Stadtdirektorin und Wahlleiterin Andrea Blome ehrte die jüngsten Kölner, die am Sonntag bei der Wahl halfen.
Ohne Wahlhelfer geht nichtsWie junge und alte Freiwillige die Europawahl in Köln unterstützen
Die Wahlbezirke 10413 und 10414 liegen trotz des vermeintlichen Spaß-Standorts Lentpark leider nicht auf der Eisfläche. Um 9 Uhr sind von den etwa 1500 Wahlberechtigten in Bezirk 10413 erst etwas mehr als ein Dutzend erschienen. „Slow Sunday“, sagt Schriftführerin Charlotte Jesse.
Die 30-jährige Marketingmanagerin darf zwar schon seit mehr als einem Jahrzehnt wählen, im Vergleich zu ihrem Sitznachbarn Daniel Grimm ist sie als Wahlhelferin aber ein Neuling. Die Hände des Mitte 60-Jährigen liegen ruhig auf dem Tisch, als er von seiner ersten Wahl 1977 in Wiesbaden erzählt. „Seit vierzig Jahren bin ich Wahlhelfer“, sagt er gutgelaunt. „Meine Eltern haben zwei Weltkriege überlebt, Demokratie ist für mich das höchste Gut.“ Als Schriftführerin Jesse kurz darauf wegen einer Unklarheit mit dem Wahlamt telefoniert, wird ein mittelalter Mann mit kurzgeschnittenen Haaren unruhig. „Das dauert mir zu lange.“ Grimm beruhigt ihn und lotst ihn zur Wahlurne.
Blome ehrt jüngste Kölner Wahlhelfer
Andere Begegnungen erheitern das Gemüt der Wahlhelfer. Ein großgewachsener Mittsechziger, graues Haar auf Schulterlänge, ist bester Laune „Ich schaue mal, wen ich wähle, vielleicht die Freunde der Außerirdischen“. „Da ist hier wie ein soziales Experiment“, stellt Jesse fest. Ihre dezenten goldenen Kreolen schwingen, wenn sie redet. „Auf die Wahlbeteiligung bin ich besonders gespannt.“ In der Kurt-Tucholsky-Hauptschule in Neubrück sollen von den Schülerinnen bereitgestellter Kaffee und geschmierte Käsebrötchen für gute Stimmung sorgen.
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Luca Tuzzeo gehört zu den jüngsten Wahlhelfern der Stadt Köln und wird dafür gemeinsam mit dem ebenfalls 16-jährigen Simon Yen von Stadtdirektorin und Wahlleiterin Andrea Blome persönlich beglückwünscht. Motivation für ihn ist neben der Taschengeldaufbesserung auch der Politikunterricht.
Luca sagt, ihn beschäftige die derzeitige Migrationsdebatte. Simon sagt, für ihn sei jede Wahl gleich wichtig. Die Vorteile der EU bemerke er an alltäglichen Dingen. „Dass ich frei reisen darf, mobile Daten kostenlos sind und ich überall mit dem Euro bezahlen kann, gefällt mir.“ Mittag in Zündorf: Vor der Schildkrötenklasse warten Wählende. „Nur ein Kreuz, bitte“, erinnert Irene Siegel jeden Wählenden, bevor sie den Wahlschein übergibt. Auch sie wurde am Sonntagmorgen von Andrea Blome besucht. Vor 16 Tagen ist sie 16 geworden, sagt sie. „Die Europawahl ist auch ein Stimmungsbild für die deutsche Regierung“, ergänzt sie.
Ihre Schwester Aurelia hat bis auf den Vater die gesamte Familie zum Helfen bei der Wahl animiert. Gewissenhaft kontrolliert sie die Strichliste im blauen Wahlordner. Danach geht es für Irene und ihre Schwester in die Pause. Feierabend ist erst, wenn alle Stimmen ausgezählt sind und dem Amt überbracht wurden. „Zum Glück machen wir mit der Schule morgen einen Ausflug“, sagt Irene erleichtert.