaden eine Tiefgarage teilt, soll „im Sommer“ fertig sein, eine genauere Angabe seit derzeit nicht möglich. Erst dann kann die Fahrspur freigegeben werden.
Block House und Rewe als Mieter
Hier werden im Erdgeschoss ein Rewe-Markt, die Steakhouse-Kette Block House und die Commerzbank einziehen. Größter Mieter ist die Anwaltskanzlei Cornelius Bartenbach Haesemann & Partner (CBH), die gleich drei der sieben Etageninklusive der Dachterrasse belegen wird. Die Kanzlei zieht vom Sitz in der nicht weit entfernten Bismarckstraße hierher. Laut der „Immobilien-Zeitung“ war dies 2021 die größte abgeschlossene Bürovermietung in Deutschland.
Wallarkaden-Architektur umstritten
Bei den Mietern scheinen die Neubauten am Rudolfplatz also gut anzukommen. Doch was die Architektur und Größe der Gebäude angeht, gab es von Anfang an auch Kritik. Denn der neue Komplex, der nach einem städtischen Wettbewerb genehmigt worden war, ist rund 30 Meter hoch und dominiert nun mit einer gewissen Wuchtigkeit die Nachbarschaft.
Stadtkonservator Thomas Werner sagte damals zu der Entscheidung für die Bebauung: „Im Rahmen des Umgebungsschutzes für die Hahnentorburg konnte ich erreichen, dass die Baumasse zumindest in Höhe der Zinnen der Torburg einen Rücksprung bilden muss, damit die Baumasse die Torburg nicht erdrückt.“ Die obersten Stockwerke der Wallarkaden sind etwas zurückgesetzt.
Kritik von Barbara Schock-Werner
Auch wurde mit 30 Metern vom Höhenkonzept der Stadt abgewichen, nach dem etwa am Ring nur 25,70 Meter erlaubt sind. Die Stadtverwaltung sagte dazu verklausuliert: „Im Zuge der Entwicklung des Gesamtkonzepts wurde deutlich, dass eine vom Höhenkonzept abweichende Baukubatur gestalterisch und dem Standort angemessen umgesetzt werden kann.“
Mit der „Baukubatur“ ganz und gar nicht einverstanden ist die ehemalige Dombaumeistern Barbara Schock-Werner. Sie kritisierte im „Kölner Stadt-Anzeiger“ die ihrer Ansicht nach einfallslosen quaderförmigen Bauten mit den deckenhohen Fenstern, die man so in jeder Großstadt in Zentraleuropa fände. Und fragte, ob es bei dieser Architektur wohl in Wahrheit um die „maximale Verwertbarkeit des Raums“ ginge?
Auch sei der Name „Wallarkaden“ irreführend. In der Tat gibt es hier keine lauschigen Arkaden und schon gar keine Bögen, durch die man schreiten kann. Die Fassaden verlaufen plan. Lediglich an der schmalen, Richtung Neumarkt gelegenen Haupteingangsseite gibt es einen Vorbau mit Pfeilern. Davor wird nun eine kleine Grünfläche hergerichtet, der Rasen ist frisch eingesät. Im Eingangsbereich der Arkaden ist das Logo der Wallarkaden angebracht: Es zeigt die Hahnentorburg.