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„Der Rebell – Von Leimen nach Wimbledon“Spielfilm zeigt das Leben von Boris Becker

Lesezeit 4 Minuten
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Bruno Alexander spielt Boris Becker.

Köln – Boris Becker war kürzlich im RTL-Jahresrückblick „Menschen Bilder Emotionen“ zu Gast. Neben dem strahlenden, jugendlich wirkenden Tennis-Weltmeister Alexander Zverev wirkte Becker ungelenk, fast schon alt. Wer den heute 54-Jährigen nur aus der Boulevard-Presse der letzten Jahrzehnte kennt, kann vermutlich kaum glauben, welche Ikone er einst in diesem Land war.

Kaum vorstellbarer Boom

Mit 17 Jahren gewann der Junge aus Leimen als bis heute jüngster Spieler das Turnier von Wimbledon. Er etablierte sich in der Weltspitze und löste einen Tennisboom aus, der kaum vorstellbar gewesen war. Ja, es gab auch Steffi Graf. Deren unglaublichen Erfolge respektierten und bewunderten die Deutschen, aber bei Becker war es anders.

Ihn liebten sie, weil er in vielem so anders war, als Deutsche es eben gemeinhin sind: Er war aufbrausend, anmaßend, laut, oft unbeherrscht. Bescheidenheit war ihm fremd, Zurückhaltung auch.

Doch diese Liebe hatte auch etwas Toxisches, denn ihrer sicher sein konnte Becker sich nur, wenn er erfolgreich war. Wer herumschreit, kämpft und gewinnt, ist ein Held. Wer herumschreit und verliert, ist peinlich. Auch diese Erfahrung musste Becker machen.

Eine komplizierte Beziehung

Auf diese erste Phase dieser komplizierten Beziehung – und deren Vorgeschichte – konzentriert sich der Spielfilm „Der Rebell – Von Leimen nach Wimbledon“, den RTL am Donnerstagabend zur Primetime zeigt.

Die Kölner Produktionsfirma Zeitsprung Pictures hat das Protokoll eines märchenhaften Aufstiegs, in dem die schlimmen Abstürze jedoch schon durchscheinen, verfilmt. Das Drehbuch von Richard Kropf und Marcus Schuster basiert auf dem Buch „Ich bin ein Spieler: Das Leben des Boris Becker“ von Fred Sellin. Regie führte Hannu Salonen.

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Der 22 Jahre alte Bruno Alexander, Serienfans aus der Amazon-Produktion „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ bekannt, wirft sich mit viel Mut zum Risiko in die riskante Aufgabe. Dieser Boris Becker aus den Anfangstagen seiner Karriere ist ja vielen Deutsche noch sehr präsent.

Es war eine gute Entscheidung, die Match-Szenen kurz zu halten. Dabei kann man nur verlieren, auch wenn Alexander Beckers Bewegungen erstaunlich gut imitiert.

Der Zweite ist der erste Verlierer

Der Film konzentriert sich aber auf die spannendere Entwicklung – und die fand außerhalb des Platzes statt. Schon der junge Boris (gespielt von Balthazar Zeibig, der 2018 Kölner Kinderprinz war) kann man Niederlagen überhaupt nicht umgehen. „Ich bin der schlechteste Tennisspieler der Welt“, schimpft er und wirft seinen Schläger über den Platz. Der Zweite ist für ihn nur der erste Verlierer. Bruno Alexander zeigt durchaus Mut zur Hässlichkeit, wenn er Beckers regelmäßige Wutausbrüche durchleidet.

Mit Besessenheit arbeitet Becker daran, nie mehr der Zweite zu sein. Unterstützung bekommt er dabei von Günther Bosch (überzeugend: Samuel Finzi), der ihn entdeckt, trainiert und als eine Art Ersatzvater viel Raum in der Geschichte einnimmt.

Ion Tiriac macht Becker zum Star

Irgendwann holt Bosch seinen rumänischen Landsmann Ion Tiriac an Bord, er soll aus dem rothaarigen Teenager, den alle wegen seiner ungestümen Art auslachen, einen Star machen. Die Frisur, der imposante Schnurrbart, die Sonnenbrille, der Akzent – es wäre ein leichtes gewesen, ihn allein als Karikatur zu spielen. Misel Maticevic gelingt diese Gratwanderung jedoch auf erstaunliche Weise.

Film und Doku

RTL zeigt „Der Rebell – Von Leimen nach Wimbledon am 16. Dezember um 20.15 Uhr. Im Anschluss (22.50 Uhr) läuft die Doku „Deutschlands größte Sportmomente - Die Wahrheit hinter den Kulissen“, in der auch Beckers Trainer Günther Bosch zu Wort kommt.

Die Verantwortlichen machen diesen Film mit bonbonbunten Bildern aus Beckers neuem, mondänen Wohnsitz Monaco und einem Soundtrack mit zahlreichen 80er-Jahre-Hits auch zu einer Wohlfühl-Zeitreise für alle über 50.

Und sie zeigen, wie der Pakt mit der „Bild“-Zeitung den Aufstieg befeuerte und die Probleme verschärfte. Passend dazu spielt ausgerechnet Mathias Döpfner in einem Gastauftritt einen Reporter.

Als Sportfilm taugt er nur bedingt

Der Film endet ein Jahr nach Beckers zweitem Wimbledon-Sieg und mit der Trennung von seinem Mentor Günther Bosch. Die wirklichen Herausforderungen liegen da erst noch vor ihm.

Ob dieser Film Boris Becker gerecht wird, kann wohl nur der echte Becker sagen, der an dem Projekt allerdings nicht beteiligt war. Als Sportfilm taugt „Der Rebell“ nur bedingt, aber als Psychogramm eines deutschen Sportstars funktioniert er recht gut.

Keine Ahnung, ob der echte Becker jemals Sätze wie „Manchmal fühle ich mich groß und klein gleichzeitig“ sagte, aber das ist letztlich auch egal. Um zu verstehen, wie der Becker, der nun durch die Gazetten tingelt, zu dem Mann wurde, der er heute ist, liefert dieser Film einige Erklärungsansätze.