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Unbekannte sprengen GeldautomatenVon der Zülpicher Bankfiliale blieb nicht viel übrig

Lesezeit 5 Minuten
Automatensprengung Zülpich PRIEBE

Automatensprengung in der Kreissparkasse Zülpich 

Zülpich – Die Explosion war nicht zu überhören, und der Schaden, den sie angerichtet hatte, nicht zu übersehen. Die Schumacherstraße glich einem Trümmerfeld. Die Druckwelle der Detonation war auch am 600 Meter entfernten Adenauerplatz noch zu spüren. Nach Angaben der Euskirchener Polizei hatten am Montag gegen 2.45 Uhr unbekannte Täter einen Geldautomaten in der Filiale der Kreissparkasse (KSK) gesprengt.

Laut Polizei waren mindestens zwei Männer an dem Überfall beteiligt. Zeugen hatten die dunkel gekleideten Täter mit einem schwarzen hochmotorisierten VW Golf VII flüchten sehen. Menschen wurden den Beamten zufolge nicht verletzt. Ob die Diebe Beute gemacht haben, steht ebenso wenig fest wie die Höhe des Sachschadens.

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Das THW unterstützte die Polizei bei der Spurensicherung und räumte die Trümmer aus der Filiale.

„Ich komme mir vor wie im Epizentrum der Kriminalität“, sagte Stefanie Anders, die an der Münsterstraße wohnt. Vor wenigen Wochen brannte es in der Nachbarschaft, und im Mai 2019 sprengten Unbekannte den Geldautomaten der Commerzbank in die Luft.

Alles zum Thema Herbert Reul

„Ordentliche Druckwelle“

„Das war schon eine ordentliche Druckwelle. Ich habe mir sofort gedacht, dass es sich um eine Explosion gehandelt hat“, berichtete ein Zülpicher, der am Adenauerplatz wohnt. Ihn habe die Explosion aus dem Schlaf gerissen.

Physiotherapeut Philipp Dordel hat seine Praxis an der Kölnstraße – nur einen Steinwurf von der Kreissparkasse entfernt. Gegen 8.30 Uhr stand für ihn fest, dass er seine Praxis bis Mittag zunächst nicht öffnen würde. Aus Sicherheitsgründen, erklärte Dordel. Seine Patienten hätten mit großem Verständnis reagiert. „Hauptsache, es ist keinem etwas passiert“, so Dordel.

Automaten-Sprengungen im Kreis Euskirchen

Fälle in Kall, Dahlem, Euskirchen...

Zur Sprengung von Bankautomaten ist es seit 2013 auch im Kreis Euskirchen immer wieder gekommen. Bis Februar 2016 machten sich unbekannte Täter gleich viermal über den Automaten der Kaller Postbank her. In Dahlem wurde nach einem vergeblichen Versuch 2013 ein Jahr später ein Automat der VR-Bank-Filiale aus der Wand gesprengt. In Euskirchen waren Kriminelle 2015 vergeblich und 2016 erfolgreich am Winkelpfad aktiv.

...Bad Münstereifel, Kommern...

In Bad Münstereifel wurde 2016 der Automat der Kreissparkasse aufgebrochen. In Kommern versuchten Täter 2017 gleich viermal, sich Zugang zum Volksbank-Automaten am Fachmarkt-Zentrum zu verschaffen.

...Firmenich, Zülpich, Marmagen

In Firmenich sprengten Unbekannte 2017 einen Geldautomaten an der Zikkurat in die Luft. Im Mai 2019 wurden in Zülpich die Geldautomaten in der Commerzbank-Filiale gesprengt. Vereiteln konnte die Polizei im Januar 2021 eine versuchte Automaten-Sprengung in der Marmagener Filiale der VR-Bank Nordeifel: Zielfahnder der Polizei hatten vier Männer auf frischer Tat ertappt. Drei der aus den Niederlanden stammenden Ganoven wurden festgenommen und vor Gericht gestellt.

Marmagener Täter verurteilt

Die Urteile: Ein 23-Jähriger erhielt drei Jahre und sechs Monate. Die beiden Mittäter, 29 und 33 Jahre alt, wurden zwar jeweils zu zwei Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt. Sie waren nach der Verhandlung aber trotzdem auf freiem Fuß, mussten jedoch Auflagen des Gerichts einhalten.

Explosiver Fund in Tondorf

Anfang Februar dieses Jahres machte eine Spaziergängerin in Tondorf einen explosiven Fund: Etwa eineinhalb Kilo nicht näher definierter Sprengstoff befanden sich nach Angaben der Feuerwehr in drei kleinen Päckchen in einer Sporttasche – Material, das möglicherweise für die Sprengung von Geldautomaten benutzt werden sollte. Spezialisten des Landeskriminalamtes sprengten das Material vor Ort, um es unschädlich zu machen.

Neue Sonderkommission

Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte Anfang Mai eine neue zusätzliche Sonderkommission im Innenministerium eingesetzt, die den Druck auf die „ausgesprochen kaltblütigen Täter“ zusätzlich erhöhen sollte. Mehr als 70 Sprengattacken habe es landesweit in diesem Jahr schon gegeben, so Reul.

Sprengstoff statt Gas

Noch gefährlicher seien die Taten zudem geworden, weil die Gangster vermehrt zu Sprengstoff statt Gas griffen, um die immer besser gesicherten Automaten zu knacken. Dies habe das Ausmaß der Schäden enorm erhöht. „Ich will handeln, bevor es Tote gibt“, sagte Reul während des Landtagswahlkampfs. Es sei „pures Glück“, dass noch niemand bei einer Sprengung oder halsbrecherischen Verfolgungsfahrt gestorben sei. (thw)

Auffällig war neben den zahlreichen Schaulustigen, dass die Zülpicher die Sperrung der Münsterstraße förmlich genossen. Dort, wo flanieren aufgrund der Verkehrssituation nicht möglich und durchaus gefährlich ist, fuhren für mehrere Stunden keine Autos. Die Feuerwehr hatte die Straße bereits ab dem Münstertor für den Verkehr dichtgemacht.

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Zwei Kripo-Beamte sicherten Spuren am Einsatzort.

Ein Teil der Kräfte rückte gegen 8.30 Uhr zu Smurfit-Kappa ab. Dort war nach Informationen dieser Zeitung Salzsäure ausgetreten. Für die Feuerwehr hatte der Einsatz ebenfalls mitten in der Nacht begonnen. Mehr als 45 Kräfte waren unter der Leitung von Marcel Kratz im Einsatz. Auch Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen machte sich ein Bild vor Ort.

Das THW war in doppelter Funktion im Einsatz. Zunächst kontrollierte ein Experte die Statik des Gebäudes. Die Bewohner waren evakuiert worden. Am Vormittag unterstützte das THW dann die Kriminalpolizei bei der Spurensicherung, räumte Trümmer aus dem Foyer der Filiale und stellte für die Beamten die Automaten sicher.

Container ab Juli

Zur Höhe der entstandenen Schäden am Gebäude konnte KSK-Sprecher Marius Linden keine Angaben machen. Auch die Frage, ob die Täter überhaupt Beute machten, blieb unbeantwortet. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir zu diesem Zeitpunkt dazu keine Auskünfte geben dürfen“, so Linden.

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Die Polizei setzte einen 3D-Scanner ein, um den Tatort genau zu dokumentieren.

„Wir sind erleichtert, dass keine Personen zu Schaden gekommen sind. Auch die Statik des Gebäudes ist nach aktuellem Sachstand nicht betroffen, sodass die Bewohner in ihre Wohnungen zurückkehren konnten“, teilte der KSK-Vorstandsvorsitzende Udo Becker mit.

„Natürlich geht es jetzt darum, die Bargeldversorgung vor Ort sicherzustellen. Aus diesem Grund wird übergangsweise ein Container mit Geldautomaten in der Nähe der beschädigten Filiale aufgestellt“, so Vorstandsmitglied Holger Glück. Einen genauen Termin könne man noch nicht nennen, allerdings werde dies voraussichtlich erst im Juli möglich sein. „Bis dahin erstatten wir unseren Kunden die entstehenden Fremdgebühren, wenn diese sich an dem Geldautomaten eines anderen Kreditinstitutes in Zülpich mit Bargeld versorgen“, so Glück weiter.

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„Ein persönlicher Service ist im Beratungscenter Zülpich bis auf Weiteres nicht möglich“, sagte KSK-Vorstandsmitglied Wolfgang Krüger. Für alle Fragen stehe den Kundinnen und Kunden das telefonische Serviceteam unter 02251/170 (wochentags von 8 bis 19 Uhr) zur Verfügung.