Köln – Wegen des Missbrauchsskandals und Strukturen, die als „rückschrittlich und intransparent“ angesehen würden, habe die katholische Kirche ein massives „Imageproblem“, hat Gregor Stiels, Vorsitzender des Katholikenausschusses in der Stadt Köln, am Montagabend im Maternushaus beklagt. Anlass war der Dreikönigsempfang, den das Laiengremium und das Stadtdekanat traditionell gemeinsam ausrichten. Vielfach erhielt Stiels für seine Kritik und seine Forderungen nach Veränderung starken Applaus im Saal, in der sich rund 200 Gäste aus Religionsgemeinschaften, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft versammelt hatten.
„Absolutistische monarchische Strukturen wirken in unserer Gesellschaft weltfremd und abstoßend. Eine Sexualmoral, die auf einem antiquierten Menschenbild beruht, die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse ignoriert, die Homosexualität als krankhaft und heilbar darstellt, wirkt in unserer Gesellschaft weltfremd und abstoßend. Und eine Institution, die wichtige Aufgaben, Tätigkeiten und Ämter Frauen vorenthält, weil sie Frauen sind, wirkt in unserer Gesellschaft weltfremd und abstoßend. Man jagt mit diesen Themen keinem Zeitgeist nach, wie man es von Kritikern des Synodalen Weges hört.“
Kölner Erzbistum setzt „Pastoraler Zukunftsweg“ um
Der Synodale Weg ist ein Reformprojekt, das die Deutsche Bischofskonferenz 2019 infolge des Missbrauchsskandals beschlossen hat. Unabhängig davon wird im Kölner Erzbistum der „Pastorale Zukunftsweg“ umgesetzt. Mit Blick auf beide Projekte verlangte Stiels eine konsequente Beteiligung von Laien, einen „Dialog auf Augenhöhe“ und eine „demokratische Entscheidungskultur“. Das „größte Manko des Zukunftsprozesses“ im Erzbistum sei, dass er „zurzeit nur ein sehr breites Beratungsforum für den Kardinal“ darstelle. Erst eine Kirche, „die nach innen volle Beteiligungsgerechtigkeit für alle ihre Mitglieder realisiert, wird nach außen hin die Gerechtigkeit Gottes verkündigen können“.
Auch Stadtdechant Robert Kleine ging auf die Reformprozesse ein. Durch den Synodalen Weg solle „die eigentliche Aufgabe der Kirche, nämlich das Reich Gottes zu verkünden und am Reich Gottes zu bauen, wieder neu und kraftvoll und vor allem glaubwürdig deutlich werden“. Beim Pastoralen Zukunftsweg gehe es um ein „gemeinsames und solidarisches Nach-vorne-Schauen der Gläubigen“, um die „Entwicklung einer gemeinsamen Perspektive für unsere Kirche im Jahr 2030 und darüber hinaus“.
Kölner Stadtgesellschaft: „Kultur der Gastfreundschaft“ gefordert
Mit Blick auf die Stadtgesellschaft forderte Kleine eine „Kultur der Gastfreundschaft und des Willkommens“ – von erschwinglichen Unterkünften für Studierende bis zur Integration von Flüchtlingen. Zudem warnte der Stadtdechant vor zunehmendem Antisemitismus und mahnte zu Fairness im Kommunalwahlkampf: „Wir plädieren für Respekt und Mitmenschlichkeit und lehnen Hass und Polarisierung klar ab.“
Stiels sagte, der Wahlkampf dürfe nicht „auf Kosten anderer Menschen“ geführt werden. Von der Politik in der Stadt wünsche er sich einen „spürbaren großen Wurf“, damit es genügend bezahlbaren Wohnraum, gute Betreuungs- und Schulplätze gebe und die Stadt klimaneutral werde. Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte, 2020 stehe auch international im Zeichen des Wandels. Die Stadt werde ihn „aktiv gestalten“. Dabei sei es „als Chance zu begreifen“, dass die Einwohnerzahl Kölns bis 2040 um 70.000 Einwohner wachsen werde.