In Münster werden die Luftfilter der Schulen jetzt verschenkt. Köln geht einen anderen Weg.
Entsorgen oder Einlagern?Was Köln mit den Luftfiltern in den Schulen macht
Die Corona-Pandemie ist seit anderthalb Jahren überwunden. Während viele Schülerinnen und Schüler noch mit den mentalen Folgen zu tun haben, stehen die materiellen Relikte der Pandemie in vielen Schulkellern und sorgen für Diskussionen. Was tun mit den tausenden von Luftfiltern, die für viele Millionen Euro für die Schulen angeschafft wurden? Zumal diese durch die jährlich erforderlichen Wartungen weiter Kosten verursachen.
Die Stadt Münster sorgte zuletzt für kontroverse Diskussionen, weil sie die 1250 für die Schulen gekauften Luftfilter dort abholen und verschrotten lassen wollte. Zum einen wollten die Schulen die Geräte loswerden, zum anderen wollte die Stadt die Kosten für die nun notwendige Wartung und Filterwechsel sparen. Beides hätte mit 700.000 Euro jährlich zu Buche schlagen. Nach dem öffentlichen Aufschrei, die millionenschwere Investition nicht einfach so zu entsorgen, entschied sich die Politik dann doch für das Abholen und Verschenken der Geräte. Interessierte Münsteraner können sich nun bei der Stadt melden.
Eigentlich hatten die Kölner Schulen 4500 Geräte bestellt
In Köln lagern in den Schulen derzeit noch 340 Luftfilter. Dass es für eine Millionenstadt vergleichsweise so wenige sind, liegt daran, dass die Luftfilter-Beschaffung in Köln eine Endlos-Geschichte war. Eigentlich hatte die Stadt bereits 2021 beschlossen, für alle Schulen, die das wünschten, auf Kosten der Stadt Luftfilter zu beschaffen.
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Allein die Kölner Schulen bestellten daraufhin 4500 Geräte und die Stadt startete eine europaweite Ausschreibung für 7500 Räume in Schulen und Kitas. Nachdem die Angebote erst über mehrere Monate geprüft wurden, verzögerte sich die Lieferung der Geräte dann gleich mehrfach, weil unterlegene Bieter vor Gericht Beschwerde gegen die Vergabe der Stadt eingereicht hatten. Nur die besagten 340 Luftfilter aus einer Sonderbeschaffung vor dieser Großlieferung fanden den Weg an die Schulen.
Als sich dann 2023 ein Ende der Pandemie abzeichnete, entschied man sich, das Vergabeverfahren zu der Großlieferung einfach aufzuheben – und dadurch etliche Millionen Euro zu sparen. Im Nachhinein sparte die Verzögerung der Stadt viele Millionen Euro. Zumal die Geräte auch nie unumstritten waren, da sie zwar Viren aus der Luft herausfiltern, laut Robert-Koch-Institut aber keine Infektionen im Nahbereich verhindern können, wie der damalige Chef des Gesundheitsamtes, Johannes Nießen sagte.
Es gab durchaus auch Schulleitungen, die das von vorneherein genau so gesehen hatten. Das Thusnelda-Gymnasium zum Beispiel hatte bewusst erst gar keine Luftfilter bestellt: „Das ist Elektroschrott und ein Millionengrab“, hatte Leiter Andre Szymkowiak schon 2021 dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt und für natürliches Lüften plädiert.
Die Kölner Geräte bleiben in den Schulen
In Köln sollen die 340 mobilen Filtergeräte jetzt – anders als in Münster – erst mal bis auf weiteres in den Schulen bleiben, wie die Stadt auf Anfrage erklärte. Außerdem habe man von einer anderen Kommune eine Kaufanfrage für einige der Geräte erhalten. Zum Inhalt der Kaufanfrage konnten wegen des noch laufenden Vorgangs keine Angaben gemacht werden.
Auch in Leverkusen lief vor einigen Monaten die politische Debatte, wohin mit den Luftfiltern, die die Stadt für 1,5 Millionen Euro angeschafft hatte. Dort wurde entschieden, die Geräte für 36.000 Euro im Jahr zentral einzulagern. Die Schulen, die sie behalten wollten, konnten das allerdings tun und ihr Gerät auf Kosten der Stadt warten lassen.