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Einlass in die Party-ZoneHaben sich schon wieder Ordner im Zülpicher Viertel bestechen lassen?

Lesezeit 3 Minuten
Auf der Engelbertstraße gibt ein Kostümierter einem Ordner mutmaßlich 10 Euro, um durch die Absperrung zu gelangen.

Auf der Engelbertstraße gibt ein Kostümierter einem Ordner mutmaßlich 10 Euro, um durch die Absperrung zu gelangen. Schon am 11.11. gab es Bestechungsfälle im Kwartier Latäng.

Auf einem Handyvideo ist zu sehen, wie zwei Ordner einen Feiernden an Weiberfastnacht mutmaßlich gegen Geld auf die Zülpicher Straße lassen.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nach den Schmiergeldvorfällen am 11.11. laufen noch, die Ordner des privaten Sicherheitsdienstes waren vor Weiberfastnacht noch einmal extra sensibilisiert worden, diesmal trugen sie sogar Westen mit Nummern, um schwarze Schafe im Zweifel besser identifizieren zu können – und trotzdem haben zumindest zwei Sicherheitsleute am Donnerstag mutmaßlich schon wieder Schmiergeld von Jecken kassiert, die auf die gesperrte Zülpicher Straße wollten.

Ein Handyvideo und Zeugenberichte legen diese Vermutung nahe. Es geschah demnach an derselben Absperrung, die schon am 11.11. im Fokus stand: auf der Engelbertstraße/ Ecke Beethovenstraße.

Zeugin beobachtete mehrere Fälle in einer Viertelstunde

Eine Anwohnerin schilderte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, sie habe die beiden Security-Mitarbeiter seit etwa 9 Uhr an der Absperrung gesehen. Gegen 10.45 Uhr ließ die Stadt die Zülpicher Straße sperren, um eine Überfüllung zu vermeiden. Fortan gelangten nur noch Anwohnerinnen und Anwohner durch die Absperrungen sowie berechtige Personen mit roten Zutritts-Armbändchen. So weit jedenfalls der Plan.

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Tatsächlich aber sollen die beiden Ordner auf der Engelbertstraße, die für die private Sicherheitsfirma im Auftrag der Stadt arbeiteten, auch weiterhin Feiernde gegen Geld durchgelassen haben. Die Anwohnerin berichtet, sie und weitere Zeugen hätten das gleich mehrfach beobachtet: „Ich habe nicht die ganze Zeit da runter geguckt, aber in einer guten Viertelstunde sind da 10 bis 15 Leute reingekommen.“

Die Ordner sollen demnach jeweils 10 Euro pro Person kassiert haben. Ihre Beobachtungen hat die Zeugin über ein Online-Formular schon der Polizei mitgeteilt, sagt sie. Auch ihr Handyvideo will sie der Polizei zur Verfügung stellen.

Nummer auf der Weste könnte Security-Personal identifizieren

„Nach den Vorfällen am 11.11. musste an Weiberfastnacht jede Sicherheitskraft eine nummerierte Weste tragen und ist damit unkompliziert und zweifelsfrei zu identifizieren“, sagte Stadtdirektorin Andrea Blome dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage. „Es macht mich fassungslos, dass das offensichtlich immer noch nicht ausreicht.“ Selbstverständlich werde man die nun bekannt gewordenen Fälle zur Anzeige bringen.

Weiberfastnacht im Kwartier Latäng: Die Feiernden in der Kölner Party-Zone au der Zülpicher Straße.

Weiberfastnacht im Kwartier Latäng: Die Feiernden in der Kölner Party-Zone auf der Zülpicher Straße.

„Zudem werden wir die stichprobenartigen Kontrollen der Sicherheitskräfte in den kommenden Tagen verstärken. Ich bitte jede und jeden, dem Ordnungsamt ähnliche Beobachtungen zu melden, damit wir dieser miesen Abzocke von Feiernden ein schnelles Ende bereiten können“, sagte Blome.

Verdächtige Ordner fühlten sich offenbar beobachtet

Offenbar war den beiden mutmaßlich bestechlichen Ordnern durchaus bewusst, dass sie beobachtet werden könnten. „Sie schauten immer mal wieder nach oben, an den Hausfassaden entlang, ob sie vielleicht jemand filmt“, schildert die Anwohnerin. Als sie einen Mann erblickten, der mit einem Headset am Fenster stand und telefonierte, hätten sie wohl gedacht, der filme sie, sagt die Zeugin. „Daraufhin haben sie einen Feiernden auch direkt abgewiesen.“

Auch als sich ein Vorgesetzter der Männer, der eine grüne Weste trug, zu ihnen stellte, hätten sie auf einmal „fleißig wie die Bienchen“ gearbeitet, sagt die Anwohnerin. Ab etwa 13 Uhr sei nahezu dauerhaft ein Vorgesetzter an der Absperrung gewesen, weshalb die beiden Männer ihr Tun offensichtlich eingestellt hätten.

Unterdessen ist ein Mann identifiziert worden, der versucht haben soll, die begehrten Zutrittsarmbändchen für das Zülpicher Viertel in den Tagen vor Weiberfastnacht auf einer Internetplattform verkauft zu haben. Es soll sich um einen Gewerbetreibenden handeln, der die Bändchen bei der Stadt bestellt hatte. 10 Euro hatte er im Internet pro Stück verlangt. Über einen Scheinkauf habe man seine Identität herausbekommen, teilte eine Stadtsprecherin mit. Die Polizei ermittelt.

Die Verfahren gegen mehrere Sicherheitskräfte, die am 11.11. Menschen gegen Schmiergeld auf die Zülpicher Straße gelassen haben sollen, sind noch nicht abgeschlossen, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft mitteilte. Möglicherweise kommen nun auch noch mindestens zwei weitere Beschuldigte hinzu.