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Kommentar zu provokativen SlogansDie sanfte Rebellion der jungen Katholiken

Lesezeit 3 Minuten
Katholiken

  1. „Wenn ich groß bin, werde ich Papst“, propagiert die katholische Jugend in einer neuen Kampagne – und zieht damit den Unmut vieler vor allem konservativer Katholiken auf sich.
  2. Sind die Werte und Forderungen des religiösen Nachwuchses wirklich nicht mit dem Katholizismus zu vereinen?
  3. Natürlich provozieren die jungen Gläubigen. Doch genau das ist auch ihre Pflicht. Ein Kommentar

Mit der Kirche ist es ein wenig so wie mit den Alt-Parteien: Viele hängen noch dran, stimmen mit den Kern-Werten überein, wollen keine Experimente. Doch bei den meisten hat das Vertrauen gelitten. Zu viele Skandale, zu wenig Bewegung. So oder so, die Mitgliederzahlen schrumpfen. Kein Wunder also, dass der kirchliche Nachwuchs, in diesem Fall der Bund der der Deutschen Katholischen Jugend, ähnlich daherkommt wie der politische. Die religiöse Variante des Kevin Kühnert lehnt nach links, ist jung, unkonventionell – und ein wenig unbequem.

„Wir predigen nicht rum, wir handeln.“ „Nagelt den Planeten nicht ans Kreuz.“ „Und sie folgten einem leuchtenden genderstar.“ Mit diesen und weiteren Slogans positioniert sich der BDJK im Erzbistum Köln und versucht, seine Vorstellungen des gelebten Katholizismus an die breite Masse zu bringen. Es sind Sprüche, die genau so auf T-Shirts von „Fridays for Future“-Demonstranten stehen könnten. Und die das Unverständnis einiger Kirchenvertreter auf sich ziehen, wie das des Kölner Generalvikars Markus Hofmann. „Reine Provokation“, nennt er die Aktion, und erklärt weiter: Das Formulierte stehe in Widerspruch zum Glauben der Katholiken.

Die jungen wollen Reform

Dabei darf man über diese pauschale Wertung ruhig stolpern. Stehen Gedanken wie die Bewahrung des Planeten oder der Aufruf, Einsatz zu zeigen statt nur zu reden, wirklich im Gegensatz zum katholischen Glauben? Zumal viele der Anliegen der jungen Katholiken innerhalb der Kirche ohnehin längst intensiv diskutiert werden.

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Keine Frage, die Kampagne der Jugendverbände sind – mit Ansage – provokativ. Der lautstarke Einsatz für Gleichberechtigung, die Forderung nach Zugang für Frauen in höchste Kirchenämter und nach Akzeptanz für Lebensrealitäten außerhalb des zweigeschlechtlichen Systems: Die jungen machen ihre Werte deutlich und fordern Reform.

Genau das ist ihr Recht und ihre Pflicht: Bewegung in Dinge bringen, Bestehendes infrage stellen, Veränderungen einleiten. Vor den Reibungen und den Neuerungen, die mit jedem Generationswechsel einhergehen, ist die Kirche genauso wenig gefeit wie jede andere Institution. Allein sind die Jungen dabei natürlich nicht. Sie finden Gleichgesinnte in Gläubigen aller Altersklassen, die sich für eine Öffnung der katholischen Kirche einsetzen. Aber auch bei einigen, die sich bisher überhaupt nicht mit der katholischen Kirche identifizieren konnten.

Persönlicher Glaube und institutionalisierte Religion

Und wie in jeder anderen Institution werden auch die jungen Katholiken und ihre Gleichgesinnten bei allem progressiven Willen irgendwann an Grenzen stoßen. „Wir nehmen uns die Freiheit zu denken und zu fordern, was wir aus unserem christlichen Glauben heraus für richtig halten“, sagt der BDKJ. So weit, so richtig. Doch persönlicher Glaube und institutionalisierte Religion sind nun mal nicht deckungsgleich. Man kann an Grundpfeilern rütteln („Bei uns entscheidet die Demokratie und nicht der Papst"). Man kann sich dann aber auch gleichzeitig fragen, ob man in diesem Haus wirklich wohnen möchte.