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Angel Olsen im Kölner LuxorRauer Humor als Schutzschild für schutzlose Lieder

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Angel Olsen im Kölner Luxor

Köln – Einen schönen freien Tag hatte sie in Köln, erzählt Angel Olsen im Luxor. „Killer Ramen“ gegessen und einen tollen neuen Song geschrieben. Ob sie den jetzt an dieser Stelle zum ersten Mal live vorstellen dürfe? Große Zustimmung im kleinen Kölner Club. Die Band wirkt nervös, Olsen ruft die Tonart „G“ aus. Es folgt ein elektrisch aufgeladener 50er-Jahre-Stomper à la Wanda Jackson, der mit Beziehungsstress kurzen Prozess macht: „Stop crying, it’s alright/ Shut up, kiss me, hold me tight“.

Nieman singt so gelassen von Existenzkrisen wie Angel Olsen

Ein toller Song. Aber kein neuer, sondern ein verlässlicher Live-Aufrüttler seit mindestens 2016, und ein schönes Beispiel für Olsens spitzbübisches Verhältnis zu ihrem Publikum. Das sie nach zwei sehnsüchtigen Country-Balladen von ihrem neuen Album „Big Time“ - in denen sie unter anderem den Tod ihrer Adoptiveltern verarbeitet - verschmitzt als „Fuckers“ begrüßt.

Rauer Humor, gewinnendes Lächeln: Beides auch ein Schutzschild für schutzlose Lieder, in denen Olsen ihr Herz auf der Zunge trägt. Obwohl sie bereits vor sechs Jahren ein Album mit dem Titel „My Woman“ veröffentlicht hatte, outete sie sich erst im vergangenen Jahr als lesbisch.

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Diese Diskrepanz war am Anfang ihrer Karriere als „recording artist“, vor gut zehn Jahren, noch offensichtlicher, als die Arrangements karg und frugal waren und Olsens sirenenhafte Stimme die dramatischen Höhen und Tiefen allein tragen musste. Jetzt erhebt sich ihr Gesang über eine dicht ineinandergreifende, sechsköpfige Band (zu zwei Dritteln weiblich besetzt), rot, grün, gelb in Primärfarben gekleidet, wie Mensch-ärger-Dich-nicht-Spielfiguren.

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Ein Sound, mal machtvoll, mal rau, mal verhalten intim. Oder auch im jazzig angehauchten Nashville-Stil zu dem Olsen croont wie die Reinkarnation der texanischen Country-Ikone Patsy Cline. Angel Olsen selbst ist in St. Louis, Missouri geboren und lebt zur Zeit in Asheville, North Carolina, eine kleine Stadt mit einer bemerkenswerten Musikszene, halb Land, halb urban verfeinert, also genau wie Olsens Musik.

Als Zugabe setzt Olsen zu einem Cover von Badfingers und Harry Nilssons (und Mariah Careys) großem Leidenschaftsheuler „Without You“ an, bricht ab, holt ihren Opening Act, die junge Singer-Songwriterin Tomberlin, auf die Bühne, fängt noch einmal von vorne an und jetzt verwandelt sich das Stück in eine wilde, ausgelassene Hommage an die Kräfte, die acht miteinander harmonierende Menschen auf der Bühne entfesseln können. Niemand kann derzeit so gelassen von Existenzkrisen singen wie Angel Olsen.