Köln – „Der Karneval ist ein ganz vielschichtiges Volksfest, bei dem alle mitmachen können – und das seit fast 200 Jahren“, waren sich Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn einig. „Bei diesem Jubiläum wollen wir uns nicht selbst feiern, sondern mit einer Vielzahl an Veranstaltungen Menschen aus aller Welt nach Köln holen.“
Gut eineinhalb Jahre vor dem Festjahr 2023 stellten Festkomitee und Vertreter der drei weiteren Jubiläumsgesellschaften – Die Grosse KG von 1823, die Roten Funken und die Tanzgruppe „Hellige Knäächte un Mägde“ – im Parksaal des Tanzbrunnen das gemeinsame Logo vor und gaben einen Einblick in die Planungen. „Auch die Stadt wird selbstverständlich ihren Beitrag zu den Feierlichkeiten leisten“, kündigte Reker an. „Denn der Karneval gehört untrennbar zu unserer Stadt und ist ein entscheidender Bestandteil der Kölner Kultur.“
Ein genaues Gründungsdatum gibt es allerdings nicht. In den Wintermonaten 1822/23 traf sich eine Gruppe von vornehmen und akademisch gebildeten Herren, die – mit Rückendeckung der preußischen Obrigkeit – das zu wild, zu bunt und zu ausgelassen gewordene Karnevalstreiben reformieren wollten. So entstand das „Festordnende Komitee“ und der „Große Rat“ (die Vorläufer von Festkomitee und Grosser KG), die 1823 den ersten Rosenmontagszug auf die Beine stellten. Kuckelkorn: „Der Zoch ist in Köln erfunden worden. Diese Idee ist dann später von den Nachbarstädten und auch international übernommen worden.“
Der Zoch bildet natürlich auch 2023 den Höhepunkt. „Ich gehe davon aus, dass wir dann wieder einen normalen Zoch haben werden, der ganz besonders prachtvoll sein wird.“ Allerdings will man den Fastelovend zum Jubiläum , so Kuckelkorn, nicht nur in der klar definierten Zeit der Session, sondern das ganze Jahr über mit unterschiedlichen Veranstaltungen in der Stadt und in den Veedeln erlebbar machen. Schließlich sei man „keine Party und kein Event, sondern Kulturgut und Brauchtum.“
„Längste Luftschlange der Welt“
In Kooperation mit dem Stadtmuseum plant das Festkomitee eine umfangreiche Ausstellung im Gürzenich. Mit historischen Exponaten und spielerischen Interaktionen will man alle Altersgruppen ansprechen. So wird entlang der wohl „längsten Luftschlange der Welt“ der Ablauf einer Session im Schnelldurchlauf erklärt.
„Kölle Alaaf unterm Hakenkreuz“
Auch die über viele Jahre verdrängten dunklen Zeiten werden aufgearbeitet. So bietet das NS-Dokumentationszentrum mit der Ausstellung „Kölle Alaaf unterm Hakenkreuz“ einen differenzierten Blick auf Schein und Wirklichkeit des Kölner Karnevals im Nationalsozialismus. Zudem ist eine Art Panini-Sammel-Album angedacht – mit Bildern von KGs, Tanz- und Veedelsgruppen, von Büttenrednern und Bands.
Auch bei den anderen Jubiläumsgesellschaften laufen schon seit einigen Jahren die Vorbereitungen. Die Grosse um Präsident Prof. Joachim E. Zöller startet in Anlehnung an das Gründungstreffen im November 1822 ihre Geburtstagsfeiern mit der Sessionseröffnung am Tanzbrunnen – mit einer neuen Bühne Richtung Rheinpark. Mit den Haien, die 50 Jahre alt werden, veranstaltet die KG eine „Winter-Olympiade“ als Familienfest in der Lanxess-Arena. Geplant sind noch ein Volksfest und ein Musikfest.
Den Tanz auf die Straße bringen
Auf Musik und Tanz setzen die Helligen Knächte un Mägde, die seit 1823 in jedem Rosenmontagszug mitlaufen, deren Geschichte aber bis weit ins Mittelalter reicht. „Zum Jubiläum wollen wir den kölnischen Tanz, vor allem den Reigentanz , bewusst »op de Stroß« bringen“, so Vorsitzender Thomas Andersson. Und das sowohl mit angekündigten als auch mit überraschenden Auftritten auf Straßen und Plätzen in möglichst vielen Kölner Veedeln.
So richtig fleißig sind die Roten Funken, die mehr als 50 Veranstaltungen in den Bereichen Ausstellung, Kunst und Kultur vorbereitet haben. Funken-Chef Heinz-Günther Hunold sprach hörbar stolz von einem Reigen von der „Götterdämmerung mit einer Matinee in der Philharmonie“ mit populärer Klassik aus zwei Jahrhunderten (beispielsweise von Offenbach, Wagner und Strauss) im Oktober 2022, über Lesungen in der Ulrepforte (mit Frank Schätzing) und einem Opern-Ball in der Flora bis zu einem XXL-Finale in der Lanxess-Arena mit einer Revue zu 200 Jahre Stadtgeschichte. Viele Jubiläums-Events sind kostenfrei zu sehen, für die anderen startet der Vorverkauf im kommenden September.